Ein tierisches Konzertvergnügen

Musik

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Nach Ende der Farbenreihe hat sich die Musikgesellschaft den Tieren zugewandt. Unter der Leitung von Anita Spielmann erlebte das Publikum mit Märchen und Geschichten den Grenzbereich zwischen menschlichem und tierischem Verhalten.

  • Die Musikgesellschaft bot Klassik, Jazz und Unterhaltung. (Bild: PD)
    Die Musikgesellschaft bot Klassik, Jazz und Unterhaltung. (Bild: PD)

Cham – Im Zentrum der Saal-Dekoration und wohl auch in der Aufmerksamkeit stand der Gestiefelte Kater («El Gato con Botas») des 1966 geborenen spanischen Komponisten Ferrer Ferran. Entsprechend der spanischen Blasmusik-Tradition hatte er die Bläserformation durch Celli, E-Piano und Harfe ergänzt, was auch die nicht ganz vollständige Uniformierung beim Auftritt erklärt. Ein harmonisch und dynamisch überaus reiches Wechselspiel durch die verschiedensten Register schilderte die übernatürlichen Fähigkeiten des Katers, der den enterbten Müllerssohn über viele Abenteuer bis zur Hochzeit mit der Prinzessin führte.

Nach einer langen und sorgfältigen Vorbereitung unter der Leitung von Anita Spielmann erlebte das umfangreiche Werk im Chamer Lorzensaal die schweizerische Erstaufführung. Der Gestiefelte Kater erklingt nochmals im Samstagsprogramm des 7. Zuger Musikfestivals (2. Juni) in Hünenberg. Mehr als Tiere benahmen sich die Londoner Katzen im anschliessenden «Cats» nach dem Musical von Andrew Lloyd Webber.

Tom und Jerry karikieren die menschlichen Gefühle

Während sich für den Auftakt («Holzschuhtanz» von Lortzing) alle Mitwirkenden pünktlich eingefunden hatten, erschienen die gleichen Leute nach der Pause nur tröpfchenweise, aber doch immer noch gerade rechtzeitig für die stark verschobenen ersten Einsätze im «Blues for a Killed Cat» von Jack End. Dies war genau eine Umkehr des Scherzes von Joseph Haydn bei einer seiner Sinfonien, als die Musiker durch allmähliches Verschwinden andeuteten, es wäre jetzt höchste Zeit, sie in die Ferien zu schicken.

Nach einem mehr von der Klassik her gefärbten Einstieg bewegte man sich im zweiten Teil stärker Richtung Jazz und Unterhaltung. Tom und Jerry sind in den Kurz-Trickfilmen zwar nach der Körpergestalt eindeutig Tiere; aber sie karikieren die menschliche Gefühlswelt, was auch von der Komposition und ihrer Wiedergabe transparent nachvollzogen wurde. Wiederum genau das Umgekehrte brachten die beiden nachfolgenden Vorträge. Das Biest (in «Beauty and the Beast», von Alan Menken) und der Frosch («Dear Frog», Victor Trojan) sehen zwar wie Tiere aus und benehmen sich auch so; sie sind aber verzauberte Menschen. Das Frosch-Posaunensolo von Daniel Muff fand den stärksten Beifall und wurde als unvorhergesehene Zusatz-Zugabe gleich wiederholt.

Den offiziellen Abschluss bildete der Marsch «Espede» von Wim Laseroms, nochmals ein Stück, welches ebenfalls am Kantonalen Musikfestival ein weiteres Mal erklingt. «Danke für die Blumen» – das meinten nicht nur die Mitwirkenden auf der Bühne für den überaus kräftigen Schlussapplaus; es war gleichzeitig Titel der Zugabe.

Vereinspräsident Markus Hillebrandt dankte dem Publikum, den Sponsoren und den Mitwirkenden und insbesondere auch Julia Hess, die stimmungsvoll und abwechslungsreich durch das Programm geführt hatte. Gerne blieb ein grosser Teil der Zuhörerschaft, um beim Restaurationsbetrieb auch noch mit den Ausführenden direkt ins Gespräch zu kommen. Der nächste grosse Auftritt der MG Cham erfolgt Ende November. Schwerpunkt ist südamerikanischer Tango mit dem Bandoneon-Solisten Luciano Jungman.

Für die Musikgesellschaft Cham: Jürg Röthlisberger