Verweilen auf bunten Rechtecken

Kunst & Baukultur

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Anna Margrit Annen befasst sich mit Verweilen und Unterwegssein. Für ihre aktuelle Ausstellung in Kriens hat die gebürtige Zugerin eine neue Form gefunden, das Verweilen zu erforschen.

  • Die Bodeninstallation «Weite Weile» von Anna Margrit Annen. (Bild PD)
    Die Bodeninstallation «Weite Weile» von Anna Margrit Annen. (Bild PD)

Zug – «Unter dunklen Bildern sind meist farbige und unter farbigen manchmal dunkle», sagt die ­Zugerin Anna Margrit Annen (67) und deutet damit auf ein Bild, das auf den ersten Blick schwarz erscheint. Geht man näher hin, kann man tatsächlich einen bunten Hintergrund erkennen, der noch schwach durchschimmert. Schliesslich entpuppt sich die flickenteppichähnliche Fläche als ein Rechteck, zusammengesetzt aus vielen einzelnen bunten Rechtecklinien – «konzentrische Formen», wie Annen sagt –, also etwas gemeinsam um die Mitte Angeordnetes.

Das Verweilen bildet einen der beiden Schwerpunkte in ihrer künstlerischen Praxis, nebst dem «Unterwegssein». Sich auf etwas ein- und sich darauf niederlassen können: Das interessiert Annen. Die Zentren der jeweiligen Werke sollen beispielsweise entfernt an Ortskennzeichnungen erinnern, ähnlich den roten Stecknadeln von Google Maps. Die bunten, konzentrischen Rechtecke entdeckt man in der ganzen Galerie. Im hinteren Teil des Raumes – ganz unerwartet – sogar auf dem Boden liegend, abgesperrt durch ein Seil. Diese Installation («Weite Weile», Foto) besteht aus 10 Arbeiten, Acryl auf Papier. Durch ihre liegende Positionierung soll diese Arbeit besonders dazu einladen, zumindest gedanklich zu verweilen und sich kleine Ausfluchten aus dem Alltag zu erlauben.

Präzision verbunden mit Lebendigkeit

Mal sind die bunten Landschaften grossflächig, mal konzentriert auf 24×32cm wie bei den «kleinen Orten», die erste Arbeit, die ins Auge fällt beim Betreten der Galerie. Aber immer sind die Linien präzise gezogen, höchst selten Mal entdeckt man eine kleine Einbuchtung in den äussersten Rechtecklinien. Präzision ist Annen wichtig: «Ich will, dass diese Linien präzise, gerichtet und dennoch lebendig sind», sagt sie bestimmt. Nur bei den Farben erlaubt sie den zweidimensionalen Orten etwas Freiheit. So läuft manchmal noch ein wenig Farbe über eine Rechteckbahn – und bricht somit die streng geometrischen Kompositionen auf.

Bei dieser Ausstellung gehe es im weitesten Sinne um Raum, sagt Annen. Aber auch das Spiel von hell zu dunkel ist ein Thema, womit sie auf den Prozess des Übermalens anspielt. Sie baut Bilder auf Vorhandenem auf und schafft auf Bestehendem Neues.

Derweil Annen in ihrer aktuellen Ausstellung das Thema des Verweilens aufgreift, ist sie mit ihrem Atelier in Aufbruchstimmung. Bald wird sie einen neuen Arbeitsplatz in der Viscosistadt in Emmenbrücke beziehen. (Nadine Meier)

Hinweis
Die Ausstellung läuft bis 10. Februar. Infos: www.galerie-kriens.ch