Neues Konzept für die Zuger Kultur

Film & Multimedia

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Mit «punktZug» haben fünf innovative Zuger Kulturschaffende ein neues Corona-Projekt aus der Taufe gehoben.

  • Philippe Koller (ganz links) und seine Mitstreiter beim Aufbau für die erste «punktZug»-Sendung in der Distillerie Etter. (Bild Basil Koller)
    Philippe Koller (ganz links) und seine Mitstreiter beim Aufbau für die erste «punktZug»-Sendung in der Distillerie Etter. (Bild Basil Koller)

Zug – Wie erfinderisch Not macht, hat sich im Laufe der Coronapandemie an vielen Orten eindrücklich gezeigt. Etwa im Kultursektor, wo unterschiedliche Alternativkonzepte aus der Taufe gehoben worden sind, um einerseits dem kulturhungrigen Publikum wenigstens ein bisschen was bieten zu können. Andererseits sind Plattformen entstanden, dank derer Kulturschaffende eine Chance bekommen, ihrer aufgezwungenen Untätigkeit ein wenig zu entfliehen.

Im Kanton Zug nennt sich ein solches Kultur-Alternativprojekt «punktZug – frisch gestreamt aus...». Ursprünglich war da die Idee des Zuger Kulturschaffenden und Musikers Philippe Koller, mehr als nur einen «herkömmlichen» Livestream eines Konzertes auf die Beine zu stellen. Er sammelte vier versierte Profis aus der Zuger Kulturszene um sich, mit denen er einen Verein gründete und «punktZug» mit viel Enthusiasmus und Zielstrebigkeit umgesetzt hat. Beim Projekt handelt es sich um eine Kultur-Livesendung aus wechselnden Zuger Locations.

Die fünf Männer – neben Philippe Koller sind dies Silvan Gretener, Remo Hegglin, Michael Werder und Hubert Zäch – realisieren die Sendung gemeinsam vor und hinter der Kamera, moderieren abwechslungsweise und begrüssen Gäste aus sämtlichen Sparten bei sich für Interviews, Talkrunden und Kleinkunst aller Art. Da sie alle in unterschiedlichen Bereichen vom Fach sind, wirkt die Sendung insgesamt entsprechend professionell.

Wichtiger Bestandteil des Konzepts ist der partizipative Aspekt, das heisst die Möglichkeit für das Publikum, mit der Sendung zu interagieren, sei es via Whatsapp oder Kommentarfunktion unter dem Youtube-Livestreamfenster. Hier können Lob, Kritik und Inputs platziert sowie Fragen an Moderation und Künstler gestellt werden. «Für den Moment haben wir insgesamt sechs Sendungen geplant», sagt Initiant Philippe Koller. «Alle drei bis vier Wochen wollen wir live gehen.»

Besondere Austragungsorte

Die erste «punktZug»-Show fand bereits am 18. März statt in der Distillerie Etter. Eine besondere Kulisse für eine Kultursendung, doch das gehört fix zur Idee. Koller: «Wir wollen Orte mit einbeziehen, welche als Bühne ungewöhnlich sind und sich dem Bewusstsein der Öffentlichkeit normalerweise entziehen.» Das sei fürs Publikum spannend – «und erst recht auch für uns selbst. Wir suchen neue Ideen, wollen Neues umsetzen und entstehen lassen, Kreativität und Improvisation leben.» Koller und seine Kollegen sind überzeugt, dass sie mit «punktZug» eine Corona-Kulturlücke füllen können, ohne bestehende Veranstaltungsorte zu konkurrieren. «Und unsere Gäste können sich bei uns ganz auf ihre Kernaufgabe konzentrieren, ohne sich um Organisatorisches und Technisches kümmern zu müssen», so Koller.

Die Erstausgabe bei Etters mit der Gastro-Unternehmerin Helena Todorovic als Talkgast und dem Musikerduo Patricia Draeger und Sergej Simbirev stiess gemäss Koller auf erfreuliche Resonanz, wie die Auswertung der Rückmeldungen während und nach der Sendung gezeigt hat. Koller zieht Fazit: «Wir merken: Die Menschen dürstet förmlich nach Kultur.» Besonders wenn sie dann auch noch so einen betont regionalen Aspekt hat, werde sie erst recht gut aufgenommen.

Mehr als eine temporäre Angelegenheit

Als kleiner Clou im Rahmen des Interaktionsgedankens haben die Macher in der Sendung ein live Lottospiel durchgeführt, an welchem die Zuschauer an ihren Geräten haben teilnehmen können. «Wir sind allesamt mit grosser Freude und geballter Energie dabei», sagt Koller, durch die positive Resonanz bestätigt, auf dem richtigen Weg zu sein. «Wir feilen fleissig an unserem Konzept, verbessern und bauen aus. Vor allem suchen wir Wege, wie wir unsere Zuschauerschaft noch mehr zum Mitmachen animieren können.» Diesen Aspekt der Interaktion wollen die Macher auch beibehalten, falls «punktZug» dereinst sogar mit Livepublikum vor Ort stattfinden kann. Denn obschon es als sogenanntes Transformationsprojekt während der Pandemie definiert ist, soll «punktZug» auch als Post-Corona-Kulturkonzept weiterhin Bestandteil der Zuger Szene bleiben, in hybrider Form, heisst mit Publikum vor Ort wie auch an den Bildschirmen zu Hause. Eine Herausforderung ist und bleibt vorerst die Finanzierung des nicht unbeträchtlichen logistischen und materiellen Aufwandes, die Sendungen jeweils auf die Beine zu stellen. Eine Eingabe beim Kanton von «punktZug» als Transformationsprojekt ist gemacht, der Entscheid, ob das Konzept aus dem Corona-Fonds finanziell unterstützt wird oder nicht, ist noch ausstehend. Die Initianten sind mit Stiftungen in Kontakt, private Spenden für das Projekt können auf dessen Homepage getätigt werden, «und das grosse Wohlwollen der ‹Bühnen›-Eigentümer wie der Distillerie Etter kommt uns sehr entgegen», so Philippe Koller.

Die zweite Ausgabe von «punktZug» steht in den Startlöchern: Am Donnerstag, 15. April, um 20 Uhr wird live gesendet aus der Xaver Keiser Zimmerei Zug AG. Zu Gast sind diesmal Texterin Sabine Windlin und das Musikerduo Linus Amstad und Jonas Inglin. Freier Zugang zum Livestream unter www.punktzug.ch. (Andreas Faessler)