Sie setzt gleich mehrere Zeichen

Brauchtum & Geschichte

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Tony Spillmann hat 800 1.-August-Abzeichen verkauft sie will so eine Tradition vom Aussterben bewahren.

  • Tony Spillmann präsentiert in der für den 1. August beflaggten Unter Altstadt die Abzeichen von Pro Patria. (Bild Stefan Kaiser)
    Tony Spillmann präsentiert in der für den 1. August beflaggten Unter Altstadt die Abzeichen von Pro Patria. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – «Die Leute wissen jeweils, Ende Juli kommt wieder die Alte angedackelt und verkauft 1.-August-Abzeichen», sagt Tony Spillmann mit ganz viel Selbstironie. Die 69-Jährige ist nach eigenen Angaben die Einzige, die in der Stadt Zug und in Baar noch die Tradition des Abzeichenverkaufes hochhält. «Früher waren vor allem Schüler unterwegs, um die Ansteckplakette zu verkaufen. Doch in Zug und Baar machen sie das nun nicht mehr», sprudelt es aus der kommunikativen Dame, die freche Kirschohrringe trägt, heraus. Sie habe extra bei den Schulen nachgefragt. Die Antwort: Lehrer und Eltern hätten nicht mehr gewollt, dass die Kinder die Zeit mit dem Verkauf vertrödeln, statt sich auf die Schule zu konzentrieren.

Eine gute Lebensschule

«Dabei ist das eigentlich eine gute Lebensschule», betont die quirlige Rentnerin, «die Kinder lernen sich auszudrücken und mit jemandem ins Gespräch zu kommen. So können sie ihre Schüchternheit überwinden.» Sie selbst hat gar keine Probleme, potenzielle Käufer anzusprechen. Und sie weiss aus inzwischen über zehnjähriger Erfahrung, wo es sich lohnt, mit den Abzeichen aufzutauchen. «Vor allem an einer Generalversammlung finde ich immer Abnehmer. So ist es inzwischen schon fast Tradition, dass ich an der GV der Zugerbergbahn AG auftauche.» Gekauft werden die Plaketten vorwiegend von der älteren Generation. Der Erlös kommt der Stiftung Pro Patria zugute (siehe Box). «Die kennen die Abzeichen noch von ihrer Jugendzeit her. Auch ich das ist der Grund, dass ich diese immer noch verkaufe, damit diese Tradition nicht verschwindet.»

Für Museen und Auslandschweizer

Ein Abzeichen kostet 6 Franken: Die Kinder dürfen 50 Rappen für sich behalten, der Rest erhält Pro Patria. Die Stiftung verschickt die Plaketten. «Ich habe eine grosse Röhre gehabt. Und Pro Patria hat mir gleich 800 Stück zugeschickt», erzählt Tony Spillmann, die kürzlich von Baar nach Zug in die Altstadt gezogen ist, mit einem Lächeln. «Ich habe jetzt nur noch ein paar wenige nicht verkauft aber die werde ich am 1. August noch locker los.» So wird sie schliesslich alle 800 1.-August-Abzeichen verkauft haben.

Die Abzeichen sehen jedes Jahr anders aus in diesem Jahr ist über der Schweizer Flagge eine Weltkugel angedeutet, die an die Auslandschweizer erinnern soll. Ein Teil des Erlöses wird für Projekte zu Gunsten junger Auslandschweizer verwendet. Zudem werden Orts- und Regionalmuseen in der Schweiz Geld aus dem Verkauf der 1.-August-Abzeichen erhalten.

Für die historischen Stadtzuger Waschhäuser in der Unteraltstadt und im Löchli sowie den Kunstkiosk Baar flossen im Kanton Zug bisher Beiträge von Pro Patria. (Luc Müller)

 

Geld für Projekte

PRO PATRIA. «Die Stiftung Pro Patria Schweizerische Bundesfeierspende bezweckt, zum Gedenken an die Gründung der Schweizerischen Eidgenossenschaft Sammlungen zur Förderung schweizerischer kultureller und sozialer Werke durchzuführen», heisst es auf der Homepage der Stiftung. Pro Jahr kommen durch den Erlös des 1.-August-Abzeichens und aus dem Verkauf der Pro-Patria-Briefmarken rund 3 Millionen Franken zusammen.