Hundert Tonnen Putz entfernt

Kunst & Baukultur

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Eine öffentliche Führung in der Pfarrkirche Unterägeri ermöglichte den einmaligen Einblick in eine eindrückliche Baustelle und die 150-jährige Geschichte der Kirche.

  • Die Pfarrkirche wird derzeit umfassend saniert. Einige Interessierte aus Unterägeri waren bei der Begehung der Baustelle dabei. (Bild Matthias Jurt)
    Die Pfarrkirche wird derzeit umfassend saniert. Einige Interessierte aus Unterägeri waren bei der Begehung der Baustelle dabei. (Bild Matthias Jurt)

Unterägeri – Alfred Meier, Kirchenrat und Verantwortlicher für die Renovation des denkmalgeschützten Objekts, konnte am Montagabend eine beachtliche Schar von Interessierten auf den Rundgang mitnehmen, wo sie seinen Ausführungen folgten.

Obwohl die Kirche auch aussen eingerüstet ist, werden einem als Besucher erst im Innern die Dimensionen des Vorhabens bewusst. Das gänzlich leer geräumte Schiff und der ebenso leere Chorraum werden von einem riesigen Eisengerüst dominiert, das bis unter das Kuppelgewölbe reicht. Erst bei näherem Hin­sehen entdeckt man auch Gerätschaften und Maschinen, die inzwischen zur Auftragung des neuen Grundputzes zum Einsatz kommen.

Eine nachhaltige Sanierung geht vonstatten

Zu Beginn musste der bestehende Verputz entfernt werden, was mit einer unumgänglichen Staubentwicklung verbunden war, wie Alfred Meier ausführte. Hinzu kam der Umstand, dass das abgetragene Material in Eimern nach aussen getragen werden musste, wo es auf einem Fahrzeug für den Abtransport deponiert wurde.

Die Rede ist von insgesamt hundert Tonnen Putz, die sozusagen von Hand entsorgt wurden. Seit der Freilegung sind die Sandsteinkonstruktion und damit die Schäden gut sichtbar. Mit einer Rissprophylaxe soll das Ganze stabilisiert werden, sodass allfällige zukünftige Bewegungen im Grundputz aufgefangen werden, wie Alfred Meier erklärte.

«Uns bleibt nur die Ehrfurcht»

Nicht zu unterschätzen ist die Instandstellung der Fenster, die vor allem auf der Westseite der Witterung ausgesetzt sind. Nach der Sanierung der Sei­tenwände und des Gewölbes ist der Boden dran. Das sind zum einen die Klinker, die, wo nötig, mit den originalen Ma­terialien ergänzt werden sol­len, und zum andern der Holz­boden, auf denen die Bankreihen standen und wieder zu stehen kommen.

Die bestehende Heizung, die darunter liegt, wird ersetzt und an das Fernwärmenetz der Korporation Unterägeri angeschlossen. Der entsprechende Zusatzkredit wurde an der jüngsten Kirchgemeindeversammlung genehmigt.

Beim Rundgang tauchte im­mer wieder die Frage auf, wie es die Bauleute vor 150 Jahren geschafft haben, mit den da­maligen Mitteln ein solches Bauwerk zu errichten. «Uns bleibt nur die Ehrfurcht vor dieser Leistung», sagte Kirchenrat Alfred Meier.

Zeitplan und Budget sollen eingehalten werden

Trotz moderner Hilfsmittel ist das Bauwesen aber auch heute noch harte Knochenarbeit. Allein der Aufstieg über das Gerüst bis unter das Gewölbe des denkmalgeschützten Objekts führte den Teilnehmern eindrücklich vor Augen, welche Anforderungen die hier tätigen Handwerker meistern müssen. Hinzu kommt ein gewisser Zeitdruck, wie Alfred Meier einräumte, möchte man die umfassend renovierte Kirche doch nach Allerheiligen mit einem Festgottesdienst feierlich wiedereröffnen.
Ob es zu Verzögerungen kommt, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht ganz ausschliessen. Zuversichtlich ist Alfred Meier jedoch, was den Renovationskredit betrifft. Er geht davon aus, dass mit den 3,5 Millionen Franken alles bezahlt werden kann. (Hansruedi Hürlimann)