Astona: Beeindruckender Auftakt

Musik

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Traditionsgemäss beginnen die Astona-Präsentationen mit verschiedenen Kammermusik-Stücken. Ein weiteres Mal ist das hohe musikalische Niveau der jungen Leute bemerkenswert.

  • Auch Senny Herler aus Finnland ist in der Musikschule Zug zu hören.Bild: Stefan Kaiser (28. 7. 2025)
    Auch Senny Herler aus Finnland ist in der Musikschule Zug zu hören.Bild: Stefan Kaiser (28. 7. 2025)

Zug – Das Astona-Konzept funktioniert seit seiner Begründung unverändert. Zum 37. Mal trafen sich diesmal 31 musikalisch hochbegabte junge Leute aus 18 Ländern zu gemeinsamem Gestalten von Kammermusik und Orchesterwerken. Die zu spielenden Kompositionen waren im Voraus abgesprochen, und sie wurden – so weit an den Konzert-Auftritten hörbar – schon vor dem Kurs von allen auch intensiv geübt.

Vor gut einer Woche waren die jungen Leute im Zentrum Sonnenberg in Baar eingetroffen. Pro Tag gibt es nun zwei Stunden Kammermusik und zwei Stunden Orchesterspiel, jeden zweiten Tag zusätzlich eine Privatstunde bei einem der Dozenten, dazwischen noch ein ausgiebiges Angebot zum privaten Üben, und in der zweiten Woche fast täglich ein Konzert – also alles andere als ein Ferienlager im landläufigen Sinn. Auch verschiedene Einheimische sind durch diese Talentschmiede gegangen, unter an­deren die am 10. Juli am «Sommerklänge»-Konzert in Cham aufgetretenen Esther Hoppe und Christian Poltéra.

Komponist war ein virtuoser Geiger

Bei allem Respekt vor dem Können aller Auftretenden (im ersten Konzert acht Frauen und zwei Männer) stachen im vollbesetzten Vortragsraum der Musikschule Zug doch noch zwei Einzelleistungen deutlich heraus: Den Abschluss bildete die Fantasie für Violine und Klavier des bei uns wenig bekannten Henryk Wieniawski (1835–1880). Er war ein Heimatvertriebener, genau wie die beiden Interpretinnen Mariia Kostogryz, Violine, und Oleksandra Kiktenko, seit langem befreundet, beide aus der Ukraine stammend und jetzt in Deutschland lebend.

Der Komponist war selber ein virtuoser Geiger und so enthielt der Violinpart alles, was Interpreten von hohem künstlerischen Niveau gerne spielen: Aufstiege bis in höchste Lagen, rasend schnelle Arpeggien, verschiedene Einsätze im künstlichen Flageolet und dazwischen auch ruhige, mit edlem Klang gestaltete Passagen. Neben wenigen bewegten Überleitungen musste sich die Pianistin überwiegend mit Begleitaufgaben begnügen.

Ebenbürtig erschien in der ersten Konzerthälfte das Spiel des erst 14-jährigen Henning Felde Haldorsen mit dem Rondo capriccioso, Opus 28, von Camille Saint-Saëns. Die Mutter des Interpreten war aus Norwegen mit angereist und sie erlebte eine wahrhaft exzellente Wiedergabe. Über alle zum Teil extrem hohen spieltechnischen Klippen hinweg fand der junge Mann auch die grosse Linie mit einem markanten Zwischenabschluss, welcher prompt einen Teil des Publikums zu einem vorzeitigen Applaus veranlasste.

Eine treue Seele am Piano

Sichere Unterstützung bot einmal mehr der seit vielen Jahren dem Astona-Kurs treu gebliebene Begleitpianist François Killian. Dieser unterstützt auch im laufenden Kurs die jungen Talente in kurzer gemeinsamer Eingewöhnungszeit mit souveräner Mitgestaltung der Werke verschiedenster Stilepochen.

Im ersten Konzert waren dies Barock (Violinsonate von Leclair mit der Violinistin Luise Lavarello, 13), Klassik (Mozart, KV 576, mit der Violinistin Amalia Gybel, 13), Romantik (Erste Cellosonate von Brahms mit dem Cellisten Ferdinand Lepinat, 13) so wie noch einmal Spätromantik («Réverie» von Henri Vieuxtemps mit der Violinistin Senny Herler, 18). Nur das spanisch-isländische Violintrio (Olaya Aller, Helena Martínez Carrdión und Thordis Emilia Aronsdóttir) verzichtete beim brillant vorgetragenen Capriccio von Friedrich Hermann auf die Klavierbegleitung. Bei der Begrüssung musste der lokale Hauptorganisator Christoph Balmer die Gründerin und Direktorin Nancy Chumachenco wegen Erkrankung kurz­fristig entschuldigen. Schwerer wog der plötzliche Tod vor wenigen Wochen des langjährigen Violin-Dozenten Kristoffer Dolatko.

Weitere Auftritte folgen heute im Altersheim Chlösterli, Unterägeri und morgen in der Zuger Johanneskirche, sowie am 2. August nochmals gleichenorts als Schluss-Galakonzert. (Text: Jürg Röthlisberger)