Der Grenze entlang auf Fotopirsch
Kunst & Baukultur
Eine Grenze hat immer zwei Seiten – mit unerwartet vielfältigen Ansichten. Beat Hotz hat diese mit der Fotokamera eingefangen und in einem reich bebilderten Buch festgehalten.
Baar – Das von Beat Hotz geschaffene Buch mit dem Titel «Entlang der Grenze» sowie grossflächige Fotografien daraus sind derzeit in einer Ausstellung in der Galerie Moser an der Dorfstrasse 27 in Baar zu bewundern. Die 175 Farbfotos, die im Buch abgedruckt sind, schlängeln sich in Postkartengrösse wie eine Perlenschnur an den Wänden der Kunstgalerie entlang. Beim näheren Betrachten dieser Fotografien stellt man verblüffende Details fest, denen im hektischen Alltagsleben meist keine Beachtung geschenkt wird. Da taucht unweigerlich die Frage auf, wie es dem Baarer Hotz gelungen ist, Bekanntes und Unbekanntes in einem Bild festzuhalten.
Der pensionierte Planer und Architekt, der nach eigenen Worten «gerne fotografiert und kocht», erzählt: «Während einer fotografischen Weiterbildung kam ich auf die Idee, ein ganzes Projekt mit einem ineinandergreifenden Anfang und Ende zu realisieren. Als feststand, dass ich dieses Projekt mit Fotos entlang der Baarer Gemeindegrenze verwirklichen wollte, fuhr ich an verschiedene Stellen, um mir ein Bild zu machen, was mich erwartet.» Er sei überrascht gewesen, wie ländlich sich ihm die Ränder von Baar beziehungsweise die unsichtbaren Grenzen zwischen den Orten präsentierten.
Besonders imposant sei der Anblick der grossen Abfalldeponie Tännlimoos zwischen Sihlbrugg und Kappel am Albis gewesen. Die Bilder, die dort geschossen wurden, zeigen auf, dass ein geübtes Auge Dinge zu sehen vermag, die vielen verborgen bleiben. Hotz erklärt: «Man glaubt, dass Fotos die Realität wiedergeben, aber dem ist nicht so. Die Realität ist dreidimensional, aber Fotos sind ein Ausschnitt einer zweidimensionalen Fläche.» Zu seinem Vorgehen sagt er: «Man muss sehen, was man erreichen will. Und man muss wissen, dass uns die Kamera die Möglichkeit bietet, etwas zu erzeugen, das man nicht kennt, weil es dies nicht gibt.» Aufgefallen sei ihm, sagt Beat Hotz, dass die Grenzregionen, in denen vorab Forst- und Landwirtschaft betrieben werde, nicht eingezont seien. Und auch, dass ein grosser Abschnitt der Gemeindegrenze mitten durch die Siedlung von Baar und Zug verlaufe. Die beiden Bilder vom Gleis über die Kantonsstrasse, die wie alle anderen Bilder beide Seiten der Grenze zeigen, verdeutlichen dies eindrücklich.
Auf Bildlegenden verzichtet
Speziell zu erwähnen ist, dass sämtliche 175 Fotos im Buch «Entlang der Grenze» ohne Bildlegenden abgedruckt sind. Dazu sagt Hotz: «Auf Bildlegenden wurde bewusst verzichtet. Es bleibt dem Betrachter überlassen, seine eigene Interpretation zu machen und die Grenzwanderung anhand der geografischen Karte im Buch nachzuvollziehen, auf der der Standort der Aufnahmen nummeriert gekennzeichnet ist.» Nebst den Fotos beinhaltet das Buch zusätzlich Aufzeichnungen von Gesprächen mit Leuten, die entlang der Baarer Gemeindegrenze wohnen. Ein Politiker, ein Landwirt, eine Künstlerin und eine Wirtin kommen zu Wort. (Martin Mühlebach)
HinweisDie Finissage an der Dorfstrasse 27 in Baar findet am Samstag, 22. Oktober, von 10 bis 12 Uhr statt. Das in einer limitierten Auflage erschienene Buch «Entlang der Grenze» kann zum Preis von 90 Franken in der Galerie Moser, im Gemeindehaus oder bei Beat Hotz-Püntener, Inwilerstrasse 85, Baar, bezogen werden.