«Ich glaube an die Kreativkraft Zugs»
Theater & Tanz, Musik
Seit 1. November hat das Theater Casino Zug mit Katrin Kolo eine neue Intendantin. Sie hat hier ein für sie ideales Wirkungsfeld gefunden – mit einem bewährten Konzept, welches dennoch viele Entwicklungsmöglichkeiten bietet.
Zug – «Ich habe noch keine einzige Sekunde an meiner Entscheidung gezweifelt», sagt Katrin Kolo. Man sieht ihr ihre Überzeugung an, per Anfang November einen richtigen und wichtigen Schritt in ihrer Karriere gemacht zu haben, als sie als neue Intendantin der Theater- und Musikgesellschaft Zug (TMGZ) die Nachfolge von Samuel Steinemann angetreten hat.
Dass sie diese repräsentative Stelle nun besetzt, ist für die 48-Jährige Zeugnis dafür, dass Träume tatsächlich funktionieren können – solange man nicht aufhört, sie zu träumen. «Schon in jungen Jahren war es mein heimlicher Wunsch – wohl eher aus jugendlichem Leichtsinn –, irgendwann Intendantin eines Kulturbetriebes zu sein.» Nach vielen Jahren Tätigkeit im Kunst- und Kulturbereich stiess Katrin Kolo schliesslich auf die Ausschreibung für die Nachfolge Steinemanns, und siehe da – es war genau, was sie gesucht hatte: ein sympathisches Vielsparten-Haus mit hohem Potenzial und Raum für neue Ideen.
Kleine Verschiebungen können Grosses bewirken
Und dieses Potenzial will die neue Intendantin nicht etwa damit ausschöpfen, das bisherige Konzept gleich mal über den Haufen zu werfen und rundum zu erneuern, «vielmehr ziele ich darauf ab, das Programm nach und nach anzupassen. Oft nämlich reichen bereits kleine Verschiebungen innerhalb des Bestehenden, um grosse, nachhaltige Auswirkungen zu erzielen.» Die gebürtige Münchnerin selbst kommt aus einem multidisziplinären Umfeld und weiss, wovon sie redet: Als akademisch ausgebildete Tänzerin und Diplom-Volkswirtin hatte sie wiederholt Führungsposten inne, unter anderem am Tanzhaus Zürich oder als Geschäftsstellenleiterin der Festspiele Zürich. Ihr zusätzlicher Abschluss im Fach Transdisziplinarität an der Zürcher Hochschule der Künste wird ihr bei ihrer Stelle in Zug von nicht minderem Nutzen sein.
Vieles ist möglich, vieles ist gewünscht
Die drei Wochen seit ihrem Amtsantritt haben Katrin Kolo bereits Aufschluss und viele Einblicke beschert. «Ich habe grosses Vertrauen in die ganze Situation hier. Vieles ist möglich, und vieles ist auch gewünscht.» Das hat sie als erprobte Networkerin mit wertvollen Beziehungen in die nationale Kulturszene und darüber hinaus ziemlich schnell erspürt. Sie schätzt den direkten Kontakt zu Kunstschaffenden und will diesen auch in Zug besonders pflegen und fördern. «Ich glaube an die Kreativkraft Zugs», sagt sie. Eine erste offizielle Begegnung mit Kunstschaffenden und mit der Bevölkerung sucht Katrin Kolo im Rahmen zweier offener Veranstaltungen (siehe Box).
Eine ihrer konkreten Visionen für das Theater Casino ist der grössere Fokus auf Eigen- und Co-Produktionen, sofern dafür die nötigen finanziellen Voraussetzungen geschaffen werden können. So könne das Programm auch besser auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt werden, «weil mehr Flexibilität entsteht».
Und es ermöglicht eine intensivere Kulturvermittlung, denn Katrin Kolo ist es ein Anliegen, dass die Jugend vor Ort an Kunst und Kultur herangeführt werden kann und nicht extra dafür in andere Kantone ausweichen muss. Hinzu komme die Position Zugs als «Zuzüger-Stadt», wo eine lebendige Kultur und Kunstszene nicht nur Integration unterstütze, sondern heimatstiftend sei – «und nicht zuletzt bietet sie eine Fläche für produktive Auseinandersetzung». Die Auseinandersetzung mit dem örtlichen Kulturgeschehen in Zug ist nun auch Katrin Kolos täglich Brot – und ebenso die Heimatfindung: Kurz nach Vertragsunterzeichnung mit der TMGZ hat sie in Zug – ein glücklicher Zufall – eine Zweitwohnung gefunden. Mit ihrer Familie lebt die Deutsche, die seit 2002 in der Schweiz lebt und mittlerweile eingebürgert ist – in Zürich. Der Weg nach Zug ist zwar nicht weit, «aber es ist nie verkehrt, sich zwischendurch für kurze Zeit in die eigenen vier Wände zurückzuziehen, um den Kopf zu lüften», sagt sie.
Zug, das klassische «Global Village»
Das Miteinander hat für Katrin Kolo in Zeiten wie diesen einen überaus hohen Stellenwert. Und das nicht nur innerhalb des Theater Casinos, wo selbst mehrere Körperschaften agieren. «Die Zusammenarbeit zwischen den Kulturbetrieben in der Schweiz funktioniert grundsätzlich sehr gut. Auch ist es etwas Schweiz-Typisches, Menschen in einen Prozess mit einzubeziehen», weiss Katrin Kolo. Und da habe Zug beispielsweise der Stadt Zürich etwas voraus, wie sie findet. «Ich sehe Zug als klassisches ‹Global Village›: Geprägt von Internationalität, und doch ist der dörfliche Charakter geblieben.»
Die frischgebackene Intendantin scheint in Zug ein wie auf sie zugeschnittenes Wirkungsfeld gefunden zu haben. Davon ist auch die TMGZ überzeugt, die ihr grosses Vertrauen entgegenbringt. «Es macht riesige Lust hier in Zug», sagt Katrin Kolo. (Andreas Faessler)