Michael Elsener ist nun auch Theaterautor

Theater & Tanz

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Der Zuger Kabarettist hat bisher stets im Bühnenrampenlicht gestanden – und wechselt jetzt mal die Seite. Sein erstes, in Kooperation mit Roman Riklin verfasstes Bühnenstück feiert in Zürich Premiere.

  • Michael Elsener gibt mit «Vier werden Eltern» sein Début als Theaterautor. (Bild PD)
    Michael Elsener gibt mit «Vier werden Eltern» sein Début als Theaterautor. (Bild PD)

Zug – Man kennt ihn als wortgewandten Bühnenmenschen, als blond gelocktes Impersonifizierungschamäleon mit einem besonderen Talent für Stimmenimitation. Mit seinen humoristisch-satirischen Solo-Bühnenprogrammen gehört Michael Elsener zum «Grundstock» der Schweizer Kleinkunstszene. Seit einiger Zeit macht er zudem mit Videobeiträgen auf sich aufmerksam, mittels deren er die grossen gesellschaftlichen und politischen Themen im Kleinen erklärt. Der Zuger ist es gewohnt, dass die Augen oder die Kameralinsen auf ihn gerichtet sind.

Doch jetzt wechselt Michael Elsener die Seite und lässt andere seine Rollen spielen: Er gibt sein Début als Theaterautor. Gemeinsam mit dem St.Galler Musiker und Autor Roman Riklin hat Elsener mit «Vier werden Eltern» sein erstes Theaterstück verfasst, welches am heutigen Freitagabend im Zürcher Theater am Hechtplatz zum ersten Mal aufgeführt wird.

Familienmodell neu denken

Es ist eine Komödie rund um die variable Familienplanung: Zwei befreundete Pärchen wünschen sich ein Kind. Beim gleichgeschlechtlichen scheitert der Wunsch an den gesetzlichen Auflagen, beim heterosexuellen Pärchen klappt es wegen seines Spermas nicht. Warum soll man sich da nicht gegenseitig «aushelfen»? Das Gemeinschaftsprojekt «Kind» sorgt bei den vieren für reichlich Diskussion und Kontroverse. Gibt es das natürliche Recht auf ein Kind? Sie diskutieren Fragen zu Treue sowie Vaterschaft und verstricken sich in immer mehr Widersprüchlichkeiten. Wie wird das Familienprojekt ausgehen? Nach zahlreichen überraschenden Wendungen und Pointen bleibt die Botschaft: Man darf den Mut haben, das kleinbürgerliche Familienmodell neu zu denken.

Als Familiengründung im unmittelbaren Umfeld von Michael Elsener neulich zur Sprache gekommen war, hatte er das Thema für sein erstes Bühnenschauspiel gefunden. «Dem Stück liegt die zentrale Frage zugrunde, wie eine Familie heutzutage aussehen kann», fasst es der 37-Jährige zusammen. Dass er sich nun unter die Theaterautoren gemischt hat, kam denn auch nicht von etwa – mit dem Gedanken habe er schon länger gespielt, wie Elsener sagt. Nur die Zeit habe ihm stets gefehlt, zumal er mit seinen Soloprogrammen und laufenden Projekten mehr als ausgelastet war – bis schliesslich die Nachwirkungen der Coronapandemie dazu führten, dass auch im 2022 viel weniger Auftritte stattfanden als in früheren Jahren.

In Roman Riklin fand Elsener schliesslich den idealen Co-Autor. Das gemeinsame Ziel: in Teamarbeit eine eigenständige Komödie über ein gesellschaftlich relevantes Thema zu verfassen. Michael Elsener dazu: «Häufig werden ausländische Komödien eingekauft und für die jeweilige Bühne adaptiert. Die Theater machen dann eine schweizerdeutsche Version daraus.» Für das Autorenduo sei es deshalb von Anfang an expliziter Anspruch an sich selbst gewesen, ein völlig neues Theaterstück zu schaffen.

«Es war und ist für mich eine völlig neue und schöne Erfahrung, Charaktere respektive Rollen zu erfinden, die für einmal nicht von mir selbst, sondern von anderen gespielt werden.» Bei den Proben habe es ihn sehr berührt, wie sich die vier Schauspielerinnen und Schauspieler in die von ihm und Roman geschriebenen Rollen hineingaben – mit ihrer ganzen Emotionalität. Einer der Darsteller ist übrigens der als Radiomoderator bekannt gewordene Dominik Widmer, gebürtiger Zuger.

Selbstständig angeeignetes Wissen

Sein Talent für kurze dramaturgische Bögen hat Michael Elsener wiederholt in seinen Solonummern unter Beweis gestellt. «Doch nun bestand die grosse Herausforderung darin, solche Kurzsketche von wenigen Minuten auf rund eineinhalb Stunden auszudehnen.» Eine Stringenz und einen Bogen zu schaffen vom ersten bis zum letzten Moment, sei keine leichte Aufgabe. «Es war ein Vorteil, dass wir zu zweit waren und die Entwicklung der Charaktere immer wieder gegenseitig hinterfragen konnten.» Elsener hat sich sein Handwerk als Theaterautor mehrheitlich autodidaktisch angeeignet und will es in Hinkunft ausbauen und verfeinern. «Ich habe mir fest vorgenommen, sehr viel Zeit dafür zu investieren», sagt er und rückt im selben Atemzug mit seinem nächsten Ziel heraus: eine TV-Komödie schreiben.

«Das ist dann die weitere Stufe und auf andere Weise anspruchsvoll», zeigt sich Elsener der Anforderungen wohlbewusst. Erste Ideen seien jedenfalls schon da. Mehr will er noch nicht preisgeben, aber wer Michael Elsener kennt, wird sich denken können, dass er auch damit ein kontroverses Thema aufgreifen wird, welches die Gesellschaft von heute beschäftigt.

Ohnehin wird man vom 37-jährigen Zuger im laufenden Jahr noch einiges vernehmen. Nach «Vier werden Eltern» startet Anfang März im Theater Casino Winterthur mit «Shitstorm für Anfänger» eine weitere Bühnenkomödie aus der Feder von Michael Elsener und Roman Riklin. Und mit «Alles wird gut» bringt der Zuger – ebenfalls Anfang März – sein nächstes Soloprogramm auf die Bühne, welches inhaltlich vor allem auf die eidgenössischen Wahlen 2023 abzielt und auf unterhaltsame Art zeigt, wie die Schweiz im 21. Jahrhundert funktionieren könnte. Der «neue» Michael Elsener bleibt also zugleich der alte. (Text von Andreas Faessler)

Hinweis

«Vier werden Eltern», bis Ende Februar mehrere Aufführungen im Theater am Hechtplatz, Zürich. Die Polit-Comedyshow «Alles wird gut» ab 1. März ebenfalls im Theater am Hechtplatz.