Sanfte Töne und Jauchzer in der Zuger Altstadt

Brauchtum & Geschichte, Musik

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Auf der Festmeile kommen Jung und Alt zusammen, Spontankonzerte sorgen für Gänsehautmomente. Auch ein Chor aus Island ist zugegen.

  • Jodlerinnen und Jodler und Schaulustige so weit das Auge reicht: Am Samstagnachmittag war die Zuger Altstadt so voll wie schon lange nicht mehr. (Bilder Christian H. Hildebrand)
    Jodlerinnen und Jodler und Schaulustige so weit das Auge reicht: Am Samstagnachmittag war die Zuger Altstadt so voll wie schon lange nicht mehr. (Bilder Christian H. Hildebrand)

Zug – Sie kommen von weit her, von einer Insel mit feuerspuckenden Vulkanen und zischenden Geysiren, die mitten im Atlantischen Ozean liegt: Der Chor Kór Fríkirkjuna í Hafnarfirði ist aus Island angereist. Die isländischen Sänger und Sängerinnen, die aus einer mystischen anmutenden Landschaft kommen, fügen sich mit ihren heimeligen Klängen perfekt auf der freien Bühne am Landsgemeindeplatz ein. Sie touren aktuell durch die Schweiz und haben am Samstag einen Stopp beim Eidgenössischen Jodlerfest in Zug eingelegt.

Sehr zur Freude des anwesenden Publikums: Die Gruppe in den schlichten schwarz-weissen Trachten wird kräftig beklatscht und angefeuert. «Friedlich ist es hier, richtig zum Geniessen», sagt der 44-jährige Daniel aus Zürich mit einem Blick auf die Bühne. Die Lieder des Chors sind sanft und einfühlsam, lassen die Zuhörerinnen und Zuhörer leicht mitwiegen.

Spontane Konzerte in der Altstadt

Die isländische Gruppe ist aber nicht die Einzige, welche am Samstagnachmittag an der Festmeile in der Zuger Altstadt anzutreffen ist. Im prallen Sonnenschein, der in die fahnen- und blumengeschmückten Gassen Zugs fällt, finden sich immer wieder auch spontan Jodlervereine zusammen und geben dem Publikum ein Ständchen. So zum Beispiel an der Ecke Fischmarkt, wo zwei Jodlergruppen nebeneinander ein Lied anstimmen und die Gässchen mit Freude, Liedern und Leben füllen.

Auch einige Solisten und Solistinnen finden sich in der Fischerstube ein. Ein Jodler in Tracht und traditionellem Hut gibt auf der Terrasse zum See ein Ständchen. Um ihn herum sitzen die Gäste mit Älplermagronen und einem Glas Bier oder Apérol, bejubeln den jungen Herrn und verlangen entzückt nach einer Zugabe. Besucherinnen und Besucher hat es viele, sie alle geniessen die friedliche Atmosphäre und das malerische Ambiente des Zugerseeufers. So zum Beispiel auch Jasmin zum Holz, die – seit sie ein Kind ist – jodelt. Sie wird am Eidgenössischen Jodlerfest auch mit ihrem Klub antreten. «Es gefällt mir, diese schönen musikalischen Momente mit anderen Menschen zu teilen», sagt zum Holz. Sie trägt eine üppige Tracht und kunstvoll geflochtenes Haar. Ihre Freundin Magali, ebenfalls langjährige Jodlerin, pflichtet ihr bei und ergänzt: «Der See in Zug ist besonders, richtig gemütlich.»

Am See gemütlich gemacht haben es sich einige. Nicht nur sitzen sie auf Festbänken dicht an dicht neben der Voliere, manche lassen die Füsse auch direkt über die Kante des Seeufers baumeln. Eine Bratwurst oder das Brötchen stets griffbereit. Andere sitzen im Hintergrund, begleitet von Jodlerinnen und Jodlern, die ganz sanfte Töne anschlagen oder gar vor Freude jauchzen.

Alphornbläser für das Heimatgefühl

Musik erklingt von überall. Zum einen sind da die verschiedenen Festzelte der Zuger, Baarer oder Ägeritaler Klubs. «Mega cool zum eifach chlii sii», findet der Baarer Tim, der auf eine traditionelle Tracht verzichtet hat, weil ihm das zu heiss sei. Es sei aber schön zu sehen, wie viel Mühe sich die Jodlerinnen und Jodler geben, um sich in Schale zu werfen. Zum andern spielen auch immer wieder Alphornbläser auf, alleine oder gar im Trio.

Abgesehen von den Festzelten wird zum Beispiel in der Musig-Stube zur Meise in der Unteraltstadt Kultur und Kulinarik vermittelt und im ­Zuger Chriesi-Pavillon wird die Zuger Frucht zelebriert mit Chriesi-Weitspucken – besonders beliebt bei den Kindern – oder Kirschwasserdegustation. Ob traditionelles Zug oder Island: Am Jodlerfest hat beides Platz. (Text von Vanessa Leutenegger)