Wie Petrunya das Patriarchat besiegt

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Eine Frau widersetzt sich in einem nordmazedonischen Dorf erfolgreich den Konventionen. Der Fliz-Filmclub Zug zeigt «Gott existiert, ihr Name ist Petrunya» im Kino Gotthard.

  • Petrunya stellt sich erfolgreich einer Männerdomäne entgegen. (Bild PD/trigon-film.org)
    Petrunya stellt sich erfolgreich einer Männerdomäne entgegen. (Bild PD/trigon-film.org)

Zug – Am Dreikönigstag wirft der Hohepriester traditionell ein Kreuz ins örtliche Gewässer. Derjenige, der das Kreuz findet, soll ein Leben lang Glück und Wohlstand erlangen. Doch an diesem Dreikönigstag ist in dem nordmazedonischen Dorf plötzlich etwas anders. Denn zwischen all den jungen Männern, die nur darauf warten, zu demonstrieren, dass sie die stärksten sind, steht plötzlich die 31-jährige Petrunya im Wasser.

Die studierte Historikerin ist gerade zurückgekehrt von einem erfolglosen Bewerbungsgespräch in einer Fabrik. Die Mutter hatte sie gebeten, ihr bestes Kleid anzuziehen und beim Alter etwas zu schummeln. Sie sollte sagen, sie sei 25 statt 31 Jahre alt, junge Frauen kämen besser an. Noch einmal willigte sie ein, sich den reaktionären Konventionen ihrer Umwelt zu fügen. Doch es lief wie immer. Der Firmenchef strich ihr übers Bein, machte sich darüber lustig, dass sie Historikerin sei und keinen «anständigen Job» gelernt habe, nur um ihr dann zu eröffnen, dass sie nicht einmal fürs «Bett» hübsch genug sei.

Das Kreuz gehört jetzt einer Frau

Und dann ist Petrunya einfach gesprungen. Und als dann plötzlich die unbekannte Frau mit dem Kreuz im Wasser dasteht, bricht das grosse Chaos im Dorf aus. Von Diebstahl ist die Rede, die Polizei wird eingeschaltet, die unterlegenen Männer machen Jagd auf die «Diebin». Doch Petrunya will sich ihr Recht, auch einmal Glück zu haben, nicht nehmen lassen. Eine Unterstützerin findet sie in einer Fernsehreporterin, einen Bewunderer in einem jungen Polizisten.

Der Film «Gott existiert, ihr Name ist Petrunya» der nordmazedonischen Regisseurin Teona Strugar Mitevska wurde an der diesjährigen Berlinale mit dem Preis der ökumenischen Jury und dem Gilde Filmpreis ausgezeichnet und wird am Montag in Anwesenheit der Hauptdarstellerin vom Fliz-Filmclub Zug im Kino Gotthard gezeigt. Der Film ist eine sehr sehenswerte satirische Bestandesaufnahme eines Landes, das zwar modern sein will, aber immer noch in alten Traditionen festhängt. Mit einer Protagonistin, die sich nicht als Heldin aufspielt, sondern die mit ihrer Klugheit und ihrer natürlichen schnörkellosen Art die Machos der Reihe nach auflaufen lässt.

Was ihr Schwerpunkt im Studium gewesen sei, will der Kommissar einmal von ihr wissen, wohl die stolze Geschichte von Alexander dem Grossen? «Die chinesische Revolution», antwortet Petrunya, ohne mit der Wimper zu zucken. (Christopher Gilb)

Hinweis
«Petrunya», Filmvorführung im Kino Gotthard in Zug am Montag, 9. September, um 20 Uhr. Die Hauptdarstellerin Zorica Nusheva ist anwesend.