Vielseitigkeit als Markenzeichen

Kunst & Baukultur

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Der Menzinger Künstler Sepp feiert einen Runden. Noch immer braucht er die Malerei wie die Luft zum Atmen.

  • Sepp von Rotz in seinem Atelier in Menzingen. (Bild Stefan Kaiser)
    Sepp von Rotz in seinem Atelier in Menzingen. (Bild Stefan Kaiser)

Menzingen – Wie viele Bilder und Objekte in den vergangenen Jahrzehnten seines Schaffens entstanden sind, vermag Sepp von Rotz nicht zu sagen. Die Zahl ist nicht wichtig für ihn, obwohl der (noch) 79-Jährige gerne auf sein Werk zurückblickt, das neben der Malerei viele Objekte und Kunst am Bau umfasst. «Neben der Schweiz konnte ich auch international meine Werke zeigen, in Dänemark, Schweden, Norwegen und in Hongkong», erwähnt er gerne. Doch viel wichtiger ist ihm die Bedeutung der Kunst für sein Leben: «Sie ist ein Bestandteil, den ich brauche – wie die Luft zum Atmen.»

Obwohl seine längeren Haare inzwischen weiss geworden sind, ist Sepp von Rotz noch ­regelmässig aktiv in seinem mit unzähligen Farbflaschen, Pinseln und Bildern ausgestatteten Menzinger Atelier: «Im Moment entsteht weniger Malerei, dafür viele kritische schwarzweisse Zeichnungen, mit denen ich die Coronazeit und den Ukraine-Krieg verarbeite.» Dazu gehören ebenso die bunt bemalten Holzsterne, von denen einzelne Sujets mit «Nie wieder Krieg» angeschrieben sind, die ihn als sensiblen Zeitgenossen zeigen: «Ich habe eine ernste und eine fröhliche Seite.»

Vielseitigkeit als Markenzeichen

Zuerst wird der 1942 in Zug geborene Sepp von Rotz Bauzeichner. Inspiriert zur Malerei hat ihn in den 60er-Jahren der Besuch der Kunstgewerbeschule. Bei einer beruflichen Weiterbildung in Dänemark lernt er seine Frau Jette kennen, die ihn in all den Jahren bei seiner künstlerischen Arbeit begleitet hat. Seit der Rückkehr in der Schweiz widmet er sich neben der Familie intensiv der Malerei, die in kräftigen Farben gemalte Häuser und Landschaften zeigt, welche auf seine berufliche Herkunft verweisen, aber für ihn mehr bedeuten. «Ja, Häuser sind bei mir ein immer wiederkehrendes Motiv, denn dort leben die Menschen.» Das Dorf Menzingen mit seinen Moränenhügeln ist ihm seit langem zur Heimat geworden, es bildet in abstrahierter Manier anfangs ein beliebtes Sujet. Von dieser Serie habe er kein Bild mehr, alle seien verkauft, so der Künstler.

Trotz des Erfolges sucht Sepp von Rotz gern neue Ausdrucksformen. So wird die Vielseitigkeit sein Markenzeichen: Er ist ein Konzeptkünstler, der malt, zeichnet, auf seinen Reisen aquarelliert, Objekte, Installationen und Kunstprojekte im In- und Ausland realisiert: beispielsweise in dänischen Esbjerg, wo er 1999 eingeladen wird, die Stadt zum Jubiläum mit Fahnen und Bändern zu schmücken. Zudem erstellt er ein grosses Gemälde aus 100 Leinwänden, dessen Teile später einzeln verkauft werden. Einen weiteren Höhepunkt erlebt der Zuger, als er im norwegischen Faro zwei grosse Strassenbilder erstellen kann, welche Menschen in der Umwelt sowie Impressionen der Natur zeigen. Neben der Malerei kann er auch Kunst-am-Bau-Projekte realisieren, so in Zug, Menzingen und Cham.

«Meine Werke entstehen nicht nach Skizzen, sondern ganz spontan», sagt von Rotz. So beschränkt sich sein Malgrund nicht auf Leinwand und Papier. In einer Phase hat er nicht verwertbare Alltagsgegenstände gesammelt wie alte Möbel, Türen, Schubladen... Ihnen hat er durch das farbige Bemalen ein neues Leben geschenkt. Und er hat es in all den Jahren geschafft – unabhängig von den modischen Trends in der Kunstwelt – eine persönliche Bildsprache in seiner Malerei und bei den Objekten zu entwickeln. Das widerspiegelt sein gesamtes künstlerisches Schaffen.

Mit Johnny Potthoff eng verbunden

Dazu gehören heitere, farbenfreudige Malereien und ebenso die düsteren Köpfe aus den 90er-Jahren, welche die Vergänglichkeit symbolisieren. Damals kann er in Zug einige Zeit mit dem 2003 verstorbenen Johnny Potthoff zusammenarbeiten, mit dem sich eine Freundschaft entwickelt. Potthoffs Wunsch entsprechend, wirkt von Rotz noch heute bei der Restaurierung von dessen Wandbildern im öffentlichen Raum mit.

Am 26. Mai wird Sepp von Rotz 80 Jahre alt. Zu wünschen ist ihm, dass er seine sensible und positive Lebensenergie weiterhin behält. Im Sommer ist ihm zu Ehren in Zug eine Ausstellung geplant. Seine Werke befinden sich in privaten und den öffentlichen Sammlungen in Menzingen sowie von der Stadt und dem Kanton Zug. (Text von Monika Wegmann)