Macht dank Söldnerschaft

Dies & Das

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Die Themenführung zur Geschichte der Familie Zurlauben führte durch die Gemächer der Burg Zug. Und liess das Publikum abtauchen in die Zeit von Söldnerwesen, Macht und Liebeleien.

  • Fachreferentin Barbara Croisier nahm die Teilnehmenden mit in vergangene Zeiten. (Bild: Werner Schelbert)
    Fachreferentin Barbara Croisier nahm die Teilnehmenden mit in vergangene Zeiten. (Bild: Werner Schelbert)

Zug – Der Einfluss der Familie Zurlauben prägte die Zuger Geschichte vom 16. bis ins 18. Jahrhundert. Die Familie pflegte Beziehungen zu Königshäusern und zählte gemäss Fachreferentin Barbara Croisier zum «Who is who» der damaligen Politik. Die enge Verbindung zum Söldnerwesen verhalf der Familie zu grossem Reichtum. Der Familie oblag das Monopol im Salzhandel, zudem war sie für die Verteilung der Geldzahlungen aus dem Söldnerwesen, den «Pensionen», zuständig.

Die aus der Sicht der Bürger ungerechte Verteilung dieser Gelder verursachte im Jahr 1728 Missbehagen in der Bevölkerung, was dazu führte, dass die Familie ihren Einfluss verlor.

Nur wenige Zuger Söldner überlebten den Krieg

Die Schweizer Söldner waren bekannt für ihre Treue und Tapferkeit. Referentin Croisier erwähnte die 1,5 Millionen in der Schweiz rekrutierten Söldner, wovon nur rund die Hälfte überlebt haben soll. «Heute weiss man, dass die Soldaten willig gemacht worden sind. Es wurde ein Handgeld bezahlt, viel Wein war geflossen. Man spricht auch von Ausbeute.» Zum Desaster verkam der Feldzug nach Morea. Der Initiant Johann Franz Zurlauben verstarb bereits nach drei Wochen. Von den über 2000 Zuger Söldnern, welche im Jahre 1688 in den Krieg gegen die Türken zogen, kamen lediglich 20 wieder nach Hause.

Im Rahmen der Führung wurden verschiedene Räume im Innern der Burg Zug besichtigt. Interessant dabei das von Franz Fidel Landtwing nach französischem Vorbild eingerichtete Zimmer mit hoher Decke und Wandtäfer oder das «Secondhand-Wappen» der Familie Zurlauben. Gezeigt wurde aber auch, dass die Auswirkungen der Kriege nicht durchwegs negativ behaftet waren. Es entstand ein Austausch von Kulturgut. Neben Raritäten, Gemälden und Büchern wurden auch Kleider, Stoffe und Perücken importiert. So kamen die neusten Modetrends nach Zug.

Gelangweilte Frauen und interessante Männer

Lange unterschätzt wurde die Rolle der Frauen in dieser Epoche. Croisier: «Sie waren behilflich bei der Rekrutierung der Soldaten, kümmerten sich um Haus und Hof, erledigten den Haushalt und waren für die Erziehung der Kinder verantwortlich.» Dass sich die Frauen ab und zu einsam fühlten, musste auch Beat Fidel Zurlauben am eigenen Leibe erfahren. Dessen Angetraute Maria Elisabeth Kolin vergnügte sich während der langen Abwesenheit des Gatten mit dem Organisten Josef Bernhard Sidler. Dieser wagte es gar, zur Geliebten in den Zurlaubenhof zu ziehen, und machte so den Gehörnten zum Gespött.

Der letzte männliche Nachkomme, Beat Fidel Zurlauben, ist es dann auch, welcher der Nachwelt ein grosses Vermächtnis beschert hat. Seine Sammlung von Büchern und Akten befindet sich unter dem Namen «Zurlaubiana» in der Aargauer Kantonsbibliothek, welche das Werk als «kulturhistorischen Nachlass mit internationaler Bedeutung» preist. Während die sterblichen Überreste des Sammlers und früheren Generalleutnants unweit der Burg Zug begraben liegen, lebt seine Sammlung weiter und ermöglicht einen interessanten, tiefen Einblick in die damalige Zeit. (Nadine Wyss)