Berstendes Holz, pulsierende Beats

Kunst & Baukultur, Musik

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Simon Berz verwandelt die Galerie Billing in Baar in ein Experiment aus Klang, Rhythmus und visueller Kunst.

  • Simon Berz hat seine persönlichen Mittel und Wege entwickelt, unterschiedliche Klanggebilde zu visualisieren.Bild: Roger Zbinden (Baar, 26. 4. 2025)
    Simon Berz hat seine persönlichen Mittel und Wege entwickelt, unterschiedliche Klanggebilde zu visualisieren.Bild: Roger Zbinden (Baar, 26. 4. 2025)

Baar – Ungewöhnliche Bilder und Installationen sind derzeit im Rahmen der Ausstellung «Imprositions» von Simon Berz in der Baarer Galerie Billing zu sehen. Es sind Arbeiten aus verschiedenen Schaffensphasen, wie die Installation «Tropf» (2011–2025) des in Berlin lebenden Klangkünstlers und Schlagzeugers, der zudem Transdisziplinarität, Fine Art, an der Zürcher Hochschule der Künste studiert hat. «Das heisst, diejenigen, die daran beteiligt sind, müssen ihr eigenes Hauptfach – bei mir zum Beispiel die Musik – verlassen. Ja, man kreiert etwas Neues, man weiss nicht genau, wo das hingeht», sagt Berz.

Er spürt den Klängen nach, beispielsweise in der Natur. Inspiriert von Tönen auf Steinen und vom Wasser ist die erwähnte Installation «Tropf» entstanden, für die Berz mit dem Zuger Werkjahr 2011 ausgezeichnet worden ist. Dort hat er an fünf Stationen PET-Flaschen aufgehängt, aus denen Wasser langsam auf kleine Schieferplatten tropft und Töne erzeugt, die dank Mikrofonen gut hörbar werden. «Die Steine habe ich vor Jahren mit dem Velo heim transportiert und ein Werk daraus gemacht. Sie sind nicht bearbeitet. Es hat mich philosophisch interessiert, was Tropfen, also Wasser, mit den Steinen machen. Die Tropfen verstärken diesen Klang», führt Berz aus.

«Kunst aus dem Moment»

Er habe dann lange recherchiert, wo und wie man diese Energie und den Rhythmus verstärken kann. Bei dieser Arbeit spielt die Elektronik eine wichtige Rolle: Er habe viele Versuche mit selbst gebauten Mikrofonen gemacht, die unter den Steinplatten befestigt sind, erklärt der Tonkünstler. Für ihn ist spannend, wie Steine klingen. Berz geht es hintergründig auch um Themen wie Klima, Wasserverbrauch, Plastik und mehr.

Seither tüftelt und erforscht Berz die Möglichkeiten der Klangkunst. So entstehen Bilder, welche die Schwingungen der Musik und Rhythmen aufzuzeichnen vermögen – bei Konzerten, Performances und auf den Touren. Es sind mithilfe der von ihm persönlich entwickelten Technik grafische Partituren, welche effektvolle Momente bildlich umsetzen.

In der Ausstellung sind mehrere Serien zu sehen, wie «Breath versus Beats» oder diejenige der Japantour. Für einmal sind es keine farbigen Motive, welche die Blicke anziehen, sondern schemenhafte gräulich-schwarze Elemente, welche neben Bewegung und Energie einen Hauch von Poesie ausstrahlen. Immer wieder lotet er prozesshaft aus, wie er die Klangkunst grafisch umsetzen kann. An der Vernissage vom letzten Samstag präsentierte er dies aktiv auf eine – man kann sagen – durchschlagende Art: Im Gang legte er ein Papierblatt auf einen mit Kohle bedeckten Holzblock. Darauf spaltete er dann mit einem Beil krachend einige Buchenholzscheite. Zwar wies das Papier in der Mitte einen Spalt auf, doch die Kohle hatte je nach Schwung ein anderes Muster aufgezeichnet: Die Blätter ergaben eine neue Serie. Doch richtig verblüfft war das Publikum, als Simon Berz am Boden mit zwei Schlegeln auf einigen der Holzstücke zu spielen begann und die Beats alle rundherum in Bewegung versetzten.

Gaby Billing sagt, dass die Zusammenarbeit mit Simon Berz für die Galerie ein Experiment sei: «Es ist eine schöne Ausstellung: Performances und bildende Kunst verbinden sich in den Bildern, die Energie, Rhythmus und Musik ausstrahlen. Ihr Mann Gert erwähnt, dass die Galerie schon immer grenzüberschreitenden Künstlern eine Plattform biete. «Schon lange war es unsere Idee, Simon Berz mit seiner visuellen Musik einzuladen. Es ist ein Experiment, das den normalen Rahmen sprengt. Aber es trägt dazu bei, die Kulturlandschaft zu beleben.»

Hinweis

Die Ausstellung von Simon Berz in der Galerie Billing läuft bis 15. Juni. Offen jeweils Mo, Do, Fr: 14–18 Uhr, Sa: 10–16 Uhr. Finissage, 15. Juni, 14.30 Uhr, mit Beat Unternährer (Alphorn) und Simon Berz (Percussion).


(Text: Monika Wegmann)