Spiegelscheibe ist ein Blickfang

Kunst & Baukultur

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Die Künstlerin Daniela Schönbächler realisierte für das Bistro im Erweiterungsbau des Pflegezentrums Ennetsee eine zeitgenössische Kunst-am-Bau-Installation: Bewohner und Besucher sind fasziniert.

  • Die Installation von Künstlerin Daniela Schönbächler an der Wand des Foyers des Pflegezentrums Ennetsee. (Bild Lorenz Ehrismann)
    Die Installation von Künstlerin Daniela Schönbächler an der Wand des Foyers des Pflegezentrums Ennetsee. (Bild Lorenz Ehrismann)

Cham – Sobald man das Foyer und das Bistro des Erweiterungsbaus betritt, ist das fast raumhohe Kunstwerk kaum zu übersehen. An der grauen Betonwand ist eine 3,20 Meter grosse, kreisrunde Spiegelscheibe auf einer Metallkons­truktion befestigt, deren farbiges Lichtgewebe sich laufend verändert. Auch im Café wird der Blick immer wieder von dem lebendigen Farbspiel mit der spiegelnden Tiefenwirkung angezogen.

Die Installation «Infinitum» wurde von der Zuger Künstlerin Daniela Schönbächler für den von Architekt Albi Nussbaumer geplanten Erweiterungsbau des Pflegezentrums entwickelt. «Die Form des Kreises habe ich bewusst gewählt, symbolisch weist der Titel auf die Unendlichkeit hin, der Kreis hat weder Anfang noch Ende. Das Lichtbild verändert sich laufend farblich wie formlich – wie das Leben», erklärt sie bei einer Besichtigung.

Montage erforderte einen Kran

Entwickelt hat Daniela Schönbächler Modell und Prototyp in rund einjähriger Arbeit mit ihrem Team im Atelier in Wauwil LU: «Die Umsetzung erforderte sehr exakte Arbeit, damit die Metall- und Glasteile passen und die Elektronik funktioniert. Für die Montage des rund eine Tonne schweren Werkes musste ein Kran eingesetzt werden.»

Besonders geschätzt hat sie, dass ihr der Verwaltungsrat grosse Freiheit bei der Entwicklung des Objektes gelassen hat. Es sei wichtig gewesen, dem schlichten Raum etwas zusätzliche Ausstrahlung zu geben, beispielsweise mit Licht, das immer wieder ein anderes Bild zeige. Sie zeigt auf: «Menschen jeden Alters sind von Licht und Spiegeln fasziniert. Etwas Freistehendes hätte vielleicht behindert; diese Wand hat mich gereizt. Es war mir wichtig, ein bewegtes, dynamisches und dreidimensionales Werk zu realisieren.» Der Ablauf und die Farbgebung der 35 durch LED-Leuchten erzeugten Bilder seien dank einem Computerprogramm genau programmiert. Und obwohl der Raum durch die grossen Fenster viel Licht erhalte, funktioniere das Tagbild der Installation. «Das Werk kann bei Bewohnern und Besuchern zu einer Sinnesbereicherung führen.»

Künstlerin erhielt «freien Lauf»

«Es ist eine sensationelle Arbeit, filigran, obwohl sie so gross ist. Sie kommt sehr gut an», sagt Bereichsleiter Wolfram Beduhn. Er war Mitglied des Entscheidungsgremiums. «Ja, es gab wenig Vorgaben. Wir wollten Kunst am Bau, wussten aber nicht, was. Es sollte etwas Belebendes sein. Als uns Daniela Schönbächler ihre Vision mit Glas, Spiegeln und Licht vorstellte und wir ihre bisherigen Arbeiten sahen, fanden wir das sehr interessiert. Wir gaben ihr freien Lauf. Kunst am Bau ist ein Mehrwert für alle. Ich möchte mir einmal Zeit nehmen, um alle Bilder ruhig anzusehen.» Auch die aus Tibet stammende Pflegehelferin Dechen Tsomo Khangshar sagt begeistert: «Ich finde das Kunstwerk schön, die Farben leuchten besonders intensiv, wenn es dunkel ist. Das habe ich bei der Nachtwache erlebt.»

Kurz vor der morgigen Vernissage ist auch Daniela Schönbächler zufrieden, weil das Technische geklappt hat. «Mit diesem Werk habe ich eine weitere Dimension erfahren. Es brauchte hier viele Schritte und mehrere Leute.» Für sie sei es interessant, was mit den heutigen Möglichkeiten realisiert werden könne. So lasse der Einbezug des teilverspiegelten Spionglases Lichteffekte entstehen, die sich im Inneren multiplizierten. Sie ergänzt: «Auch der Einbezug der Elektronik ist jedes Mal eine neue Herausforderung, obwohl ich viel damit arbeite. Hier war mir die Tiefenwirkung wichtig, um sie weiterzuentwickeln. Und ich habe schon jetzt neue Ideen.»

Die ehemalige Architektin Schönbächler (49) ist weiterhin im In- und Ausland künstlerisch aktiv. Das nächste Kunst-am-Bau-Projekt wird sie, wie sie verrät, für den Neubau der Raiff­eisenbank Cham planen. «Aus dem englischen Brighton erhielt ich eine Anfrage, die eine alte Kirche betrifft. Es ist schön, wenn die Arbeit weitergeht.» (Monika Wegmann)

Hinweis
Vernissage Kunst am Bau im Bistro des Pflegezentrums Ennetsee Cham: morgen 18.30 Uhr.