Seine Rolle widerspiegelt sein Leben

Theater & Tanz, Musik

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Im Musical «Oh läck du mir!» wirkt der Stadtzuger Simon Dubach in einer Hauptrolle mit. Mit dieser kann er sich gut identifizieren.

  • Simon Dubach spielt im Musical «Oh läck du mir!» den wirtschaftsaffinen Sohn des Lebensmittelhändlers. Im Bild mit Franca, gespielt von Viola Tami. (Bild PD)
    Simon Dubach spielt im Musical «Oh läck du mir!» den wirtschaftsaffinen Sohn des Lebensmittelhändlers. Im Bild mit Franca, gespielt von Viola Tami. (Bild PD)

Zug – Der brave Seitenscheitel ist einer lockigen Tolle gewichen, kein «Ranze» spannt sich mehr unter beigen Hosenträgern. Nur etwas mehr als zwölf Stunden liegen zwischen Kurt und Simon Dubach. Zwischen dem wirtschaftsorientierten Sohn eines Lebensmittelhändlers und dem leidenschaftlichen Musicaldarsteller. Doch ein bisschen Kurt steckt auch in Simon, wie er selbst sagt. Das Treffen in Zug ist für den Sohn der Käse-Dubach-Familie ein Besuch in der Heimat. Mit seiner Ausbildung an der Stage School in Hamburg kehrte der 29-Jährige dem Kleinstadtleben vor fünf Jahren den Rücken. Heute lebt er in Zürich. Dort, in Oerlikon, erfüllte sich für ihn einer seiner kühnsten Träume: im Theater 11 auf der Bühne zu stehen.

Genau das tut Dubach dieser Tage – und wie er es tut! Gleich einem Verrückten wälzt er sich in von der Decke flatternden Banknoten, purzelt und springt, lacht und singt vor rund 1400 Zuschauenden. In diesen Momenten ist er Kurt, einer der Hauptakteure im Stück «Oh läck du mir!» von Regisseur Stefan Huber und Drehbuchautor Charles Lewinsky.

«Es gibt da einige Parallelen»

Kern des Musicals bilden die schweizweit bekannten Hits des «Trio Eugster». Rund um diese Lieder haben Huber und Lewinsky die Geschichte einer Dorfgemeinschaft kreiert, die gemeinsam gegen den Abriss eines altehrwürdigen Hauses kämpft. Mittendrin ist Kurt, der durch sein Wirtschaftsstudium die ökonomischen Interessen am Grundstück zwar nachvollziehen kann, als Sohn des im besagten Haus arbeitenden Lebensmittelhändlers jedoch zwischen Stuhl und Bank fällt. Dass ausgerechnet Dubach aus dem Wirtschaftskanton Zug den ökonomisch denkenden Kurt verkörpert, ist Zufall. Jedoch kann sich der 29-Jährige zumindest teilweise mit dem Theatercharakter identifizieren. «Die Geschichte von Kurt widerspiegelt ein Stück weit mein eigenes Leben», so Dubach. «Es gibt da einige Parallelen.» Eine davon ist etwa der Lebensmittelladen von Kurts Vater.

Dieser wünscht sich, dass das Geschäft eines Tages an seinen Sohn übergeht. Ein Wunsch, den wohl auch Dubachs Vater Fönsi hegt. Er führt in der Neustadt Passage zusammen mit seiner Frau Ursi einen Laden mit Käsespezialitäten. Wie Kurt hatte aber auch Simon Dubach seinen eigenen Kopf, widmete sich nicht dem Verkauf, sondern lernte Informatiker. Auch dieses «Nerdige», teilweise Businessorientierte finde sich in der ­Verkörperung Kurts wieder. «Manchmal fühlt es sich so an, als hätte man die Geschichte rund um mich herum geschrieben, ohne mich überhaupt gekannt zu haben», sagt der gebürtige Stadtzuger.

Das Leben in Zug hat er vorerst hinter sich gelassen. Nur schon wegen des kulturellen Angebots zieht es ihn in die Grossstadt. Dennoch beschreibt er die Besuche hier als «heimkommen». Wenn auf der Autobahn kurz nach Affoltern die Rigi und der Pilatus ins Blickfeld kämen, sei das «einfach nur schön». Er habe sogar den Account der Stadt Zug auf Instagram abonniert und sei jeweils einer der ersten, der ihre Posts mit «Gefällt mir» markiert.

Mit der Rolle in «Oh läck du mir!» startet Dubach nun in seine professionelle Karriere als Musicaldarsteller. Dass er die Rolle bekommen hat, ist alles andere als selbstverständlich. Eigentlich wäre er «nur» zur Audition für das Tanzensemble eingeladen gewesen. Doch vor Ort erkannte man mehr in ihm – vielleicht eben gerade dieses Stück Kurt, das Dubach auch in sich selbst spürt.

«Als ich dann per E-Mail den positiven Bescheid erhalten habe, bin ich schreiend durchs Büro gerannt», sagt er. Die Rolle sei ein toller Start ins Musicalbusiness, denn dadurch habe er bereits «einen Fuss in der Tür.» Wohin diese Tür genau führt, weiss Dubach selbst noch nicht. Er sei offen für viele Rollen und Stücke, nur mit Sexistischem oder politisch Inkorrektem wolle er sich nicht identifizieren.

Die Bühne sei für ihn zum Zuhause geworden, die anderen Akteure zur Familie. Nach der Show die lachenden Gesichter im Publikum zu sehen, die während zweieinhalb Stunden ihren Alltagssorgen entfliehen konnten, das sei es, was Musicaldarsteller zum tollsten Beruf für ihn mache. «Für mich gibt es nichts Schöneres als anderen Menschen eine Freude zu machen mit dem, was ich selbst am liebsten tue.» (Text von Kristina Gysi)

Hinweis
Das Musical «Oh läck du mir!» ist noch bis zum 30. Oktober im Theater 11 in Zürich zu sehen.