In Baar jazzt es seit 15 Jahren

Musik

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Baar ist eine regionale Jazz-Hochburg. Die Jubiläumsfestivitäten lockten am vergangenen Wochenende eine Menge Publikum an.

  • Die Pocket Rockets streuen eine geballte Ladung Funk, Rap und Hip-Hop in ihre Stücke ein. Bild: Roger Zbinden (Baar, 13. 7. 2024)
    Die Pocket Rockets streuen eine geballte Ladung Funk, Rap und Hip-Hop in ihre Stücke ein. Bild: Roger Zbinden (Baar, 13. 7. 2024)

Baar – Im Jahr 2006 taten sich drei Baarer Jazzliebhaber zusammen und beschlossen, pro Jahr neun Konzerte mit traditionellen Bands aufzugleisen. Das kam so gut an, dass mittlerweile 14 Konzerte pro Jahr durchgeführt werden: neun Konzerte unter dem Label «Jazz live i de Braui» und fünf «Jazz & Dine i de Höll» im Restaurant Höllgrotten.

Doch damit nicht genug. «Aus dem Publikum kam 2008 erstmals der Wunsch auf, die Sommerpausen mit einer Open-Air-Matinée zu überbrücken», sagt Susanne Beck, Präsidentin des Trägervereins «Jazz in Baar». Und schon war die Veranstaltungsreihe «Jazz im Sommer Baar» geboren. Anfangs fand der Anlass auf einem Grundstück an der Mühlegasse statt. Nachdem sich die privaten Eigentümer aus persönlichen Gründen zurückgezogen hatten, kam die Idee auf, einen Verein ins Leben zu rufen, um den Weiterbestand zu gewährleisten. Nach der Gründung des Trägervereins «Jazz in Baar» wurde der Sommerevent 2018 ins Dorfzentrum gezügelt und hat seither zwischen der Rathus-Schüür und dem Schulhaus Marktgasse seinen festen Platz. Während Corona musste eine zweijährige Pause eingelegt werden.

So konnte das 15-Jahr-Jubiläum erst dieses Jahr über die Bühne gehen. Dafür wurde der Anlass auf zwei Tage ausgeweitet. Am Samstagabend heizte die vierköpfige Streetbrass-Band Pocket Rockets den Festbesuchern tüchtig ein. Neben bekannten Stücken wie «What About Me?» von Snarky Puppy gab die Band etliche Eigenkompositionen ihres Leaders Simon Ruckli wie «Spinat», «Pfiilboge» und «Häxeschoss» zum Besten.

Obwohl die Pocket Rockets eine geballte Ladung Funk, Rap und Hip-Hop auf das Publikum prasseln liessen, vermochten sie auch ältere Jazz-Liebhaber zu begeistern. So zum Beispiel den 75-jährigen Werner Iten aus Baar, der sich als «Jazz-Urgestein» bezeichnet. Für ihn ist der Sommeranlass «einfach nur Musik fürs Herz».

Auch ein anderes Urgestein war zugegen, nämlich Ruedi Jung, einer der drei Gründer von «Jazz in Baar». Inzwischen ist er in den Hintergrund getreten, was jedoch seiner Begeisterung keinen Abbruch tut: «Es ist schön, dass heute frischer Wind und neue Ideen eingebracht werden.»

Diese Ansicht teilt Roland Schleiss, Onkel von Regierungsrat Stephan Schleiss. Seit drei Jahren ist er im Organisationskomitee für die Bands zuständig und sagt: «Wir wollen mit unserem Programm gezielt auch jüngere Leute ansprechen.» Ein besonderer Leckerbissen wurde mit dem «Jazz Jam» im Clublokal Elefant in der Nacht von Samstag auf Sonntag geboten. Ein weiterer Höhepunkt war das Konzert der traditionellen The Jungle Jazz Band mit der Sängerin Meschiya Lake gestern.

Freiwilligenarbeit hinter den Kulissen

Dass ein solches Mammutprogramm vom Verein nicht ohne zusätzlichen Aufwand gestemmt werden konnte, versteht sich von selbst. «Zum Glück können wir auf die Unterstützung von zahlreichen privaten und unternehmerischen Gönnern und Sponsoren zählen», sagt Susanne Beck. Auch seien sie froh, dass viele externe Helferpersonen für den Sommeranlass gewonnen werden konnten.

Zudem unterstützte die Gemeinde den Anlass mit Manpower. Der kürzlich verstorbene Baarer Gemeinderat Pirmin Andermatt engagierte sich jahrelang im Verein. Obwohl er 2023 seinen Rücktritt aus dem Vorstand gegeben hatte, erklärte er sich bereit, 2024 noch einmal als OK-Präsident bei «Jazz im Sommer» mitzuwirken. Das war ihm allerdings nicht mehr vergönnt. (Text von Ingrid Hieronymi)