Klangbilder der Naturkräfte
Musik
Die «Zuger Singlüüt» begeisterten im Theater Casino Zug mit einem vielseitigen Programm. Unter Leitung von Thomas Huwyler und begleitet von vier Instrumentalisten gelang ihnen einmal mehr eine starke Gesamtleistung.
Zug – «Erde-Wasser-Luft-Feuer» – die vier klassischen Elemente aus der Antike waren Gesamtmotto des Programms. In drei verschiedenen Sprachen fand sich zu diesem Thema genügend Musik für eine gemischte Werkwahl, die beim Publikum am Samstag im vollbesetzten Zuger Casinosaal sehr gut ankam. Der Schwerpunkt lag gefühlsmässig bei der Romantik, also bei jener Stilepoche, die am stärksten versuchte, den Musikklang mit weiteren Umweltphänomenen zu verbinden. An dieser Grundstimmung änderten auch die verschiedenen Komponisten mit Lebensdaten aus dem 20. Jahrhundert nichts. Man suchte auch dort die emotionale Komponente, nicht die Experimentalmusik.
Erneut imponierten jene Qualitäten, welche das Publikum in Erinnerung an frühere «Singlüüt»-Konzerte anlockte. Durch sorgfältige und intensive Vorbereitung wurde der Notentext problemlos beherrscht. Die Intonation erschien bis auf verschwindende Ausnahmen tadellos, und die gute Sprachverständlichkeit beeindruckte insbesondere auch im Französischen. Die stabile Klangkultur zeigte sich besonders deutlich im Strophenlied «Chante en mon choeur», wo der Chor die Tonhöhe auch während einer langen Phase ohne Instrumentalbegleitung ausgezeichnet hielt.
Thomas Huwyler weiss in Voraussicht auch um die Limiten des Unternehmens: Der meist von ihm in aufwendiger Vorarbeit angepasste Notentext enthielt nur wenige Spitzentöne und heikle Einsätze. Der Dirigent arbeitet konsequent mit eigenen Leuten, und er verzichtete wie schon in den Vorjahren darauf, das zahlenmässige Ungleichgewicht zwischen Frauen- und Männerstimmen durch kurzfristige Zuzüger zu korrigieren. Auch die kleinste Gruppe des Tenors leistete verschiedene prägnante Einsätze, die sich mit ausreichender Deutlichkeit vom Gesamtklang abhoben. Einzig dem Bass – im Vergleich zur ausgedruckten Namensliste auf dem Programm zusätzlich geschwächt – hätte man manchmal gern etwas mehr Volumen gegönnt.
Mindestens teilweise sind die «Zuger Singlüüt» auch ein Familienunternehmen: Seit vielen Jahren ist die Dirigenten-Gattin Maria Huwyler als treue Chorsängerin dabei; in der Begleitgruppe wirkte der Bruder des Dirigenten mit; im Publikum sass ein weiterer Aktivmusiker-Bruder mit Schwägerin, und am Ende des Konzerts vernahm man noch, dass der Sohn Lukas des Dirigenten für die Lichttechnik verantwortlich gewesen war.
Wesentlichen Anteil am Gelingen des Konzerts hatten ebenfalls die vier Mitglieder der Begleitgruppe: Jimmy Muff, Klavier, Patricia Draeger, Akkordeon, Thomas Custer, Kontrabass, so wie der Schlagzeuger Bruno Huwyler – alles wohlbekannte Leute, sowohl durch ihre solistischen Auftritte wie durch ihre Lehrtätigkeit an verschiedenen Musikschulen der Region. Trotz fast pausenlosem Einsatz zeigten sie bis zum Schluss keinerlei Ermüdungserscheinungen.
Durch verschiedene rein instrumental besetztee Zwischenstücke ermöglichten sie dem Chor kurze Erholungspausen, und bei den Begleitaufgaben fanden sie immer ein sicheres und klanglich ausgewogenes Gleichgewicht zum Vokalbereich.
Mit ausführlichen Erläuterungen und angemessenem Humor führte Rémy Frick durch das Programm. Zur Stimmung passend und nie aufdringlich erschienen auch die hinter dem Chor projizierten Bilder. Interessanterweise liess der Chor beim letzten Lied jene Strophe weg, in welcher der Textdichter Mani Matter den Weltuntergang prophezeite. War dies eine diskrete Andeutung, dass die Reise der «Zuger Singlüüt» mit dem Gründer Thomas Huwyler auch nach mehr als 40 Jahren Aktivität noch lange weitergehen soll? (Text: Jürg Röthlisberger)