Zugerin steht in Hollywood im Blitzlicht

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Antonia Durisch (24) aus Unterägeri sorgt mit ihrem ersten internationalen Kurzfilm als Produzentin für Aufsehen.

  • Antonia Durisch geniesst den Augenblick des Erfolgs, weiss aber auch um die Vergänglichkeit des Ruhms. (Bild PD)
    Antonia Durisch geniesst den Augenblick des Erfolgs, weiss aber auch um die Vergänglichkeit des Ruhms. (Bild PD)

Zug – Ein Film ist hohe Kunst am laufenden Band. Ob der fertige Film bei der Kritikerin und dem Publikum ankommt, entscheidet sich erst nach der Premiere. So gesehen darf die Unterägerer Filmproduzentin Antonia Durisch (24) mit ihrem internationalen Erstling «Cru» mehr als zufrieden sein (siehe Box). Damit stand die junge Filmfrau im vergangenen Jahr bei der Weltpremiere in Hollywood auf der Bühne des TCL Chinese Theaters.

Als Managerin von «Cru» hätte es Durisch gerne gesehen, wenn die Delegation beim HollyShorts Film Festival etwas grösser gewesen wäre: «Die Einladung ist sehr kurzfristig erfolgt. Nur der Regisseur David Oesch und ich konnten deshalb die grosse Reise antreten.»

Erstaunlich ist, dass es die beiden Schweizer Filmemacher mit dem zehn Minuten dauernden Kurzfilm beim traditionellen Filmfestival in Locarno nicht ins Programm schafften. Spätestens als der Schweizer Film «Cru» am bekannten Tribeca-Festival im US-Bundesstaat New York in die Ränge kam, dürften es die Nein-Sager aus dem Tessin bereut haben. Die Film-Ikone Sheila Nevins überreichte den jungen Talenten in den USA den Student Visionary Award und lobte ihr Werk überschwänglich. Erstaunlich ist das gute Abschneiden des nur gerade 4550 Franken teuren Films noch aus einem anderen Grund: Die Schauspieler sprechen Französisch. Selbstverständlich ist dieser Schweizer Film Englisch untertitelt.

Der grösste Traum von Antonia Durisch ist es, zu ihrem Lieblingsfilmfestival nach Zürich eingeladen zu werden, um «Cru» zu präsentieren. Doch sie weiss, dass das kein einfaches Ziel ist. «Um die Ziele erreichen zu können, fliesst viel Herzblut und Schweiss. Nachdem man ein solches komplexes Grossprojekt bewältigt hat, ist man einfach stolz, auch wenn man im Heimatland nicht so sehr gefeiert wird wie international», sagt sie. Dass viel Herzblut in das Projekt geflossen ist, ist spürbar, denn die Filmkritiker überschütten die Nachwuchstalente mit Lob. Kurt Brokaw, Senior Filmkritiker bei The Independent UK, schrieb den beiden privat: «Ein Studentenfilm hat noch nie den Oscar für den besten Live-Kurzfilm gewonnen. Vielleicht bringt ihr den Ball ins Rollen. Viel Glück!» Herzblut, ja das war auch im Film selbst der Fall. In diesem Kurzfilm sorgt Blut – und da verrät die Produzentin nicht zu viel über den Inhalt – sogar für eine ungeahnte Pointe.

Zwei Künstler finden sich an den Zuger Filmtagen

Die Filmproduzentin Antonia Durisch und der Regisseur David Oesch fanden im Nachgang der Zuger Filmtage vor drei Jahren ihre gemeinsame Berufung. Sie stürzten sich ohne grosse Anlaufzeit gleich in ihr erstes gemeinsames Filmabenteuer. Der designierte Regisseur Oesch hatte ein «klassisches Drehbuch» in der Hand. Die Überschrift: Stressszenen in einer Küche. Es war nun an Durisch, alles für den Dreh vorzubereiten, denn sie war die einzige Managerin unter den Künstlern. Da es sich bei «Cru» um einen Film übers Essen und dessen Herrichtung handelt, waren die Erfordernisse an die Drehplätze schnell definiert. «Wir hatten Glück, dass wir in einem Inserat gesehen haben, dass in Zürich eine Küche aufgelöst würde», erzählt Durisch. Für die Restaurantszene im Kurzfilm musste der Filmtross nach Bern ausweichen – Improvisation war ab und zu vonnöten.

Zudem seien noch andere Fähigkeiten gefragt gewesen: «Jonas van der Kleij, einer meiner besten Männer und Set-Aufnahmeleitung bei ‹Cru›, durfte mit mir an einem Drehtag sogar einen Rohrbruch reparieren.» Ohne den Einsatz von Goodwill auf allen Ebenen wäre ein solches Projekt gar nicht realisierbar. Die aus Wien eingeflogene Luxemburgerin Jeanne Werner gibt «Cru» ein markantes Gesicht. «Sie hat sich auf ihre Rolle in der Küche intensiv vorbereitet, in dem sie sich in solchen umgesehen hat», erzählt Antonia Durisch begeistert. Die für die Ausstattung und die Kostüme verantwortliche Jeanne-Vera Bourguignon brachte es fertig, dass nicht nur das Küchenintérieur und die Kleidung der dort Tätigen ineinander verschmolzen. Da wider Erwarten das eine und andere auf dem potenziellen Set fehlte, suchte Bourguignon über Nacht für Ersatz. Auch die Kameraführung von Ramón Königshausen, der Schnitt von Elias Jutzet und das Sound Design von Gina Keller werden gross von der Produzentin gelobt. Derweil die Unterägererin Antonia Durisch für alle anderen Erfordernisse den Springer machte: «Ich war stets bestrebt, dass die Schauspieler, Crew und Statisten sich wohlfühlten.» Das an sich ist schon eine Kunst, denn bei «Cru» haben insgesamt rund 180 Personen irgendeine Position ausgefüllt.

Antonia Durisch und David Oesch haben derweil schon Pläne für ihr nächstes gemeinsames Projekt. Drehort? Im schönen Kanton Zug. Durisch erzählt: «Das nächste Projekt ist sozusagen mein Lebenstraum. Eine Serie für Zugerinnen und Zuger, die den Leuten lokale Schätze näherbringt.» Sie würden sich momentan auf Sponsorensuche befinden. Mit «Cru» haben sie beste Werbung für sich gemacht. (Marco Morosoli)