So feiert der Norden die besinnliche Zeit

Littérature & société

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Sibylle Hardegger kennt die weihnächtlichen Bräuche und Traditionen in Skandinavien. Sie ist Mitautorin eines Adventsbuches für Familien.

  • Sibylle Hardegger hat ein Buch verfasst, das ideal zu den nächsten Wochen passt. (Bild Stefan Kaiser)
    Sibylle Hardegger hat ein Buch verfasst, das ideal zu den nächsten Wochen passt. (Bild Stefan Kaiser)

Zoug – Ritsch. Ruhig löst Sibylle Hardegger (48) die Plastikfolie vom noch druckfrisch riechenden Buch. Lächelnd und auch ein wenig stolz blättert die Gemeindeleiterin der Pfarrei St. Michael durch das kürzlich neu erschienene Adventsbuch «Lucas Lichterkranz». Sibylle Hardegger und der St. Galler Theologe und Jugendbuch-Autor Stephan Sigg haben das Projekt gemeinsam realisiert.

Geschichten und Rezepte

Weil sich Sibylle Hardegger wegen ihres letzten mehrjährigen Arbeitseinsatzes in den skandinavischen Ländern bestens auskennt, sei der Wunsch gereift, deren adventliche Bräuche und Traditionen in Bild und Text näher vor­zustellen. Solche informativen Texte und Tipps sind ihr Beitrag im neuen Buch. «Für die Bräuche, Lieder, Rezepte und Bastelanleitungen des jeweiligen Landes musste ich auch nicht lange recherchieren», erzählt sie schmunzelnd. Stephan Siggs kurze Geschichten ergänzen die Angaben über die vielfältigen Bräuche der idyllischen Advents- und Weihnachtszeit im hohen Norden, sodass ein Lesebuch für die ganze Familie entstanden ist.

Die vier Kapitel sind je einem skandinavischen Land gewidmet, beginnend mit Norwegen, Finnland, Schweden und endend mit Dänemark und Andersens Märchen vom Mädchen mit den Schwefelhölzern. Über ein Jahr dauerte es, bis das Buch als Rohfassung vorlag. Sibylle Hardegger weiss noch: «Im ersten Winter hatten wir im Norden sehr wenig Schnee. Deshalb musste ich noch einen Winter warten, um winterliche Fotos zu erhalten, mit viel Schnee darauf.» Die Idee für das gemeinsame Buchprojekt sei vor rund zwei Jahren gereift, erinnert sich die Theologin. Stephan Sigg hatte ihr erstes Buch «Weiter Himmel, stille Wege», das die Pilgerorte in Skandinavien thematisiert, besprochen. Aus dieser Zusammenarbeit ergab sich das aktuelle Buchprojekt. Sibylle Hardegger freut sich sehr über die attraktive Gestaltung des Titelbildes und der vier Kapitel des Buches, wobei die Texte mit ihren Fotos und den kindergerechten Zeichnungen der Grafikerin Mascha Greune ergänzt sind.

Offen für neue Projekte

Und wieso kennt sich Sibylle Hard­egger so gut im Norden aus? Wie die Theologin berichtet, wurde sie 2011 von einem deutschen Missionswerk angefragt, ob sie in Schweden an der Jesuitenhochschule zwei Projekte aufbauen wolle. «Nach fast zehn Jahren in einer Leitungsstelle des bischöflichen Ordinariats Basel interessierte mich das sehr. Dafür wurde ich eigens freigestellt.» Eine ihrer Aufgaben bestand bis im Sommer darin, junge Volontäre in der Diaspora des katholischen Nordens zu unterstützen. Denn wie sie ausführt, gebe es in der skandinavischen Bevölkerung nur rund 1 Prozent Katholiken. «Es ist eine arme Kirche in einem reichen Land», stellt die Theologin fest. Im zweiten Projekt sei es darum gegangen, Wallfahrtsorte bekannt zu machen. Aus dieser Arbeit resultierte ihr erstes Buch «Weiter Himmel, stille Wege» über die Pilgerorte in Skandinavien, welches der Kösel Verlag herausgegeben hat.

Dank dieser Kontakte habe die Verlagssuche für das neue Buch keinerlei Probleme bereitet. Die ersten Rückmeldungen und Rezessionen in den Medien und im Internet seien positiv. «Mit dem Buch haben wir scheinbar eine Marktlücke entdeckt, etwas, was es bis jetzt nicht gibt», sagt die Autorin zufrieden.

Einsatz in Zug ist beschränkt

Auf Wunsch des Bischofs Felix Gmür engagiert sich Sibylle Hardegger derzeit als Gemeindeleiterin der Pfarrei St. Michael, bis der neue Pfarrer antritt. «Ich bin vorläufig bis zirka Ende Juli 2016 im 80-Prozent-Pensum hier, notfalls etwas länger, je nachdem, wann der Nachfolger kommt», informiert sie. Die Tätigkeit in Zug stelle für sie eine spannende Herausforderung dar. «Ich kam im Sommer aus der Diaspora in Skandinavien, wo die Katholiken – im Gegensatz zu hier – nur eine kleine Minderheit sind.» In Zug sei noch vieles traditionell, und was die Theologin überrascht: «Hier gibt es noch alle katholischen Feiertage, was ich von Basel her nicht kenne.»

Die 48-Jährige ist für vieles offen und kreativ. Sie verfasste bereits diverse ­Texte und Gedichte. Ihr Hobby ist das Reisen, das sie bereits in den Nahen Osten, ins Burgund und in die Normandie führte. Und bereits im Hinterkopf schwebt ihr ein Buch über das Licht des Nordens vor, mit ihren Bildern. Ob das klappt, ist offen, denn derzeit hat sie als neue Präsidentin der Kinderhilfe Betlehem zusätzliche Aufgaben erhalten. Zudem wird sie mehrmals in den Nahen Osten reisen müssen. Denn das Bistum Basel und die Erzdiözese Freiburg im Breisgau haben die Trägerschaft für das «Caritas Baby Hospital» in Betlehem inne, für das sie sich – aus voller Überzeugung für eine gute Sache – gerne engagieren will. (Monika Wegmann)

Hinweis
Stephan Sigg und Sibylle Hardegger «Lucas Lichterkranz» – 24 Adventsbräuche aus Skandinavien, 2015, Kösel Verlag.