Ihr Auftritt als Barockensemble

Musik

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Mit einem Barockprogramm eröffneten die Kammer Solisten Zug ihre neue Spielsaison. Da man in der Nähe der Originale blieb, dominierten innerhalb des Ensembles für einmal die Streicher.

  • Die Kammer Solisten Zug interpretierten Rameau, Telemann, Graupner und Vivaldi. (Bild Maria Schmid)
    Die Kammer Solisten Zug interpretierten Rameau, Telemann, Graupner und Vivaldi. (Bild Maria Schmid)

Zug – Auf drei Abschnitte verteilt umrahmte die Bühnenmusik von Jean-Philipp Rameau (1681-1764) das ganze Konzertprogramm in der Kollegiumskapelle St.Michael. Die Bearbeitung durch Jean-François Taillard, welcher selber am Horn mitspielte, liess die Grundstimmung unangetastet, und sie änderte auch wenig an der Instrumentierung. Es kamen jene Eigenheiten der Komposition und Spielpraxis der Barockzeit voll zur Geltung, welche Stefan Buri schon in der Einleitung geschildert und an Tonbeispielen vorgeführt hatte.

Zu Beginn des Barock waren die meisten Satzbezeichnungen noch gleichzeitig Namen von Gesellschaftstänzen, welche dann allmählich von den heutigen Satzbezeichnungen abgelöst wurden. Nur das Menuett konnte sich bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts halten.

Die Instrumentenbezeichnung war nur relativ, weil auch Instrumente gleichen Namens von Ort zu Ort verschieden gebaut, gestimmt und gespielt wurden. Abrupte Tempowechsel kompensierten die geringen Möglichkeiten dynamischer Abstufung vor allem bei den Blasinstrumenten und beim Cembalo. Am Naturhorn hörte das Publikum, wie erst ungefähr vom sechsten Oberton an aufwärts eine geschlossene Melodieführung möglich war, meist nur in einer einzigen Tonart und immer gefährdet durch Naturtöne ausserhalb der klassischen Dur-Moll-Tonleiter.

Umso mehr Beifall verdiente das ausserhalb des Programms gespielte und selbst bei vielen Profis gefürchtete Hornsolo aus Bachs h-Moll-Messe. Gleichzeitig erlebte man dort auch eine Klangstruktur, welche in verschiedenen Eigenheiten schon über das Barockprinzip hinausreichte.

Präzises, ausgewogenes Zusammenspiel

Ausgeklammert blieb die Handlung der Oper «Dardanus», vom Textdichter als Tragödie bezeichnet, aber mit glücklichem Ausgang der Intrigen zwischen Halbgöttern der griechischen Mythologie. Dies war in dem Sinn nicht tragisch, als sich die Aufmerksamkeit ohnehin auf das Musikerlebnis konzentrierte. Das Zusammenspiel wirkte stets sehr präzise und ausgewogen, was besonders zu würdigen ist, weil die Kammer Solisten Zug sonst in ganz anderer Besetzung auftreten. Der Entschluss zur Aufteilung dieser Bühnenmusik war wohl richtig. Er erleichterte dem Publikum den inneren Nachvollzug.

Für die drei eingeschobenen Werke standen Solisten im Mittelpunkt. Beim Konzert in D-Dur von Georg Philipp Telemann (1681-1767) hörte man ein weiteres Mal das Hornsolo in den höchsten spielbaren Naturtönen. Nachdem Isabelle Schnöller den Hornisten schon im zweiten Telemann-Satz sekundiert hatte, gelang ihr eine ausgezeichnete Interpretation des Flötenkonzerts in D-Dur von Antonio Vivaldi (1678-1741). Sie spielte auf einer nachgebauten Barock-Querflöte, die über ein kräftiges Tonvolumen verfügte und sich im Klangcharakter etwas der Blockflöte näherte.

Anspruchsvolle Spiel auf dem Barockfagott

Stefan Buri interpretierte das Fagott-Konzert in c-Moll von Christoph Graupner (1683-1760) mit einem Barockfagott, welches nur drei Klappen aufwies. Gegenüber dem modernen Instrument war dadurch der Ton vor allem in den oberen Lagen weniger prägnant, was die Klarheit in der Linienführung rascher Koloraturen erschwerte.

Mit nimmermüdem Einsatz führte die Cembalistin Constance Taillard durch das ganze Programm das Continuo. Nicht vergessen sei der Anteil der durchwegs stilsicher gestaltenden Streicher, manchmal mit solistischen Einlagen und manchmal als Füllstimmen: Mátyás Bartha und Valentina Jacomella, Violinen, Xiao Bürgi-Ma, Viola, Aline Schnepp, Violoncello, so wie Dina Kehl, Kontrabass. (Jürg Röthlisberger)