Ein Bouquet aus bittersüssen Klängen

Musik

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Für «InSpiritation» fusionieren ein Streichorchester und ein Jazz-Quintett. In dieser Kombination werden die Arrangements zu einem instrumentalen Feuerwerk, das begeistert.

  • Probe des Orchesters Cham-Hünenberg mit dem musikalischen Leiter Samuel Nyffeler. (Bild Maria Schmid)
    Probe des Orchesters Cham-Hünenberg mit dem musikalischen Leiter Samuel Nyffeler. (Bild Maria Schmid)

Cham – In den recht unscheinbaren und wenig glanzvollen Proberäumlichkeiten der Musikschule in Cham fand am Mittwoch eine glamouröse Probe für ein Konzert statt, das heute Freitag in Luzern seine Uraufführung erlebt. Und wenn das Konzert so gut wird, wie die Proben es vermuten lassen – und das wird bestimmt der Fall sein –, dann darf man sich auf ein besonderes musikalisches Œuvre mit dem vielsagenden Titel «InSpiritation» freuen.

Neun instrumentale Eigenkompositionen und -arrangements werden vom Orchester Cham-Hünenberg und einem Jazz-Quintett unter der musikalischen Leitung von Samuel Nyffeler gespielt. Komponiert hat der Zürcher Christoph Senn.

Komplexe Rhythmen

Nachdem am Probeabend die letzten Sandwiches verputzt waren, wurde direkt losgelegt, der Proberaum füllte sich innert Sekunden mit einem Klangteppich, der süss, einlullend und schlichtweg schön wie auch ein bisschen ergreifend war. Wer beim Wort «Eigenkomposition» zusammengezuckt ist: Bereits nach den ersten Augenblicken wurde klar, dass Christoph Senn hier etwas Wunderbares geschrieben hat. Mit seinen Stücken, die an Filmmusik erinnern, schafft es der 38-Jährige, ganz unterschiedliche Stimmungen zu erzeugen. Was auffällt: Die Stücke sind sehr dicht arrangiert und daher be­sonders ausdrucksstark. Hinzu kommt noch die spannende Fusion eines Jazz-Quintetts mit klassischem Streichorchester. Das fordert auch den musikalischen Leiter Samuel Nyffeler. «Ich denke, es sind vor allem die Stücke, die reich an Harmonik und komplexen Rhythmen sind, welche für uns als Orchester die grösste Herausforderung darstellen», so Nyffeler an der Probe. «Die Akkorde mussten wir langsam aufbauen und einüben, damit sich die Musikerinnen und Musiker an den Sound gewöhnen konnten.» Wie viel jeder Musiker bereits für sich geprobt hatte, lässt sich nur ­erahnen – denn Samuel Nyffeler musste im alten Spritzenhaus nur sehr wenig korrigierend eingreifen. Dennoch gibt er zu bedenken: «Eine grosse Herausforderung am Konzertabend wird sein, die Stimmung und den Groove der Stücke so zu zeigen, dass wir Musiker alle gemeinsam spüren und spielen. Die Tempi müssen ganz klar sein.» Eine weitere Hürde ist die räumliche Situation; bei beiden Konzertorten spielen einzelne Musiker der Band mit einer Gruppe des Orchesters dasselbe, sitzen aber weit auseinander. Eine der Aufgaben des musika­lischen Leiters ist es daher, die­-se getrennten Gruppen entsprechend zusammenzuführen.

Der Komponist als Musiker

Komponist Christoph Senn spielt bei «InSpiritation» selbst auch mit, als Pianist – und ist somit Teil des Ganzen. Diese Doppelrolle mag schwierig sein, denn als Schöpfer der Stücke hat man in der Regel klare Vorstellungen vom Klang. «Es ist ein tolles Gefühl, dass alle Musiker meine Musik mit Freude spielen und ihren Teil dazugeben», so Senn im Gespräch und er ergänzt: «Es ist natürlich schön, dass ich meine eigenen Werke selbst spielen kann, weil dann meine Musik und mein Herz nicht nur durch die Kompositionen, sondern auch durch die Aufführungen und das Spielen zum Ausdruck kommen und ich die Stücke so noch mehr mitprägen kann.»

Bei den Proben geht es zügig weiter; die Musiker zeigen sich in den kurzen Pausen beim Notenwechsel als äusserst kommunikativ, und daher sind nicht nur die musikalischen Fähigkeiten von Samuel Nyffeler gefragt. Er meistert das geduldig, greift zwischendurch zu seiner Cola, schaut auf die grosse Uhr und hat allem Anschein nach auch einen straffen Zeitplan, Raum für den Austausch allgemeiner Befindlichkeiten lässt er nicht zu, was ganz im Sinne des Komponisten ist; denn die neun Instrumentalstücke mögen für den Zuschauer leicht daherkommen, musikalisch sind einige der Stücke aber nicht ganz einfach. «Run To The One» beispielsweise ist ein eher langes Stück, hier ist nicht nur Können gefragt, sondern auch Konzentration angesagt. Ausserdem kommen auch bei diesem Stück verschiedene Stilrichtungen vor. Bei «Seeking Rest» wiederum sind es die Taktarten, die ungewohnt sind.

Nach der ersten Stunde bei den Proben lockern die Musiker ihre Schultern, stehen kurz auf, um dann gleich mit dem nächsten Stück fortzufahren: Auch hier fällt sofort die Leichtigkeit, die Eleganz und natürlich das Können der Musiker und des Komponisten auf. Musik, die begeistert. Erst recht, wenn diese dann noch in entsprechendem Rahmen aufgeführt wird. (Haymo Empl)

Hinweis

Aufführung heute Freitag, 5. Oktober, 19.30 Uhr, im Theaterpavillon Luzern und morgen Samstag, 6. Oktober, 19.30 Uhr, im Lorzensaal Cham. Details unter www.orchester-cham-huenenberg.ch.