Der Baarer Donschtig-Träff ist bald Geschichte

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Die Gemeinde hat die finanzielle Unterstützung für den Anlass gestrichen. Die Organisatorinnen sind irritiert.

Baar – Noch zweimal findet der Donschtig-Träff in der Rathus-Schüür in Baar statt: Am 22. Mai entführt die Autorin Nina Schmid-Kunz in die Welt der Märchen. Am 26. Juni stellt Ute Ruf, jahrelange Mitorganisatorin des Donschtig-Träffs, ihr neues Buch vor. Danach geht eine über 40-jährige Geschichte zu Ende. Die Organisatorinnen stellen den monatlich stattfindenden Anlass, an dem jeweils ein Gast ein Referat hält, ein. Dies, weil die Gemeinde Baar dem Träff die finanzielle Unterstützung gestrichen hat.

Auf Anfrage begründet Andrea Schelbert, Kulturbeauftragte der Gemeinde: Das Regelwerk für die Auszahlung von finanzieller Unterstützung sehe unter anderem vor, «dass Beiträge nur an Vereine bezahlt werden». Für die Organisation des Donschtig-Träffs seien zwei Personen ohne einen Verein im Hintergrund verantwortlich. «Diese Bedingung ist den Donschtig-Träff-Organisatorinnen seit längerem bekannt, sie waren zu diesem Schritt jedoch nicht bereit.» Zudem habe man gefordert, dass die Stellver­tretungen geregelt werden und die Organisation breiter ab­gestützt werde.

Monica Riedi, die den Treff seit 15 Jahren auf ehrenamtlicher Basis mitorganisiert, zuletzt zusammen mit Ute Ruf, ist ernüchtert. «Dass ausgerechnet dieses Engagement, das Generationen verbunden hat, nun keinen finanziellen Rückhalt von der Gemeinde mehr bekommt, ist enttäuschend und schwer nachvollziehbar», sagt sie. Man sei auf die Unterstützung in der Höhe von 3000 Franken pro Jahr angewiesen. Mit dem Eintritt alleine – 10 Franken, inklusive Kaffee und Gipfeli – könne die Veranstaltung nicht finanziert werden.

Manchmal bis zu 100 Gäste

Riedi stört sich insbesondere an der Begründung der Gemeinde. «Es stösst sauer auf, wenn man 43 Jahre lang unterstützt wird und jetzt plötzlich einen Verein gründen soll, damit man den Beitrag weiterhin erhält.» Auch irritiere sie der Schritt vor dem Hintergrund der guten Finanzlage der Gemeinde – erst kürzlich konnte Baar eine Jahresrechnung mit einem Plus von 33 Millionen Franken präsentieren.

Sie ist überzeugt: Eine lebendige Gemeinde lebe nicht nur von «Beton und Bilanzüberschüssen», sondern von «Zusammenhalt, Freiwilligenarbeit und gelebter Kultur». Und mit dem Donschtig-Träff, der ursprünglich als «Frauen-Donschtig» von der Frauengemeinschaft gegründet worden ist, habe man sich «über Jahrzehnte unermüdlich und ehrenamtlich für das soziale und kulturelle Leben eingesetzt».

Gemäss Riedi mit Erfolg: Seit Corona laufe es gut, das Publikum sei offen und interessiert. Durchschnittlich habe man 30 bis 40 Besucherinnen und Besucher gehabt, manchmal sogar gegen 100. «Es hängt immer auch vom Thema und vom Wetter ab», sagt Riedi. Sehr gut besucht sei etwa die Veranstaltung vom Januar gewesen, an der Remo Zemp von der Zuger Polizei über Telefonbetrug und Enkeltricks sprach. Auch bekannte Namen haben dem Träff schon einen Besuch abgestattet: Am letztjährigen «Promi-Donschtig» war etwa Moderator Röbi Koller zu Gast in der Schüür.

Gemeinde würde wieder zahlen

Andrea Schelbert von der Gemeinde Baar schreibt, man bedauere jeden Anlass, der nicht mehr stattfinden könne. Fände sich eine Nachfolgeorganisation für den Donschtig-Träff, würde man dies begrüssen. Auch den Beitrag werde man gerne wieder ausrichten, «wenn die Voraussetzungen geschaffen werden». Gleichzeitig hält Schelbert fest: «Baar verfügt aber auch ohne Donschtig-Träff über ein reichhaltiges kulturelles Leben und eine aktive Vereinslandschaft.» Den Vorwurf der Kleinlichkeit angesichts des Überschusses lässt Schelbert indes nicht gelten: «Ein Überschuss bedeutet nicht, dass ein Regelwerk ausser Kraft gesetzt wird.»

Dass der Donschtig-Träff doch noch weitergeführt wird, scheint aber unwahrscheinlich. Für Riedi ist die Gründung und Führung eines Vereins keine Option, da mit Zusatzaufwand verbunden. «Wir machen das alles ehrenamtlich. Es braucht nicht noch mehr Auf­lagen», sagt sie. Und weil die Finanzierung nicht gewährleistet sei, habe man sich auch nicht auf die Suche nach einer Nachfolge gemacht. (Text: Tobias Söldi)