Talk mit Jonny und Schwester Rosmarie

Dies & Das, Literatur & Gesellschaft

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In Zug, aus Zug, von Zugern für Zuger: Das Kernthema des neuen Bühnenformates «Heute ZUGast» im Burgbachkeller ist klar festgelegt. Die Premiere am Mittwoch schien ins Schwarze zu treffen – es war herzhafte Unterhaltung von der ersten Minute an.

  • Lockere Stimmung und Heiterkeit: Radiomoderator Dominik Widmer (links) im angeregten Austausch mit Sr. Rosmarie Sieber und Jonny Fischer im Theater im Burgbachkeller. (Bild Stefan Kaiser)
    Lockere Stimmung und Heiterkeit: Radiomoderator Dominik Widmer (links) im angeregten Austausch mit Sr. Rosmarie Sieber und Jonny Fischer im Theater im Burgbachkeller. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Was haben eine Ordensschwester und ein quirliger Kabarettist gemeinsam? Bestimmt das eine oder andere, tut aber gar nicht viel zur Sache. Alles, was zählt, ist ihr Bezug zu Zug. Und einzig darum geht es bei «Heute ZUGast», einem der vier neuen Formate auf dem Spielprogramm des Burgbachkellers. Durch den Abend führt der aus Steinhausen stammende Radiomoderator Dominik Widmer, auf Sofa und Fauteuil sitzen Menschen, die im Kanton Zug leben, aufgewachsen sind oder hier ihr Wirkungsfeld haben.

Für die Erstausgabe hat Widmer mit Rosmarie Sieber eine Menzinger Ordensschwester als Talkgast an Land gezogen. Da sass aber keine Nonne in schwarzer Tracht mit Haube, sondern eine durchaus «weltlich» gekleidete Frau mit klobigen Wanderschuhen und silbernem Kreuz auf der Brust. Direkt aus den Ferien in Engelberg sei sie heute gekommen. Zu Schwester Rosmaries Linken sitzt Jonny Fischer vom Cabaret Divertimento, dessen Heimat Zug seit seinem Herzug aus Liestal vor vielen Jahren geworden ist.

Viel Witz und Tiefgründigkeit...

Widmer fragt die beiden anfänglich eher Banales. Bald aber entwickelt sich alles zu einem angeregten Gespräch mit Hand und Fuss, es folgen Anekdoten, Geschichtchen, Meinungen, viel Privates. Wie heiter das Klosterleben sein kann, dass auch dort die Geschlechterrollen nicht inexistent sind, und wie sie ab und an auch ein ernstes Wörtchen mit dem Herrgott spricht («Dem säg i de scho...»), erzählt Schwester Rosmarie frisch und frei – ganz zur allgemeinen Erheiterung im gut besetzen Gewölbe. Eine Spur persönlicher und intimer wird Jonny Fischer. Er rekapituliert seine schwierige Kindheit und zeichnet nach, wie er schliesslich zu seiner positiven Grundeinstellung gefunden hat. Später kommt es zum «versehentlichen» Duzis zwischen Dominik Widmer und der Ordensfrau. «Wie spricht man dich denn an? ‹Du, Rosmarie› oder ‹Du, Schwöschter›?» Fischer mischt sich selbstironisch ein: «Ach, Letzteres hör ich mängisch au.» Nach und nach begreift das Publikum den Witz – es ist einer von vielen herzhaften Lachern an diesem Abend.

Es herrscht eine sehr offene, fast familiäre Atmosphäre auf der Bühne wie im Zuschauerraum. Ein Intermezzo an diesem Abend folgt mit einem Überraschungsgast; es ist der 17-jährige Maxime Huysman. Er stellt seinen interaktiven «Zuger Trail» vor, welcher als Auseinandersetzung mit der Architektur im modernen Zug im Rahmen seiner Maturaarbeit entstanden ist. Und schliesslich kriegt die Kernrunde Verstärkung aus dem Publikum mit der (nicht ganz) zufällig ausgewählten Zuschauerin Priska Waller, eine Urzugerin mit Mode- und Designboutique in der Altstadt. Auch sie lässt der Moderator aus dem Zuger Nähkästchen plaudern.

Um die Interaktion mit der Zuschauerschaft zu unterstreichen, äussern sich die drei Sofagäste zu guter Letzt noch zu vorangehend aus Publikumskreisen eingereichten Themen und Fragen. Sei es über die eigene Lebensphilosophie, über zentrale Werte und Eigenschaften, oder auf was sie am meisten stolz sind. Hier werden Widmers Gäste noch einmal sehr nahbar. Das schafft zusätzlich Sympathie.

...und alles mit dem Label «Zug»

Eine Nebenrolle – aber eine tragende – spielen die zwei Damen der Hausband 2erlei. Simone Baumann und Stefanie Hess begleiten den Abend mit eigenen Musikkreationen. Mit ihrem Lied über den «Mikrokosmos Zug» steuern sie gleich einen Titelsong zur Talkshow bei, bei der selbst das Bühnenbild das Label Zug trägt – das schicke Mobiliar im dezenten Retro-Stil ist von der Wohnhalle Baar zur Verfügung gestellt worden.

Nach knapp eineinhalb Stunden heiterer und angeregter Unterhaltung ohne jeglichen Anflug von Langatmigkeit entlässt Dominik Widmer eine Zuschauerschaft in die Nacht, deren Erwartungen an das neue Format sichtlich erfüllt, ja vielleicht gar übertroffen sind. Dass der Moderator bei der abschliessenden Verdankung der Unterstützer die Stadt Zug ­versehentlich als Stadt Zürich anführt, mag man ihm gerade noch nachsehen ... (Andreas Faessler)

Hinweis
Nächste Ausgabe von «Heute ZUGast» am Donnerstag, 3. Dezember, 20 Uhr, u.a. mit der Zuger Sportlerin Brigitte McMahon und Musik von Ramon Clau.