Grosses Kunstwerk zeigt den Weg

Kunst & Baukultur, Dies & Das

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Im Foyer des GIBZ an der Baarerstrasse versinnbildlicht ein grossformatiges Kunstwerk von Hans Potthof das Ziel der hier ein- und ausgehenden Schülerinnen und Schüler: den Schritt in die Arbeitswelt.

  • Vom Lernenden zum Berufstätigen: Über drei mal vier Meter gross ist das Potthof-Mosaik im Eingangsbereich des GIBZ. (Bild Matthias Jurt)
    Vom Lernenden zum Berufstätigen: Über drei mal vier Meter gross ist das Potthof-Mosaik im Eingangsbereich des GIBZ. (Bild Matthias Jurt)

Zug – Im öffentlichen Raum des Kantons Zug trifft man an mehreren Orten auf die Hinterlassenschaft eines der bedeutendsten Zuger Exponenten der bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts. Grossformatiges und Schwergewichtiges aus Hans «Johnny» Potthofs (1911–2003) künstlerischem Erbe findet sich auch in der Eingangshalle des Gewerblich-industriellen Bildungszentrums Zug (GIBZ) an der Baarerstrasse 100.

Hier ist ein drei mal über vier Meter grosses Mosaik mit drei Sujets an die Wand montiert. Es ist 1959 entstanden und trägt den Titel «Lehrjahre – Wanderjahre». Es war eine thematische Auftragsarbeit an den Künstler für das ehemalige Gebäude der Gewerbeschule Zug, welches 1996 abgebrochen und mit dem sukzessiven Neubau des GIBZ-Komplexes am heutigen Standort ersetzt worden ist.

Ein Lernprozess, der Früchte trägt

Das Thema Bildung findet sich bei Potthof wiederholt, mehrere Schulanlagen im Kanton Zug sind von ihm in unterschiedlichen Techniken mit Kunst-am-Bau-Arbeiten ausgestattet worden. Weniger häufig als Malereien und Sgraffiti (Kratztehnik) sind Mosaikarbeiten wie diejenige im GIBZ. Potthof hat hier verhältnismässig voluminöse Keramiksteine verwendet. Sein über die Jahrzehnte hinweg nur wenig veränderter Kunststil verlangt denn auch keine Kleinteiligkeit: Dem naturalistischen Detail zollt er nur wenig Beachtung, sondern tendiert stark zur Vereinfachung der Formen. So sind auch seine Skizzierungen stets zügig aufs Blatt geworfen. Der Hang zur Vereinfachung schlägt sich im hier vorgestellten Mosaik mit drei unterschiedlichen Szenen mit Mensch und Tier deutlich nieder.

Im rechten vertikalen Feld bildet Potthof einen jungen Mann im blauen Arbeitsoverall ab, wie er mit Messlatte und einem Winkelmass zugange ist. Das mittlere Bildfeld zeigt eine in Weiss gekleidete Frauengestalt mit einer Früchteschale in den Händen. Links schliesst sich das grösste der drei Felder an mit einem Mann, der auf einem weissen Schimmel sitzend eine vorwärts weisende Geste vollzieht. Der Titel des Werkes verhilft zur Interpretation der Darstellungen: Der junge Arbeitende rechts ist dabei, sein Handwerk zu erlernen, er setzt die Theorie in die Praxis um. Die Frau mit der Schale kann dahingehend gedeutet werden, dass sie Inbild des Früchte tragenden Lernprozesses und erfolgreichen Wechsels ins volle Berufsleben ist. Der Reiter indes symbolisiert den Aufbruch in die weite Welt des frisch Ausgelernten, den Start einer Karriere und beruflichen Zukunft.

Tiefe und Ausgewogenheit

Die sehr grosszügig bemessene Mosaikarbeit ist farblich eher dezent gehalten. Neben den Weissflächen und dem Gelb der Früchte ist die Farbigkeit zurückhaltend, die Hintergründe sind erdig, das Ganze wirkt unaufdringlich, ohne an Wirkung einzubüssen. Indem Potthof die Farbfelder mit leicht variierenden Tönen in sich auflockert, nimmt er den Motiven ihre Starre und verleiht ihnen Dynamik, Tiefe und Ausgewogenheit. Mit seinen klaren, vereinfachten Formen fügt sich die grosse Mosaikarbeit in den architektonischen Kontext des GIBZ-Gebäudes ein.

«Lehrjahre – Wanderjahre» animiert die hier ein- und ausgehenden Schülerinnen und Schüler, ihren Weg entschlossen zu gehen und auch in schwierigeren Zeiten nicht nachzulassen, um dereinst den Schritt ins Berufsleben und in die Eigenständigkeit erfolgreich zu schaffen. (Andreas Faessler)

Hinweis
In der Serie «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.