Authentische Klänge fast wie zu Mozarts Zeiten

Musik

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Die Kammer-Solisten Zug spielten drei Werke der Klassik mit historischen Instrumenten. Unter anderem auf einem beeindruckenden Hammerflügel.

  • Die Kammer-Solisten Zug bei ihrem Auftritt mit historischen Instrumenten im Pfarreiheim Gut Hirt. (Bild Roger Zbinden)
    Die Kammer-Solisten Zug bei ihrem Auftritt mit historischen Instrumenten im Pfarreiheim Gut Hirt. (Bild Roger Zbinden)

Zug – Ein weiterer Auftritt der Kammer-Solisten Zug mit je einer Aufführung im Pfarreiheim Gut Hirt in Zug und in der Musikschule Unterägeri widmete sich der historischen Interpretation. Das hohe musikalische Gesamtniveau ermöglichte dem Publikum, sich von Anfang an auf die Eigenheiten der gespielten Werke und auch auf den Klang der historischen und der historisch nachgebauten Instrumente zu konzentrieren.

Schon in der Einführung erklärte Stefan Buri verschiedene Besonderheiten der klassischen Originalinstrumente mit ihren Gestaltungsmöglichkeiten. Der im Kanton Zug wohlbekannte Pianist Tobias Rütti spielte auf einem Hammerflügel, wie ihn wohl Mozart bei den Uraufführungen seiner Klavierkonzerte verwendet hatte. Durch die damals neue Anschlagtechnik lag der Klangcharakter besonders in den oberen Lagen bereits deutlich näher beim modernen Klavier als bei den Vorgängerinstrumenten Cembalo und Spinett. Die leicht ansprechende Tastatur erlaubte einen sehr differenzierten Anschlag auf die nicht so stark angespannten Saiten. Der dafür ausreichende Holzrahmen und ein geringerer Tonumfang ermöglichten eine viel leichtere Bauweise und damit einen einfacheren Transport des Instruments. Gegenüber dem heutigen Konzertflügel bleibt aber das maximale Tonvolumen geringer, und das Instrument muss viel häufiger nachgestimmt werden.

Vor der Erfindung der Ventile verfügte das Naturhorn mit der Obertonreihe bis zum 16. Ton über einen Umfang von ungefähr drei Oktaven. Aber in den tieferen Lagen liessen sich die grossen Lücken zwischen den Naturtönen durch «Stopfen» mit der rechten Hand und durch den Einsatz zusätzlicher Stimmbögen des «Inventionshorns» nur unvollkommen schliessen, was von Mischa Greull und Hanna Rasche bis zur Karikatur vorgeführt wurde. Die mitwirkenden Holzbläser Flöte (Rebekka Brunner), Oboe (Andrea Bischoff), Klarinette (Etele Dósa und Barbara Boppart) sowie Fagott (Stefan Burri und Zoë Matthews) – verfügten zwar über andere, meist einfachere Klappensysteme, welche durch kompliziertere Fingersätze kompensiert wurden. Im Klang näherte man sich jedoch den modernen Instrumenten.

Klangliches Gleichgewicht

Im Zentrum stand das Klavierkonzert in F-Dur, KV 413, von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Umarbeitung des Orchesterparts (im Original überwiegend Streicher) in ein Quintett aus Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott vermochte die Grundstimmung voll zu bewahren, und sie überliess dem konzertierenden Pianisten genügend Freiraum zur lebendigen Gestaltung. Tobias Rütti entschied sich insgesamt für gemässigte Tempi, welche das Zusammenspiel ohne Dirigent sichtbar erleichterten. Durch den unterschiedlichen Toncharakter der Instrumente gelang auch ohne pedantische Abstufung scheinbar mühelos ein klangliches Gleichgewicht. Ohne auf kompositionstechnische Details einzugehen, interpretierten die Kammer-Solisten, was Mozart über seine Komposition in einem Brief an seinen Vater meinte: «Nichtkenner sollen mit dem Gehörten ‹Satisfaction› (Zufriedenheit) empfinden, ohne zu wissen, warum.»

Den Abschluss bildete ein Originalwerk: das Sextett Opus 71 für zwei Klarinetten, Hörner und Fagotte von Ludwig van Beethoven. «Schöne Melodien, Reichtum an neuen und überraschenden Ideen», was die Kritiker nach der Uraufführung 1796 feststellten, hat mehr als 200 Jahre später weiterhin seine Gültigkeit. Die Lebensfreude der ersten noch glücklichen Jahre in Wien spiegelte sich auch in den verschiedenen meist von der ersten Klarinette dominierten Sätzen, sehr deutlich etwa in einer überlangen Durchführung des ersten Allegros, im Trioteil des Menuetts, welches den traditionellen Dreitakt ganz bewusst bis zur Unkenntlichkeit aufweichte.

Druschetzky, der Vergessene

Eine ähnliche Grundstimmung suchte das zu Beginn gespielte Sextett in gleicher Besetzung von Georg (Jiri) Druschetzky (17451819). Der heute nahezu vergessene tschechische Komponist schuf eine gemütvolle Spielmusik, die jedoch auch in gekonnter Interpretation nicht den Tiefgang der beiden folgenden Werke erreichte. Den lang anhaltenden Applaus des in der Musikschule Unterägeri leider nicht so zahlreichen Publikums verdankten die Kammer-Solisten mit einem kurzen Marsch von Beethoven, einer weiteren Originalkomposition für Bläsersextett. (Jürg Röthlisberger)