Ein Abend mit intensivem Kunstgenuss

Kunst & Baukultur

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Die Zuger Kunstnacht lockte viele Leute in die Museen und Galerien der Stadt Zug, in Cham und Baar, und das Angebot war breit.

  • Kleine Männchen, grosse Gemälde oder Selbstgemaltes: Die Zuger Kunstnacht brachte dem Publikum die Kunst auf viele Arten nahe. (Bilder Jan Pegoraro)
    Kleine Männchen, grosse Gemälde oder Selbstgemaltes: Die Zuger Kunstnacht brachte dem Publikum die Kunst auf viele Arten nahe. (Bilder Jan Pegoraro)

Zug – Wer Lust hatte, konnte am vergangenen Samstagabend dank dem milden Herbstwetter locker von einem Museum ins andere spazieren, in Galerien hineinschauen – und sich überraschen lassen. Denn neben spannenden Ausstellungen gab es originelle und unterhaltende Häppchen in Sachen Kunst oder Kultur, wie Führungen, Lesungen, Musik, Tanzperformances oder Malaktionen. Und überall war der Eintritt kostenlos, dem OK-Team sei Dank.

Ein Problem war eher die grosse Auswahl und die Frage, wo man zwischen Zug, Baar und Cham beginnen, und wo man zuletzt landen wollte, um bei einem Glas Wein in gemütlicher Runde den Abschluss zu geniessen. Aus zeitlichen Gründen konnte unsere Zeitung aber nicht alle besuchen, darum hier einige Highlights.

Die Zuger Museen zeigten sich offen

Auf Interesse stiess im Kunsthaus Zug die Richard-Gerstl-Ausstellung. Wer nicht einzeln die Werke besichtigen wollte, konnte sich den Kurzführungen von Direktor Matthias Haldemann oder Sandra Weilenmann anschliessen. Zu den Malaktionen mit Chantal Küng kamen vor allem Familien mit Kindern, wie die von Fares Li aus Zug. Alle vier durften zuerst vor dem Spiegel mit Farbkreide ein Selbstporträt malen. Die Kinder machten begeistert mit, das Ergebnis der Mama sah professionell aus, wogegen der Papa Mühe hatte mit den Konturen seines Kopfes. Aber der Spass war offensichtlich.

In der Lakeside Gallery drängten sich die Besucher vor allem dort, wo Pirmin Beeler mit Kohlestift und Pinsel ein Porträt anfertigte. Und die Werke von Cosimo Wunderlin, die mit einer animierten App in Bewegung versetzt werden können, überraschten.

Nur für die Kunstnacht boten das Museum für Urgeschichte und die Kunstschaffenden des benachbarten Atelier 63 eine Ausstellung, bei der Kunst und Archäologie im Dialog standen. Samuel Hegetschweiler inspirierte eine Axt zum spektakulären Bild einer steinzeitlichen Jägerin, Tonie Bravo animierten alte Fischreusen zu eigenen Versionen, und Matthias Moos stellte wegen eines Einbaums mit fotografischen Arbeiten einen Bezug zum Zugersee her. Eine originelle Idee hatte Sam Heller, die aus alten Zeitungen, Landkarten und Geldscheinen eine Hommage an aussterbende Printmedien kreierte. Schade, war die spannende Schau «Kunststücke und Fundstücke» nur an diesem Abend zu sehen. Daneben zeigte der Kunstkiosk der Kunstpause eine breite Palette aus Kunst und Design.

In der Galerie Renggli stellt Hans-Peter Kistler derzeit drei neue monochrome Werkgruppen vor: Staubflut, Colorfans & Stripes und Floating. Weil der Künstler sich gerade in Guatemala aufhält, haben Carla und Max Renggli, ihn zum Werk schriftlich befragt und seine Antworten vorgelesen, beispielsweise warum er Hochformate benutzt, zum Titel Gezeiten, den Materialien und der Bildentstehung. So hiess es, dass er mit flüssiger Farbe arbeitet, sie auf Schalungsbretter, Stoffe und andere Träger giesst. Durch das Hin- und Herbewegen entstehen so lange Wellen, bis die Farbe stockt. Die Pigmente, vermischt mit Harz, Leinöl oder Bienenwachs, reagieren im Licht. So ent­stehen immer neue glänzende Farb­eindrücke. Bei der langdauernden Bildentstehung spielt der Zufall bewusst mit: So entstehen variantenreiche Ensembles.

In der Gewürzmühle war Wärme das Thema. So loderten an der Wand des Cafés haushohe Flammen, und im Garten standen leuchtende Einkaufstaschen neben der grauen Blechwand, in deren Wellen die Künstlerin Ana Azpeita mit Stoffstreifen eine Wärmeskala andeutete. Im Saal luden Mitglieder der Kulisse stündlich zu Aufwärmrunden ein, die munter, aber auch Spass machten.

Neben Cham gab es auch in Baar einiges zu entdecken: Unter anderem präsentierte im Kunstkiosk Silvia Feusi Bopp ihre Fotoinszenierung zum Thema Umwelt und Ressourcen. Und Seraina Sidler-Tall führte, begleitet von Lukas von Flüe, ihre Tanzperformance im Robert-Fellmann-Park auf. Im Schwesternhaus stellten die Mieterinnen der Ateliers Susanne Albrecht und Miglena Seeberger-Drava ihre Malereien aus, die Figurenmacherin Rita Theiler-Amrein löste mit ihren witzigen Tieren, Engeln und Trachtenleuten im Miniformat Schmunzeln aus, Karin Tschäni gab Einblicke in die Baukultur, dazu gab es Kurzlesungen mit Petra Lehmann.

Bei der Galerie Billing war die mit Musik und Lesungen umrahmte Ausstellung von Sabine de Spindler zu sehen. In der Coronazeit hat sie sich oft in die Natur begeben und nachher im Atelier den Bewegungen nachgespürt. Die Stimmungen sind nun mit Kreide oder Öl mit grosszügigen Linien auf Papier, Stoff oder Tafeln festzuhalten. Neu hat sie auch das Sprayen entdeckt, ihre Wahrnehmungen sind sinnliche Variationen. Gert Billing, der zum vierköpfigen Ok der Kunstnacht gehört, ist über die grosse Beteiligung der 18 Kunststätten sehr zufrieden: «Einige haben sich allerdings zu spät angemeldet, sie haben dann in zwei Jahren die Chance zur Beteiligung.» (Text von Monika Wegmann)