Wieso erhielt die Satz-&-Pfeffer-Lesebühne keine Finanzierung?

Literatur & Gesellschaft

,

Die ALG will das Thema rund um die Schliessung der Lesebühne in der Zuger Altstadt noch einmal politisch aufarbeiten und reichte darum eine Interpellation ein.

  • Das Betreiberpaar Michael van Orsouw und Judith Stadlin im Saal der Satz-&-Pfeffer-Lesebühne. (Bild Matthias Jurt)
    Das Betreiberpaar Michael van Orsouw und Judith Stadlin im Saal der Satz-&-Pfeffer-Lesebühne. (Bild Matthias Jurt)

Zug – Die Lesebühne in der Stadt Zug führte pandemiebedingte Umbauarbeiten um. Die Platzverhältnisse im Lokal in der Altstadt waren eng; was auch einen gewissen Charme in sich trug. Doch um den Standard auf ein zeitgemässes Level zu heben, entschied sich das Betreiberpaar für einen Umbau mit Kosten von rund 130 000 Franken.

Die Platzzahl blieb auf 70 beschränkt, aber es stand viel mehr Raum zur Verfügung. Zu den weiteren Arbeiten zählten der Einbau einer Lüftung, die Entfernung von zwei Mauern und des Öltanks und der Einbau von zwei Türen. Eine davon direkt auf die St.-Oswalds-Gasse zur Verbesserung des Publikumsdurchflusses.

Das Zuger Amt für Kultur hat die Lesebühne während pandemiebedingter Umbauarbeiten beraten und darauf hingewiesen, dass für solche «Transformationen» Geld aus der Bundes- und Lotteriefondskasse vorgesehen wäre. Der Zuger Regierungsrat sah das allerdings anders und hat den Antrag schliesslich abgelehnt. Das führte schliesslich dazu, dass die Betreiber auf den Umbaukosten sitzen blieben und nach 15 Jahren die Lesebühne schliessen mussten. Was im September dieses Jahres bekannt wurde, soll nun auch politisch noch einmal aufgearbeitet werden. Die ALG-Fraktion legte nämlich zu diesem Thema eine Interpellation ein und will wissen, weshalb der Regierungsrat den Finanzierungsantrag ablehnte.

Amt für Kultur hatte beratende Funktion

Die Interpellanten schreiben dazu, dass das Amt für Kultur und die Kulturkommission «positive Zeichen» an die Betreiberinnen und Betreiber der Lesebühne gesetzt hätten, dass die 97 000 Franken durch den Bund und den kantonalen Lotteriefonds beglichen werden. Das Amt für Kultur und die Kulturkommission hätten bei Anträgen an den Regierungsrat eine wichtige beratende Funktion.

Sie wollen deshalb wissen, wie oft die Regierung Anträgen von Amt und Kommission in den letzten vier Jahren keine Folge geleistet habe. Ausserdem wollen die Interpellanten wissen, was die konkreten Gründe waren, dass die Regierung den Antrag der Lesebühne abgelehnt hat, was zur Schliessung dieser beliebten kulturellen Institution geführt hat.

Wieso plötzlich rigider?

Da das Projekt in der Pandemie umgebaut wurde, wollen die Interpellanten auch dazu Genaueres wissen. Denn in der ersten Phase der Pandemie habe der Regierungsrat sehr «grosszügig Transformationsprojekte» bewilligt, «jetzt war er offensichtlich rigider». Sie fragen: «Worauf gründet diese plötzliche, nicht kommunizierte Praxisänderung, welche Gesuchstellende, Fachstelle und Fachkommission vor den Kopf gestossen hat?»

Von aussen betrachtet, sei der Entscheid des Regierungsrats völlig unverständlich. Die Satz-&-Pfeffer-Lesebühne habe eine internationale Ausstrahlung und Renommee. Das Unverständnis über den Entscheid zeige sich auch in den Reaktionen auf die Schliessung der beliebten und geachteten Kulturinstitution, nicht zuletzt in den Leserbriefspalten und den Kommentaren in den sozialen Medien.

Die ALG will deshalb wissen, ob sich der Regierungsrat als das richtige Gremium mit ausreichend Fachkompetenz erachte, um über kulturelle Transformationsprojekte zu urteilen und sich dabei über Fachmeinungen hinwegzusetzen. (Text von Vanessa Leutenegger)