Macht und Magie
Theater & Tanz
Die Junge Bühne Zug spielt dieses Jahr eine mutige politisch-religiöse Satire, frei nach Dario Fo: «Der Papst und die Hexe». Der programmatische Titel verspricht einen kontroversen Theaterabend.
Zug – Vor der Hauptprobe wärmen die neun Jugendlichen Körper und Stimme auf, klatschen, hüpfen, springen, sprechen, rufen. Der Theaterpädagoge Stefan Koch, Leiter des Kinder- und Jugendtheaters Zug, fordert sie auf, reihum im Kreis je einen Satz aus dem Stück zu sprechen, das sie gleich spielen werden, laut, in gutem Hochdeutsch. Einer davon fällt sofort auf: «Seilt eure Heiligkeit ab!» Dann beginnt Dario Fos Spiel zwischen «Papst und Hexe», römisch-katholischer Macht und Heilermagie aus der Dritten Welt, Patriarchat und Bordell, Adam und Eva. Wer gibt wem den Apfel und wer gewinnt am Schluss – Verführerin oder Verführter, einer allein oder alle?
Der berühmte italienische Theatermacher, 1997 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet, Sohn einfacher Eltern und bekennender Kommunist, legte sich zeitlebens immer wieder mit den Mächtigen an. Seine in viele Sprachen übersetzten und auf der ganzen Welt nachgespielten Stücke, die er meist zusammen mit seiner Frau Franca Rame kreierte, sind einerseits hochpolitische Statements, und andererseits Kleinode schauspielerischer Fantasie. Überbordender Einfallsreichtum und Gesellschaftskritik, die deftiger nicht sein könnte, beides intim verknüpft – das ist die Marke «Dario Fo».
Der Papst fällt einem Attentat zum Opfer
Dass es Jugendlichen Spass macht, solche Ohne-Blatt-vor-dem-Mund-Stücke spielen zu dürfen, wird während der zweistündigen Aufführung klar. Acht junge Frauen und ein junger Mann schlüpfen abwechselnd in Rollen, die lustvoll überzeichnet sind. Sie karikieren den Papst, der an einem Hexenschuss so erkrankt ist, dass seine Arme in der Luft blockiert sind; einen ratlosen Professor der Medizin; heuchlerische Kardinäle und Priester; einen Schweizergardisten samt farbiger Uniform; aber auch Säufer, Heroinsüchtige und schliesslich einen Gangster mit Pistole. Im Zentrum steht die «Hexe», eine afrikanische Wundheilerin. Sie tritt zuerst unerkannt als Nonne auf, entpuppt sich aber bald als Magierin und unterhält zudem eine Hilfsstation für Drogenabhängige. Die Begegnung mit dieser «Eva» verändert den Papst so sehr, dass er eine Enzyklika verkündet, welche Drogen legalisiert, Empfängnisverhütung propagiert und die Kirche zur Rückkehr in die urchristliche Armut verpflichtet. Daraufhin bebt die Erde, Regierungen stürzen, und der Papst fällt schliesslich einem Attentat zum Opfer.
Das Kinder- und Jugendtheater Zug hat, wie jedes Jahr, mit seinen ältesten Spielern – bis sechsundzwanzig – wiederum einen Klassiker inszeniert. Viele Stücke der Theaterliteratur wurden bisher von dieser als «Junge Bühne» bezeichneten Altersklasse gezeigt, so etwa Molières «Der eingebildete Kranke», Büchners «Leonce und Lena» oder Brechts «Der gute Mensch von Sezuan». Theaterschule, -kurse und -lager werden für alle Altersstufen ab sechs Jahren angeboten und durch professionelle Theaterpädagogen geleitet. Sie fördern Fantasie, Körperausdruck, emotionales Verstehen, Auftreten, Stimmpräsenz und soziale Verlässlichkeit wie kein anderes Fach. (Dorotea Bitterli)
Hinweis«Der Papst und die Hexe» feiert Premiere am 19. Januar um 19.30 Uhr. Weitere Aufführungen: 25./26. Januar um 19.30 Uhr und 20./27. Januar um 17 Uhr. Vorverkauf: www.kindertheaterzug.ch.