Von einer Seite zur anderen über die Tanzfläche schweben

Theater & Tanz

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Im Casino fand die 2. Zuger Tanznacht statt. Der vom Dance Club Zugersee organisierte Ball war schon Monate zuvor ausverkauft.

  • Sorgten für die Showeinlagen: die Profitänzer Flavia Landolfi und David Büchel. (Bild Stefan Kaiser)
    Sorgten für die Showeinlagen: die Profitänzer Flavia Landolfi und David Büchel. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – So eine Tanznacht ist auch eine Traumnacht. Der riesige, zweistufige Festsaal des Casinos mit seinen geschwungenen Estraden, stuckverzierten Wänden und schimmernden Holzparketten ist der richtige Rahmen dafür. Im Halbkreis blitzt das Kristall auf den festlich gedeckten Esstischen, und die Kronleuchter tauchen die tanzenden Paare in gedämpftes warmes Licht. Diese wiegen und wenden sich, schreiten oder wirbeln, mal innig aneinander gelehnt, dann wieder mit herausforderndem Hüftschwung oder in raumgreifenden Drehungen von einer Saalseite zur anderen. 

Die Tanzenden sind zwischen 35 und 75 Jahre alt, die Herren tragen Anzug und Fliege, die Damen meist lange Roben aus Samt und Seide, mit Spitzen, Schleiern oder Pailletten. Glitzernde Schuhe mit hohen Absätzen gleiten leichtfüssig über den Boden, die Beinarbeit ist zuweilen beeindruckend virtuos: Die Musik des Live-Orchesters fährt in die Glieder. 

Das Quartett Moody Tunes ist begehrt in der Paartanz-Szene, und auch an diesem Abend bieten Christian Müller (Flöte, Sax, Klavier, Gesang), Johannes Gutfleisch (Schlagzeug), René Heid (Akkordeon) und Florian Döling (Kontrabass) das volle 10-Tanz-Programm, abwechselnd fünf Standardtänze und fünf Latin-Tänze, vom schwebenden Wiener Walzer bis zum heftigen Paso doble.

Ab und zu unterbrochen vom 3-Gang-Dinner des Restaurants Casino Zug, wird immer wieder getanzt – dafür sind sie gekommen, die fast 70 angemeldeten Paare. Mitte September begann der Verkauf der Tickets, Anfang Oktober waren sie bereits aus­verkauft. «Es gibt viel zu wenig solche Bälle», erklären Jens Gommlich (Präsident), Sabine Pfulg (Finanzen, Administration) und Daniel Nick (Aktuar) vom Dance Club Zugersee den grossen Erfolg. Selber leidenschaftliche Tänzer, sind sie seit bald drei Jahren im Vorstand des Vereins, haben die Ballnacht zum zweiten Mal organisiert und moderieren sie bis nach Mitternacht mit Begeisterung und Charme. «Es gibt Bälle in Winterthur, Buttikon, Perlen, aber im Raum Zug nichts dergleichen, und dies, obwohl mehrere Tanzschulen viele Tanzlustige anziehen.» Der Zuger Ball soll deshalb zum jährlichen Event werden.

«Der schönste Ball, den ich kenne» 

Noch leicht atemlos zwischen zwei Tänzen, erzählt Roland Bechtiger aus Zug: «Vor 50 hätte mich keiner zum Tanzen gebracht. Aber dann hat meine Frau uns zu einem Tanzkurs angemeldet. Und es hat mir den Ärmel hereingenommen!» Er lobt die Zuger Tanznacht mit strahlendem Gesicht: «Sie ist der schönste Ball, den ich kenne.» Für unbegleitete Tänzerinnen hat Sabine Pfulg beim «Verein Tanzbegleitung» zwei ältere erfahrene und diskrete Tänzer angeheuert: Martin Frei tanzt seit 27 Jahren, er wird immer wieder zum Tanz geholt; Rolf Anliker aber hält Ausschau nach den grünen Kärtchen, die auf den Tischen eine tanzlustige Partnerin anzeigen.

Den spannungsvoll erwarteten Höhepunkt des Balls bilden die beiden Show-Einlagen der Turniertänzer Flavia Landolfi und David Büchel. Er mit hochaufgerichtetem Oberkörper und stolz emporgerecktem Kinn, sie mit wehendem Haar geschmeidig in seinen Arm zurückgebogen, beide wunderschöne, junge Menschen, die sich schwerelos bewegen: die Perfektion des Traums, ein flüchtiges Bild, das jedoch lange auf der Netzhaut hängen bleibt. (Dorothea Bitterli)