«Wir haben Diversität geschaffen»

Dies & Das

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Das Kulturzentrum Galvanik hat vor 25 Jahren seine Türen geöffnet. Seine Geschichte ist wechselvoll. Vor zehn Jahren hat Eila Bredehöft die Geschäftsleitung übernommen und mit ihrem Team dem Ort sein Profil gegeben.

  • Jahrelanges Engagement für das Kulturzentrum im Choller: GalvanikGeschäftsleiterin Eila Bredehöft (links) und IGGZ-Präsidentin Mercedes Lämmler.
    Jahrelanges Engagement für das Kulturzentrum im Choller: GalvanikGeschäftsleiterin Eila Bredehöft (links) und IGGZ-Präsidentin Mercedes Lämmler.

Zug – Eila Bredehöft wirkt entspannt. Frische Sommerluft weht um die Hausecke. Die Galvanik-Geschäftsführerin zeigt den zum Bahndamm hin erweiterten Aussenbereich des Kulturzentrums – je mehr Platz für die Gäste desto besser in Zeiten der Pandemie. Es sei eines der herausforderndsten Jahre gewesen während ihres Wirkens hier im Choller. «Im Gegensatz zu vielen anderen Kulturschaffenden und Betrieben hatten wir allerdings das Glück, dass wir uns keine Sorgen um unseren Job und auch um den Bestand der Galvanik machen mussten», sagt die 41-Jährige. Dies sei dem unbürokratischen Corona-Unterstützungsmodell und den Subventionen zu verdanken.

Jetzt sollte es nur noch bergauf gehen: Auch im Choller hofft man, im Herbst den Betrieb wieder ganz hochfahren zu können. Insbesondere freut man sich darauf, das breit angelegte Jubiläumsprogramm anlässlich des 25-jährigen Bestehens endlich weiterzuführen, welches aufgrund der Coronakrise unterbrochen werden musste.

Ins kalte Wasser geworfen

In Langenthal aufgewachsen, war Eila Bredehöft nach ihrem Studium der soziokulturellen Animation in Luzern nach Zug gekommen, um in der Industrie45 für die Veranstaltungen verantwortlich zu zeichnen. Als nach einem Brand 2008 in der Galvanik das dortige Publikum vermehrt auch die Industrie45 frequentiert hatte, wurde sie 2011 auf die Geschäftsleitungsstelle für die wieder eröffnende Galvanik aufmerksam, bewarb sich und erhielt den Job. «Ich wurde allerdings insofern ins kalte Wasser geworfen, als ich mich neben dem Betrieblichen auch weitgehend um Aus- und Umbau des neu eröffneten Lokals kümmern sollte», erinnert sie sich. Gemeinsam mit dem neu geformten Team gelang ihr dies schliesslich. Doch hatte sie nicht mit den Reaktionen der Anwohner gerechnet. «Nach drei Jahren Ruhe fielen diese entsprechend aus, es folgten zahlreiche Reklamationen wegen Ruhestörung und Verschmutzung.» Doch habe sich dies bald zur Güte gelegt durch entsprechende Massnahmen und Sensibilisierung der Gäste.

Nach der Durststrecke ging’s voran

Der Start der neuen Galvanik 2011 selbst war zwar fulminant, dennoch wurden die ersten zwei Jahre zur Durststrecke. Die Besucherzahlen dümpelten auf tiefem Niveau dahin. Man musste das Konzept anpassen und nach neuen Partnern Ausschau halten, vermehrt Eigenleistungen bringen und allgemein ausloten, was zieht und was nicht. Mit Erfolg: Bald stiegen die Besucherzahlen konstant an – von anfangs jährlich 12000 bis heute fast 20000, das Coronajahr ausgeklammert. Das kam selbstredend nicht einfach von allein. «Wir haben angefangen, mehr Werbung zu machen und aktiv die sozialen Medien zu bedienen», führt Eila Bredehöft aus. «Ferner haben wir zwei, drei starke Partner gewinnen können wie etwa den Verein SchnauZug›. Wichtig war uns auch ein ausgeglichener Programm-Mix, um ein breiteres Publikum anzusprechen.» Die Zahl an Veranstaltungen wurde hochgefahren, entsprechend gab es mehr Öffnungszeiten. Neue, wiederkehrende Formate lockten neue Publikumskreise an.

«Ich denke, wir haben hier in der Galvanik viel Diversität in jeder Hinsicht geschaffen», stellt die Geschäftsleiterin rückblickend fest. «Es wäre vielleicht weniger aufwendig gewesen, eine fest definierte Schiene zu fahren, sich auf einen bestimmten Publikumskreis zu fokussieren und so einen Stamm aufzubauen», fügt sie an. Man habe sich dann aber für den Weg der Vielfalt entschieden. So finde sich heute auch Ü50-Publikum ein, was früher nur selten vorgekommen sei.

«Zusammenfassend kann man sagen, dass in der Galvanik in den vergangenen zehn Jahren eine klare Professionalisierung stattgefunden hat», sagt Eila Bredehöft. Das sei nicht zuletzt auch der Beständigkeit und der Eingespieltheit des Teams und somit der internen Weiterentwicklung zu verdanken. Die Geschäftsleiterin selbst absolviert derzeit nebenbei noch ihr Masterstudium im Kulturmanagement. «Auch davon wird der Betrieb schlussendlich profitieren können», ist sie überzeugt.

Verein und Leitung ergänzen sich

Was die Galvanik seit Anbeginn behalten hat, ist die familiäre Wohlfühlatmosphäre. «Das ist ein grosser Pluspunkt des Kulturzentrums, und das wird auch häufig an uns herangetragen.» Ein weiteres Zeugnis davon, dass Eila Bredehöft mit ihrem Team auf dem richtigen Weg war und ist.

Das sieht auch Mercedes Lämmler so, seit 2013 Präsidentin des Vereins Interessengemeinschaft Galvanik Zug (IGGZ). «Wir sind sehr froh um das fruchtbare Engagement von Eila und ihren Leuten», sagt die 35-jährige Zugerin dazu. «Ihr Einsatz entlastet den Vereinsvorstand, sodass dieser sich auf andere wichtige Aufgaben fokussieren kann.» Unter der Ägide Eilas habe das Kulturzentrum eine gesunde Konstanz behalten, sich aber dennoch stets weiterentwickelt und verbessert. Wie das Team um Eila Bredehöft bestehe der aktuell sechsköpfige Vereinsvorstand (fast) ausschliesslich aus Zugerinnen und Zugern. Auch hier sei man fest eingespielt, was dem Ganzen Kontinuität und Stabilität verleihe.

25 Jahre Galvanik Zug – man ist gerüstet und bereit für die Zukunft. Wenn das leidige Thema Corona hoffentlich bald abgehakt ist, arbeiten sowohl die Leitung als auch der Verein daran, dem Kulturzentrum noch mehr Profil zu geben, Kooperationen aufzubauen, zeitgemässe Anpassungen vorzunehmen, wo nötig, und das Ganze natürlich noch weiter zu professionalisieren. «Für all dies haben wir nun eine sehr gute Ausgangslage», ist Mercedes Lämmler überzeugt. So soll die Galvanik auch weiterhin – und noch mehr – als etablierter Player auf dem Kulturplatz Zug wahrgenommen werden. (Andreas Faessler)