Das fantastische Universum der Bibi Vaplan

Theater & Tanz, Musik

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Am kommenden Freitagabend wird im Theater Casino Zug mit «Popcorn-Opera» ein explosives Bühnenspektakel uraufgeführt. Die Bündner Musikerin nimmt das Publikum auf eine galaktische Reise mit.

  • Bei diesem poppigen Bühnenspektakel tauchen die Gäste in die Entstehung- und Entdeckungsgeschichte des fantastischen Popcorn-Universums ein. (Bild Matthias Jurt)
    Bei diesem poppigen Bühnenspektakel tauchen die Gäste in die Entstehung- und Entdeckungsgeschichte des fantastischen Popcorn-Universums ein. (Bild Matthias Jurt)

Zug – Im Theater Casino Zug steigt man über eine hohe Treppe hinab ins untere Foyer – und damit ins Universum der angesagten «Popcorn-Opera». Die Beleuchtung ist gedämpft, Videobilder flimmern über die riesige Seitenwand, und auf drei kleineren Bildschirmen erscheinen Bündner Berglandschaften und darin eine Frau, die sich abwechselnd mit zwei Stieren namens Leon und Roccobello auseinandersetzt oder in die Kamera spricht. Sie heisst Bibi Vaplan.

Lichtspots erhellen einzelne Ecken des Foyers, in denen eine raumschiffartige Konstruktion – die Rakete Xalvadora –, eine Videogame-Station, Podcast-Kopfhörer und ein Kinderbuch zum Betrachten und Ausprobieren einladen. Als eine Art Jahrmarkt digitaler Attraktionen. Mittendrin eine dunkelgelockte Dame auf hohen goldenen Blocksandalen, angetan mit einem Kostüm, das wie eine Discokugel glitzert.

Es ist die aus Schweizer Filmen und TV-Serien bekannte Schauspielerin Tonia Maria Zindel, die das Publikum lust- und temperamentvoll in Bündner Dialekt willkommen heisst und in das fremde Universum einführt, das sich bereits vor den Türen des Theatersaals auftut: das Popcorn-Universum.

Reise zu vier Planeten

Im Saal startet dann das fast zweistündige Abenteuer, sobald das Publikum Platz genommen hat. Man sitzt nicht in der grossen Aula, sondern auf der Bühne in intimer Nähe zum Geschehen und wird auf diese Weise hineingezogen in eine fantastische Welt, die von sechs Musizierenden und gewaltigen Videoanimationen gestaltet wird.

Sonnen, Sterne, Planeten, Monde und Asteroiden in allen Farben wirbeln über die Projektionsfläche hinter den Instrumenten und verursachen einen visuellen Sog, dem sich niemand entziehen kann – man fliegt mit. Riesige Popcorn-Attrappen stehen auf der Bühne zwischen Flügel, Keyboards, Schlagzeug, Saxofonen, Tuba und Posaune – gespielt von fünf Musikerinnen und einem Musiker: Bibi Vaplan, China Mautz, Jonas Inglin, Melia Inglin, Mirjam Scherrer und Valeria Zangger. Sie sind die «Popcornauten und Popcornautinnen», die sich mit den unterschiedlichsten musikalischen und performativen Mitteln auf eine Reise zu vier Planeten aufmachen.

Eine Reise zwischen Pop und zeitgenössischer E-Musik, die zeitlich, räumlich und mu­sikalisch gewohnte Formen sprengt, ohne auf Prunk und Epik zu verzichten. Eine «Opera» im eigentlichen Sinne – eine mit Musik erzählte Geschichte, eine Synthese vieler Künste. «Opera» bedeutet ursprünglich aber auch einfach nur «Werk». Und in diesem ungewöhnlichen Werk ist das Sprengen von Grenzen der rote Faden – so wie aus einem Maiskorn sich mit Hilfe von Wärme ein luftig-leichtes Popcorn befreit.

Erträumt, entdeckt und initiiert hat dieses Popcorn-Universum die Bündner Musikerin, Komponistin und Performerin Bibi Vaplan. 1979 in Scuol geboren, singt sie leidenschaftlich und ausschliesslich in Rätoromanisch.

«Kaum Atempausen» beim Komponieren

Als sie 2005 ihr Klavierstudium an der Zürcher Hochschule der Künste mit dem Lehrdiplom abschloss, komponierte sie bereits für Filme und Theater. Stilistisch breit, bereicherte sie die romanische Musik um eine neue, ganz eigene Note. «Aber das Komponieren muss im digitalen Zeitalter immer schneller gehen, es gibt kaum mehr Atempausen, und davon hatte ich vor vier Jahren genug», schildert sie im Interview, «Ich wollte das Feld öffnen, mit anderen Künsten zusammenarbeiten, etwas Lebendiges, Explosives, Spielerisches schaffen.» Zusammen mit der Dramaturgin Manuela Steiner entwickelte sie ihre Ideen, verfasste das Stück, komponierte und sah sich nach weiteren Mitwirkenden um. Hinzugekommen sind etwa der Videokünstler Kevin Graber, der Bühnenbildner Andreas Bächli oder die Regisseurin Magdalena Nadolska.

Am Vorabend der Uraufführung ihrer «Popcorn-Opera» ist Vaplan nach jeder Probe berührt von dem, was auf der Bühne stattfindet: «Das Herzblut, das Wagnis, das Abenteuer hat sich gelohnt.» Auf den vier Planeten Culurio (Farben), Uras e min (Zeit), Riva Riva (Liebe) und Sabgia (Wissen) finden die sechs Popcornauten und Popcornautinnen Essenzen des Glücks, die auf der Erde selten geworden sind: Verrücktheit, Kreativität, Sinnlichkeit und Weisheit. Die galaktische Reise ist zugleich eine innere Reise.

«Popcorn-Opera» im Theater Casino Zug: Premiere, Uraufführung und öffentliche Premierenfeier am 27.10.2023 (ausverkauft). Infos und Tickets für weitere drei Aufführungen am 28./29.10.2023: https://www.theatercasino.ch/programm. Zu den rätoromanischen Songtexten wird ein Faltblatt mit deutscher Übersetzung abgegeben. (Text von Dorotea Bitterli)