Allesamt mit Salzburg verbunden
Musik
Das zweitletzte Konzert der diesjährigen Sommerklänge in Risch beeindruckte auf gleiche Weise wie die bisherigen: durch ausgezeichnete Musikvorträge und einen starken Publikumsaufmarsch.
Risch – Alles hat am Sonntag, 28. Juli, beim Sommerklänge-Konzert gestimmt: Fast nur bekannte Gesichter unter den Ausführenden, zwei bedeutende Werke romantischer Grundstimmung und nicht zuletzt das Erlebnis der alten Rischer Pfarrkirche St.Verena in wunderschöner Landschaft. Das trockene, aber nicht allzu heisse Wetter bescherte ein überaus zahlreiches Publikum, welches nur mit Mühe und Unterstützung der Veranstalter Platz fand. Die dadurch verursachten Verzögerungen, auch beim Apéro, nahm man in Kauf; aber sie führten wohl dazu, dass keine Zugabe gespielt wurde.
Die vier Streicherstimmen – Esther Hoppe und Miguel Rocha, Violinen, Veronika Hagen, Viola, und der Cellist Christian Poltéra – waren alle mit Salzburg verbunden: als Lehrende, Lernende und ausführende Interpreten. Ein Glücksfall wurde die Zusammenarbeit mit der israelischen Klarinettistin Sharon Kam, die sich vor allem mit Mozart auskennt, aber auch bei Brahms eine ebenbürtige Leistung erbrachte.
Variierende Struktur
Der erste Teil des Programms bestand aus dem Streichquartett, Opus 27, von Edvard Grieg. Schon der Einleitungssatz wies eine wilde harmonische Struktur auf, welche sich später nur teilweise mässigte – etwa für das Cello-Solo am Beginn des zweiten Satzes. In einem Brief an einen Freund erklärte der Komponist: «Das Quartett sei nicht als Trivialität für schlichte Gemüter gedacht.»
Die klare, aber immer wieder variierte Gesamtstruktur kam beim Publikum nicht überall gleich gut an, wie auch in der Pause zu erfahren war. Dank der souveränen Beherrschung des anspruchsvollen Notentextes erschien aber verständlich, warum der damals mit Grieg befreundete Tschaikowsky verschiedene Einzelheiten des Quartetts für seine fünfte Sinfonie übernahm.
Spätwerk eines Pensionisten
Harmonisch leichter zu vollziehen war das Klarinettenquintett Opus 115, ein Alterswerk voll vitaler Spannkraft von Johannes Brahms. Der zu äusserem Ruhm gekommene, aber durch den Tod verschiedener Freunde vereinsamte Komponist fühlte sich eigentlich «pensioniert». Seine letzten Kammermusikwerke verdanken wir dem Spiel des Klarinettisten Richard Mühlfeld (1856–1907), das Brahms noch einmal zum Komponieren zurückrief. Es entstand dabei aber nicht nur einfach ein Bravourstück: Vielmehr gelangen noch einmal alle Qualitäten des Brahmsschen Spätstils – und er beteiligte auch die Streicher in angemessener Weise an der Thematik.
Verglichen mit der heutigen Virtuosität verwendete die Komposition weniger Spitzentöne und die Klarinettenstimme bewegte sich meist im mittleren Bereich des Streicherklangs. An vielen Übergängen und auch ganz am Schluss gelang ein überraschend feiner und doch stets klarer Abstieg ins Pianissimo. Schwieriger erschien das klangliche Gleichgewicht bei mittlerer Lautstärke, wenn sich auch das Blasinstrument manchmal mit Fülltönen begnügen musste.
Überzeugend wirkte die nicht als solche bezeichnete, aber klar strukturierte Variationenfolge innerhalb des vierten Satzes. Entgegen der Bezeichnung «Klarinettenquintett» begann sie mit einem Cello-Solo und in der Folge gab die Komposition auch der Viola wie auch der zweiten Violine interessante Gestaltungsmöglichkeiten.
Katrin Koyro, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Zuger Denkmalpflege, informierte zur Entstehungsgeschichte des Aufführungsorts. Der Aussichtspunkt hatte schon im Frühmittelalter zu ersten kirchlichen Bauten geführt. Nach verschiedenen Neubauten – stets mit dem Zweck einer Raumvergrösserung – entstand die heutige Kirche Ende des 17. Jahrhunderts, allerdings unter Verwendung des Turms von 1310.
Auch wenn die Gemeinde in den letzten Jahrzehnten vor allem im westlichen Bereich Rotkreuz gewachsen ist, hat die Kirche St.Verena ihre Bedeutung als Kulturdenkmal und Hochzeitskirche in schöner Landschaft behalten. (Text von Jürg Röthlisberger)