Bildhauer unter freiem Himmel

Kunst & Baukultur

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Bis nächsten Dienstag werken Bildhauer auf dem Waldstockgelände in Steinhausen – eine Premiere in Zug.

  • Bildhauer Christof Suter aus Ebertswil legt an seiner Skulptur «Der lange Weg zum Wasser» Hand an. (Bild Stefan Kaiser)
    Bildhauer Christof Suter aus Ebertswil legt an seiner Skulptur «Der lange Weg zum Wasser» Hand an. (Bild Stefan Kaiser)

Steinhausen – Seine spitze Motorsäge heult laut auf, als er den Rumpf des kleinen Schiffs glättet. Am Morgen war die Skulptur, an der Christof Suter gerade Hand anlegt, noch ein unförmiger Baumstamm. Jetzt, kurz vor Feierabend, lässt sich schon vieles erkennen: Das Holz zeigt einen alten Mann, der ein Boot zum Wasser schiebt. «Die grösste Arbeit passiert am Anfang», sagt Suter, der lange in Baar gewohnt hat und kürzlich nach Ebertswil umgezogen ist, «danach ist es ein feines Schaffen». Er ist einer von zehn Bildhauern, die wiederum Teil des ersten Bildhauersymposiums in Zug sind.

«Wir Bildhauer sind häufig alleine in der Werkstatt, deshalb bleibt der Austausch meistens auf der Strecke», sagt Initiant Daniel Züsli, der genau deswegen das Treffen organisiert hat. Zudem möchte der Chamer Künstler seinen Beruf «besser sichtbar» machen. Just für diesen Anlass gründete er den Verein «sKULpTURa», der die Bildhauerei fördern soll. Wieso genau hier vor dem Waldstock? Er selbst sei beim Open-Air oft als Helfer dabei gewesen, und habe bisher schon am Waldstock Plastiken geschnitzt, jeweils alleine. Zum 20. Jubiläum habe das Festival eine Ausschreibung gemacht, um kulturelle Projekte zu fördern – Züsli bewarb sich mit der Idee fürs Symposium und erhielt den Zuschlag. Das OK unterstützt das Treffen daher mit Infrastruktur, Verpflegung und Unterkunft.

Viele haben einen zweiten Job

Zurück zum Zelt von Suter. «Das Zeichnen war die Muse meiner Kindheit» erinnert sich der 46-jährige Familienvater. Nach der Kunstgewerbeschule heuerte er bei einem Steinbildhauer an, um das Handwerk zu erlernen. Das Arbeiten mit Holz hingegen brachte er sich selbst bei. Heute arbeitet er nicht nur in seinem Atelier, sondern zur Hälfte auch als sogenannter Kunstagoge in der Kunstwerkstatt an der Lorze in Cham. Dort coacht er künstlerisch begabte Menschen mit Beeinträchtigungen auf dem zweiten Arbeitsmarkt. «Ziel wäre es aber schon, irgendwann ganz von der Bildhauerei zu leben.» Laut Züsli haben rund die Hälfte der Anwesenden des Symposiums einen zweiten Job.

Viele Bildhauer gibt es im Kanton nicht. Ebenfalls am Symposium nehmen der Stadtzuger Albert Steiger, der mit Stein arbeitet, und Mitorganisator Ronny Küttel aus Steinhausen teil. Die restlichen Bildhauer und Bildhauerinnen kommen beispielsweise aus dem Engadin, Solothurn oder Bern. Morgen veranstalten sie einen Kettensägenwettkampf, bei dem es gilt, ein unbearbeitetes Stück Holz möglichst schnell und schön zu formen. Am Sonntag können Kinder versuchen, aus Holz selber kleine Figuren zu basteln. Am Ende des Symposiums, nächsten Dienstag, findet eine Vernissage statt, an der die Plastiken verkauft werden.

Christof Suter zeichnet inzwischen mit Kreide die nächsten Schnitte auf seiner Skulptur vor. Er bleibt nur bis Donnerstag, weswegen er noch viel Arbeit vor sich hat. Das Schwierigste an seinem aktuellen Werk sei die Verbindung zwischen Mann und Boot: «Die ganz Chraft, wo de Mah brucht, söll schlussändlich überecho». Wenn sie fertig ist, wird die Skulptur eher grob aussehen, was Suters Stil entspricht.

Örtliche Förster liefern das Holz

Das Holz, das er und seine Kolleginnen und Kollegen verwenden, hat ihnen der örtliche Förster zur Verfügung gestellt. Initiant Züsli konnte die Bäume zusammen mit dem Förster sogar selbst auslesen. Suter hofft natürlich, dass seine Skulptur namens «Der lange Weg zum Wasser» an der Vernissage verkauft wird. Einige Werke werden am Open Air selbst ausgestellt. Züsli arbeitet gegenwärtig zum Beispiel an einem Wanderpokal für das geplante Jassturnier des Waldstocks.

Er freut sich sichtlich, gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen für eine Zeit lang aus dem Atelier-Alltag auszubrechen – auch wenn es die Sonne wieder einmal sehr gut meint und der Griff zur Wasserflasche mittlerweile instinktiv erfolgt. Züsli kann sich gut vorstellen, bald wieder ein Symposium auf die Beine zu stellen. (Fabian Gubser)

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