Mord beim Zuger Mittelalterfest

Literatur & Gesellschaft

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Fröhliches, buntes Treiben herrscht rund um die Burg – bis am Bach eine Leiche gefunden wird. Der dritte Krimi von Judith Stadlin und Michael van Orsouw verbindet Spannung mit sprachlichem Witz.

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Zug – Urchige Gestalten im Wams und mit Fellen um die Schultern und Frauen in langen baumwollenen Kleidern sind rund um die Zuger Burg unterwegs. Im Daheim-Park haben sie ihre Zelte aufgeschlagen und Stände eingerichtet: Der Mittelalter-Markt hat begonnen. Gaukler treten auf, Bogenschützen zeigen ihr Können, und Musik umrahmt das Fest. Der Duft von gebratenem Schwein hängt in der Luft. Die Recken treffen sich in der Schenke zum durstigen Ritter im Pulverturm. Für einige Tage wollen sie in die nostalgische Welt des Mittelalters eintauchen.

Noch ahnt an diesem Freitag niemand, dass in dieser friedlichen Atmosphäre etwas Schlimmes geschehen ist: Am Bach wird eine Leiche gefunden. Mitten im Festtrubel wird das keine leichte Aufgabe für Kriminalkommissarin Eva Brandenberg und ihren jungen Polizeikollegen Goran Voltic. Mit der Soko Heerlager beginnen sie im Hintergrund ganz diskret mit den Ermittlungen. Die Suche nach dem Motiv sowie dem Täter oder der Täterin wird immer mysteriöser. Vor allem, als klar wird, dass sich der Ermordete viele Feinde geschaffen hatte: Geht es um unerwiderte Liebe, um Rache oder Geld?

Redewendung mit Erläuterung

Das neue Buch «Zuger Todesfelle» ist nach «Rötelsterben» und «Der Kirschtote» der dritte Kriminalroman von Judith Stadlin und Michael van Orsouw. Und wieder überraschen beide mit ihrer kriminalistischen Fantasie im friedlichen Zug. Mit heiteren Einblicken in die Mittelalter-Szene verbinden sie in der spannend aufgebauten Handlung aktuelle Probleme. Die Story entwickelt sich Schlag auf Schlag, die Spannung steigt bis zuletzt.

Originell sind die kleinen Kapitel, die alle eine Redewendung als Titel tragen. Deren Herkunft ist jeweils mit einer erheiternden Erklärung ausgeführt. Denn wer weiss heute schon, wo «Hinz und Kunz», «Arm wie eine Kirchenmaus» oder «Das geht auf keine Kuhhaut» herkommen. Eine weitere Besonderheit des Romans sind die althochdeutschen Namen einiger der «Recken» und «Frouwen»: so wie der Ehemann von Eva Brandenberg, der als Franziskus – und nicht etwa Franz – begeistert am Anlass mitwirkt, und auch OK-Mitglied Ywein, der eigentlich Ivo Schuler heisst.

Fiktives Setting vor realer Kulisse

Die beiden Autoren sind sehr aktiv im Zuger Kulturleben unterwegs. Die Germanistin Judith Stadlin ist Schriftstellerin und Spoken-Word-Artistin: Gemeinsam mit dem Autor und Geschichtsvermittler Michael van Orsouw hat sie das Literatur- und Theaterlabel Satz&Pfeffer gegründet und führt mit ihm auch die Lesebühne in Zug.

Die Idee für den neuen Krimi sei ab Januar 2024 nach und nach entstanden, so Judith Stadlin. Wie läuft der Schreibprozess, wenn zwei Personen zusammen ein Buch schreiben? Sie sagt: «Beide recherchieren, schreiben und überarbeiten zu genau gleichen Teilen.» Die Figuren seien erfunden, die Namen der Ämter ebenso, aber die «Kulisse» und die Hintergründe stimmten. Bezüglich der Recherche zum Mittelalter habe Michael van Orsouw als Historiker ebenso viel beigetragen wie sie als Sprachwissenschaftlerin in Sachen Althochdeutsch, «denn der Roman spielt ja in der Gegenwart, nicht im Mittelalter».

Weil die Handlung in ihrem Quartier angelegt ist, gibt Judith Stadlin zu, dass es die Arbeit des Schreibens erleichtere, wenn man das Umfeld gut kenne. Und natürlich interessiert die Frage: «Wird es weitere Fälle geben, oder gehen euch die «Felle» aus? Judith Stadlin: «Wir denken schon am vierten Fall herum ...» Text von Monika Wegmann

Hinweis

«Zuger Todesfelle», Judith Stadlin und Michael van Orsouw, Dörlemann Verlag, 320 Seiten. Buchvernissage am 17. Juni, 19.30 Uhr, bei Bücher Balmer in Zug.