An die Airbrush-Pistole, fertig, los

Brauchtum & Geschichte

,

Das Schminken mit der Sprühtechnik ist bei den Zuger Guggenmusiken weit verbreitet. Die Baarer Gruppe Profis-Ohrisch macht in Sachen Make-up alles selber. Das Schmink-OK gewährt Einblicke.

  • Lea Flühler lässt sich von Pascal Mäder das Gesicht schminken. Dies geschieht mit einer Airbrush-Pistole. Die Schablonen (mittleres Bild) stellen die Mitglieder des Schmink-OK selber her. (Bilder Maria Schmid)
    Lea Flühler lässt sich von Pascal Mäder das Gesicht schminken. Dies geschieht mit einer Airbrush-Pistole. Die Schablonen (mittleres Bild) stellen die Mitglieder des Schmink-OK selber her. (Bilder Maria Schmid)

Baar – Lea Flühler zuckt zusammen, als Pascal Mäder die weisse Farbe aus der Airbrush-Pistole auf ihre Wange sprüht. Doch schnell entspannt sich die Miene der Fasnächtlerin. Sie ist schon seit sechs Jahren Mitglied der Baarer Guggenmusik Profis-Ohrisch und ist sich das Schminken gewohnt. Innert einer knappen Minute ist das Gesicht der Posaunistin weiss grundiert. Dann folgt mit Hilfe von Plastikschablonen die Feinarbeit. Das Motto der Guggenmusik ist «Viva los Muertos», angelehnt an den mexikanischen Feiertag «Dia de los Muertos», den «Tag der Toten». Mit ruhiger Hand sprüht Pascal Mäder Muster um Augen, Nase und Mund. Auf die Stirn platziert er ein knallgrünes Spinnennetz. Schliesslich nimmt er den Pinsel zur Hand, für den letzten Feinschliff. Und wer will, trägt zum Schluss noch ein wenig Wimperntusche auf, auch die Männer. «Das kann richtig gut wirken, wenn das ganze Gesicht hell grundiert ist», sagt Jasmin Uebelhart (29), Präsidentin der Truppe, mit einem Schmunzeln.

Die Zuger Guggenmusiken setzen in der fünften Jahreszeit grossmehrheitlich auf Airbrush – dies im Vergleich zu den Stadtluzerner Gruppen, die sich mit ihren «Grende» maskieren. Bei den 1990 gegründeten Profis-Ohrisch gibt es ein Schmink-OK, bestehend aus sechs Mitgliedern, die sich um das «Make-up» kümmern. «Wir haben vor ein paar Jahren einen Kurs absolviert und das Wissen jedes Jahr weitergegeben», erzählt Jasmin ­Uebelhart. In den Anfangszeiten habe sich noch jeder selber geschminkt – mit klassischer Schminkfarbe.

In etwa anderthalb Stunden sind alle angemalt

Dass die 29 Fasnächtler intern bunt bemalt werden, hat auch finanzielle Gründe. Einen «Profi» auf diesem Gebiet könnte man sich nicht leisten, wie die Präsidentin sagt. Indem sie von A bis Z alles selber machen, können sie die Kosten für das Schminken im Rahmen halten. Pro Jahr gibt die Guggenmusik ein paar wenige hundert Franken für Farbe und weiteres Material aus. Im Keller an der Falkenstrasse 15, wo sich die Mitglieder jeweils vor ihren Auftritten treffen, steht ein Pressluft-Kompressor, der für den Betrieb der Airbrush-Pistole nötig ist. Diesen hat die Guggenmusik vor einigen Jahren angeschafft. Die Schablonen stellt das Schmink-OK selber her: Regelmässig gereinigt mit Haushaltspapier, können sie mehrmals verwendet werden.

Vor einem Auftritt brauchen Pascal Mäder (23) und Lea Flühler (22), beide Teil des Schmink-OK, Konzentration und schnelle Handgriffe. Es gilt, 29 Gesichter zu bemalen. «Wir benötigen etwa eine bis anderthalb Stunden», sagt Lea Flühler. «Wir teilen uns auf, jeder übernimmt einen Part.» Pascal Mäder fügt an: «Das Schminken ist keine Hexerei.» Nicht ganz einfach sei die Dosierung der richtigen Menge Luft und Farbe. «Doch man gewinnt schnell an Routine.» Grosse Malheurs sind bis jetzt keine passiert. «Man muss einfach aufpassen, dass keine Farbe in die Augen und Ohren gelangt», so Pascal Mäder. Die Airbrush-Farbe sei für die Haut unbedenklich, und gut abwaschbar mit Wasser und etwas Seife. «Ein Mitglied schminken wir gar nicht, da er zu stark schwitzt. Die Farbe würde einfach nicht halten», erzählt Jasmin Uebelhart.

Inspirationsquelle ist das Internet

Für die Sujets und Schablonen lässt sich das Schmink-OK jeweils im Internet inspirieren. Drei Sitzungen brauchen die sechs, danach sind sie parat für die grosse Sprüherei. Und das ganze Prozedere macht, wie eigentlich alles an der Fasnacht, in erster Linie Spass. Die Stimmung im Keller ist gelöst, als nach und nach die weiteren Musikantinnen und Musikanten eintrudeln. Jasmin Uebelhart ist an der Reihe. Sie nimmt ihre Ohrringe ab – «die müssen weg» – und macht es sich auf der Festbank bequem. Pascal Mäder setzt die silberne Airbrush-Pistole an und die Präsidentin schliesst die Augen. Sie lacht und sagt: «Man darf die Augen nicht zu fest zukneifen. Das gibt sonst Falten auf der Seite.» (Rahel Hug)