Von Zeus und irischen Schlachten

Musik

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Die Musikgesellschaft Cham bot unter dem Motto «Helden und Legenden» gefühlvolle Blasmusik.

  • In Topform: Die Musikantinnen und Musikanten der Musikgesellschaft Cham. (Bild Maria Schmid)
    In Topform: Die Musikantinnen und Musikanten der Musikgesellschaft Cham. (Bild Maria Schmid)

Cham – Ein fantasievoller, unbeschwerter Titel. Ein riesiges, begeistert spielendes Blasorchester in voller Besetzung. Eine junge Dirigentin mit Können und Ausstrahlung. Sorgfältige optisch-szenische Umrahmung. Viel zu wenig Publikum, leider. Aber eine tolle kosmopolitische Stimmung. So könnte man das Herbstkonzert «Von Helden und Legenden» der Musikgesellschaft Cham zusammenfassen, das am Samstagabend im Lorzensaal stattfand.

Punkt 20 Uhr setzten sich die Chamer Musizierenden auf die Bühne, und herein kam von links eine zierliche Frau mit Dirigierstab in den Händen. Ohne weiteres Aufheben begann die Musik mit «A Huntington Celebration» (Philip Sparke, 2001). Das britische Stück erinnerte mit seinem fanfarenartigen Beginn an das 19. Jahrhundert, als im Bergbau praktisch jedes Minenwerk seine eigene Brassband besass.

Der Präsident der traditionsreichen Musikgesellschaft Cham, Peter Schwander, stellte daraufhin Isabelle Gschwend vor: Sie sei eine enthusiastische, fordernde, humorvolle Dirigentin voller Energie und mitreissender Frische.

Dirigentin voller Energie und Frische

Davon konnte man sich im Publikum während der nächsten 90 Minuten ständig überzeugen. Der Klarinettist Theo Halders führte durch ein Programm von acht Stücken, in dem jedes eine eigene Stimmungswelt eröffnete, die durch ein über dem Orchester projiziertes Dia verstärkt wurde.

Und in jedem veränderten sich Temperament und Körpersprache Gschwends leicht. Sie sang, klagte, litt und jubelte mit dem Klangkörper; die rechte Hand gab den Takt, die linke malte, strich, streichelte, hämmerte, besänftigte die Gefühle.

Grosse Gefühle – zwischen griechischen Göttern, irischen Stammesfürsten, Hollywood-Spektakeln, israelischen Synagogenklängen und rätoromanischen Legenden. In «Lexicon of the Gods» (Rossano Gallante, 2015) wurden der Medusa-Bezwinger Perseus und sein Schwert in dramatisch-heroische Musik umgesetzt; Penthos, der Dämon der Klage, Verzweiflung und Trauer, versank in einer wunderbar lyrisch-sehnsüchtigen Meditation; und Göttervater Zeus enthüllte sich in Donner und Blitz, mit Pauken, Trommeln und Tschinellen.

In «Ireland: Of Legend and Lore» hat der Komponist Robert W. Smith drei Schlösser und farbige, legendäre Gestalten in Musik umgesetzt. Dafür wechselten die Querflötistinnen zur schrillen irischen «Tinwhistle». In der zweiten Hälfte aber war es, als kämpften zwei Perkussionsarmeen um das mittelalterliche «Cahir Castle». Unter Ferdinand Hodlers Bild des Silvaplanersees im Herbst kehrte wieder Ruhe ein: «Legenda Rumantscha» (Oliver Waespi, 2008) stieg auf Bergeshöhen, feierte einen majestätischen Sonnenaufgang, um dann sechs rätoromanische Volkslieder erkennbar zu zitieren und in eine grossartige Rhapsodie zu verarbeiten. Mal schnell und hüpfend, mal dissonant sich reibend.

Filmmusik vom Feinsten

Nach der Pause ging es nach dem funkelnden «A Glorious Fanfare» (Franco Cesarini, 2022) schliesslich in die grandiose Unterhaltungswelt des Films. «Morricone Medley» (Ritsu Ono, 2017) war ein Arrangement aus Melodien des berühmten italienischen Komponisten, und «James Bond 007» (arr. Johann de Meji, 2021) vereinte bekannte Themen aus vier Bondfilmen.

Eine besondere Überraschung hielt das «multikulturelle, multireligiöse» (O-Ton Theo Halders) «Israeli Folk Songs» (Eva Fodor, 2017) bereit: Die Musizierenden zeigten «multimusikalische» Fähigkeiten, summten die Eingangsmelodie, legten ihre Instrumente zur Seite und begleiteten das Schlagwerk mit Klatschen und Schnipsen, Stampfen und Hey-Rufen. Das Publikum applaudierte begeistert und erhielt eine Zugabe.
Text von Dorotea Bitterli)