Beim Perron 4 ist Kunst zu sehen

Kunst & Baukultur

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Im Bahnhof Zug stehen derzeit zwei Mietflächen an allerbester Frequenzlage leer. Jetzt steht fest, wer sich eine davon ergattern konnte, zumindest temporär.

Zug – «Grosser Mieterwechsel im Bahnhof Zug – wer geht, wer kommt, wer bleibt»: So lautete der Titel eines Artikels in der Zuger Zeitung vom 15. Juni 2024. Nun ist eine weitere der noch offenen Fragen zur grossen Mieterrochade vorläufig geklärt – jene, wer Nachmieter wird auf der freien Mietfläche beim Gleis 4 links vom Coop to go, wo früher der Coiffeur Claus & Carla eingemietet war.

Dort ist künftig Kunst zu sehen: Konrad und Melanie Breznik eröffnen als Zwischennutzung eine Galerie, die den Namen «Gleis 4» trägt. Die Lage sei ideal, denn die Brezniks verfolgen zwei Hauptziele: «Nachhaltigkeit, und wir wollen Kunst zu den Menschen bringen.» Näher bei den Leuten als auf einem Perron in einem hochfrequentierten Bahnhof «kann man gar nicht sein», ergänzt Konrad Breznik (45). Die Galeriebesuchenden könnten bequem mit dem Zug anreisen.

Die Werke kosten ungefähr 10000 Franken

Das zweite Ziel, am Zuger Bahnhof Kunst zu den Menschen zu bringen, will Breznik am Anfang mit einem spannenden jungen Zuger Künstler erreichen. Die erste Ausstellung wird Taro Nordberg bestreiten, über den Breznik sagt: «Er hat eine riesige Zukunft vor sich als Künstler.» Auch Gespräche über eine Welttournee in den Sothebys-Salons seien bereits im Gange. Nordberg sei ein Kalligrafie-Meister in dritter Generation, der die Kunst des schönen Schreibens und der Tuschmalerei in Japan von seinem Grossvater gelernt habe. Er vereine durch seinen Kunststil klassische Kalligrafie mit westlicher zeitgenössischer Kunst.

Taro Nordberg ist in Zug auch als Kulturveranstalter und Gastronom bekannt. Er hat in den Räumen des ehemaligen Topas-Clubs die Jazz-Bar Hidén Harlekin eröffnet. Zurück zu seiner Kunst: Seine Werke werden in der Galerie ab zirka 10 000 Franken angeboten. Nicht nur Nordbergs Kunst habe eine hohe Qualität, sondern auch alle verwendeten Materialien, die er für die Herstellung seiner Bilder braucht, wie zum Beispiel die Tinte von Kobayen aus Japan, sagt Breznik weiter. «Die Pinsel werden alle auf Bestellung in Japan handgefertigt und kosten bis zu 5000 Franken pro Stück.»

Breznik hat Ahnung vom Kunstmarkt. Er war früher COO und Executive Director bei Hauser & Wirth – «eine der weltweit führenden Galerien für zeitgenössische Kunst» in Zürich mit Standorten in London, Monaco, Hongkong, Los Angeles und New York, wie er sagt. Nun also eine eigene Kunstgalerie. Sein Konzept sieht vor, die Galerie hauptsächlich in zwischengenutzten Räumen zu betreiben. Auch im Bahnhof Zug wird sie nur temporär sein, vom 20. August bis Ende Oktober.

Im Herbst zieht die Galerie weiter

Geöffnet hat die Kunstgalerie jeweils von Montag bis Freitag von 11 bis 19 Uhr, es wird auch Tee und Kaffee serviert. Am Freitag ist sie für private Besichtigungen reserviert. Für die Zeit nach Oktober suche man eine neue Ausstellungsmöglichkeit. Breznik ist zuversichtlich, etwas Passendes zu finden: «Es gibt bereits weitere Angebote und Anfragen auch in Zug, da unsere Zwischennutzung keinerlei bauliche Veränderungen benötigt und weil Kunst Immobilien aufwertet.»

Offen ist, welche Mieterschaft übernimmt, wenn die Galerie Gleis 4 wieder auszieht. «Die definitive Nutzung ist in Verhandlung», teilen die SBB mit. Doch zunächst gibt es jetzt einmal Kunst am Bahnhof. (Text von Martin Messmer)