Uhren und Messgeräte zum Anfassen

Brauchtum & Geschichte

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Der Verein Industriepfad Lorze zeigt morgen in Neuheim zum ersten Mal einen Teil seiner Sammlung von Zuger Industrieprodukten.

Neuheim – Was sein Lieblingsexponat sei? Jakob Widmer zeigt auf eine alte Uhr, die vor ihm auf dem Tisch liegt. «Zwei baugleiche Exemplare sind mit der ‹Titanic› gesunken», erklärt er. «Produziert wurde die Uhr um 1905 von der Landis & Gyr.»

Die Uhr ist eine von ungefähr 600 Exponaten im Schaulager «Zuger Industrieobjekte», das morgen zum ersten Mal für die Öffentlichkeit begehbar ist. Zwei Jahre lang arbeitete Widmer zusammen mit anderen Freiwilligen – meistens Pensionären und ehemalige Angestellten von Landis&Gyr, um die alten Industrieobjekte zu erfassen und zu klassieren. Die Freiwilligen sind Teil des Verein Industriepfad Lorze (IPL), der für die künftige Dauerausstellung beim Zuger Depot für Technikgeschichte einen eigenen Raum gefunden hat.

«Für mich ist wichtig, dass man auch die Hintergrundinformationen zu einem Exponat abrufen kann», sagt Widmer. Deshalb ist jedes einzelne Objekt mit einem eigenen QR-Code versehen, über den die Besucher zu weiteren Informationen auf der Website gelangen.

Der grösste Teil stammt von Landis&Gyr und Siemens

Die Sammlung des IPL stellt laut Vereinspräsident Ulrich Straub «die weltweit bedeutendste Sammlung von elektrischen Apparaten im Bereich der Regelung, Steuerung und Messung dar». Neben elektrischen Uhren gehören auch Elektrizitäts­zähler, Messgeräte oder heutige moderne, kommunizierende Stromzähler dazu.

Ungefähr 60 Prozent der Sammlung stammen von Landis&Gyr und Siemens in Zug. Andere Objekte kommen von den Spinnereien Ägeri und Baar, V-Zug, Metalli, Rittmeyer oder der Papierfabrik Cham.

Bei der aktuellen Ausstellung setzte der IPL einen Schwerpunkt auf Uhren. So übernahm etwa Landis&Gyr um die Jahrhundertwende die Zürcher Uhrenfirma Magneta und änderte deren Markennamen zu Indukta. Während eines halben Jahrhunderts waren die meisten öffentlichen Gebäude und Bahnhöfe mit Indukta-Uhren ausgerüstet. Die Restauration von den Geräten gestaltete sich als anspruchsvoll, da früher viel mit Klebeband gearbeitet worden sei: «Beim Ablösen bleibt gerne die Farbe daran haften, was wir vermeiden möchten», sagt Widmer. Bei der Auswahl der Exponate seien vor allem die technischen Innovationen im Vordergrund gestanden.

Die offizielle Einweihung ist wegen Corona verschoben

Ulrich Straub, ein Nachkomme von Karl Heinrich Gyr, erzählt, dass der IPL ungefähr 20 Jahre nach einem passenden Ausstellungsort gesucht habe. Eigentlich wünschte sich der IPL lange Zeit das Theilerhaus an der Hofstrasse als Ausstellungsort, was aber nicht klappte. Straub ist auf jeden Fall froh, die Exponate endlich der Öffentlichkeit zugänglich machen zu können: «Wir möchten das industrielle Erbe des Kantons Zug sichtbar machen», sagt er. Wegen Corona verzichte man dieses Jahr auf eine offizielle Einweihung – diese sei aber nicht aufgehoben, sondern nur aufs nächste Jahr verschoben.

Finanziert wurden die Sammlung und die Restaurationen von den Firmen, welche die Exponate ehemals produzierten, aber auch von Stadt, Kanton, fast allen Gemeinden sowie Stiftungen, Korporations- und Bürgergemeinden als auch von Privaten. (Fabian Gubser)

Hinweis
Das Schaulager Zuger Industrieobjekte ist morgen von 10 bis 16 Uhr begehbar. Die Ausstellung befindet sich im Zuger Depot Technikgeschichte, das morgen während der gleichen Zeit zum «Tag der offenen Tore» einlädt.