Wilde Tiere, Zebrastreifen und Après-Ski

Brauchtum & Geschichte

,

Der Hünenberger Fasnachtsumzug sorgte für ein fantasievolles Spektakel. Der Wagen vom Schulhaus Matten fiel besonders auf.

  • Die Griitehirse-Zunft Cham war als Nummer 12 unterwegs. Bild Jan Pegoraro (Hünenberg, 13.2.2024)
    Die Griitehirse-Zunft Cham war als Nummer 12 unterwegs. Bild Jan Pegoraro (Hünenberg, 13.2.2024)
  • An Kreativität mangelte es wahrlich nicht. Bild Jan Pegoraro (Hünenberg, 13.2.2024)
    An Kreativität mangelte es wahrlich nicht. Bild Jan Pegoraro (Hünenberg, 13.2.2024)
  • Die Chamer Wäichbächer Guggenmusig. Bild Jan Pegoraro (Hünenberg, 13.2.2024)
    Die Chamer Wäichbächer Guggenmusig. Bild Jan Pegoraro (Hünenberg, 13.2.2024)

Hünenberg – «Heisser als am Nil, hämmer z Zug bald Krokodil?» steht auf dem gleichnamigen Wagen. Ein riesiges Krokodil wird sichtbar, während es der Traktor ruhig um die Ecke zieht. Inspiriert vom bekannten Kinderspiel, bei dem dessen Zähne eingedrückt werden müssen. «Kroki blibt kuul» pinselten die Wagenbauer auf die dahinter montierte Strandbar. Sie begleiten den Koloss in khaki-farbener Safari-Montur. Den Klimawandel sehen sie für einmal positiv!

Am Dienstagnachmittag zeigte die Eiche-Zunft Hünenberg ihren 48. Fasnachtsumzug. Mit einem Knall setzte sich die 41 Gruppen zählende Wagenschlange pünktlich um 14.30 Uhr in Bewegung. Kurz davor war der Andrang so gross, dass der Bus 641 viele Fasnächtler am Bahnhof Cham stehen lassen musste. Auch an der nächsten Bushaltestelle, am Enikerweg, fuhr der Bus mehrmals rappelvoll vorbei. Eine Familie organisierte sich daraufhin ihren privaten Chauffeur, um pünktlich beim Umzug einzutreffen.

Dieser lässt zunächst den lokalen Gruppen den Vortritt: Allen voran die fantastisch grün-blau gekleidete Guggenmusik Cocorico unter dem Namen «Tschau du Pfau», gefolgt vom Zunftpaar Martin I. und Mary die Achtsame. Vielleicht als einzige Gruppe thematisierte darauf das Schulhaus Matten explizit ein Ereignis der vergangenen Jahre: den Rückbau des Fussgängerstreifens beim Knoten Matten. Auf dem Wagen finden sich witzige Sprüche, wie sie an diesem Nachmittag eher selten sind: «Was ist gelb und fehlt auf der Mattenkreuzung? A: Biene Maja, B: Tigerente, C: Zebrastreifen.» Oder: «Strassen ohne Streifen, wie uncool!»

Über grössere Abstände verteilt folgen weitere lokale Gruppen: Die Eich(l)e-Suppe wärmt das Publikum auf, bevor es vom Eichefrässer erschreckt wird. Gemütlicher nimmt es da die Gruppe Fährimaa, deren Boot von Venedig träumen lässt, oder jene mit dem sorgfältig gestalteten Märliwagen, auf dem Einhörner reiten.

Après-Ski-Bar und Frankenstein

Bei einigen Wagen fühlt man sich an die Streetparade erinnert: Im Mittelpunkt steht die Bar. Etwa beim eindrücklichen Après-Ski-Wagen mit Skilift und Konfettikanone oder dem «betreuten Hüttengaudi» der Chomer Hülsepresser – mitsamt drei Skifahrern im Schlepptau. Passend tönt es aus dem Lautsprecher: «Es ist alles egal, denn der Bass knallt brutal.»

Gfürchig gibt sich die Nummer 9: «De Pirat» aus Steinhausen baute sich unter dem Motto «Frankenstein» einen gruseligen Wagen mit blubbernden Zaubertränken und abgetrennten Gliedmassen. Dies steht ganz im Gegensatz zum idyllischen Sonnenschein: Laut einer Einheimischen ist der blaue Himmel typisch für das Wetterglück der Fasnacht.

Als aus dem künstlichen Rauch ein Zeppelin auftaucht, der von kleinen Go-Karts umschwärmt wird (Steampunk von FahrBar Cham), neigt sich der Aufmarsch seinem Ende zu. Von der Satire, wie es das Schulhaus Matten vorgemacht hat, hätte es ruhig noch mehr sein können. Klar ist: Guggenmusik, Kostüme und Konfetti können die Hünenbergerinnen und Hünenberger. Der Strassenbelag ist unter den Papierschnipseln fast nicht mehr zu erkennen. (Text von Fabian Gubser)