Sie startet ihre Filmkarriere gleich mit einer Hauptrolle
Film & Multimédia
Der 16-jährigen Sylvie Marinkovic gelingt der Einstieg in die Welt des Films in überzeugender Manier. Ein Zufall ist ihr zu Hilfe gekommen.
Zoug – Wovon viele Schauspieler träumen, hat die Kantonsschülerin Sylvie Marinkovic auf Anhieb geschafft. Die Zugerin steht in der schweizerisch-kroatisch-bosnischen Co-Produktion «Cure Das Leben einer Anderen» (siehe Hinweis) im Zentrum der Handlung. Zur Rolle ist sie durch den Tipp einer Freundin der Familie gekommen. Um zum Casting eingeladen zu werden, war eine kurze Filmsequenz gefordert, in der sie sich in Deutsch und in Serbokroatisch vorstellen musste. Die Videobotschaft schickte sie daraufhin an die Regisseurin Andrea Staka, welche den Film realisieren wollte. Sylvie Marinkovic erinnert sich: «Ich war sehr euphorisch und wollte in diesem Film unbedingt dabei sein.» Und ihr Traum wurde Wirklichkeit. Sie machte unter 40 Mitbewerberinnen das Rennen. Dies auch deshalb, weil sie sich in Deutsch wie auch in Serbokroatisch gut ausdrücken kann.
Der Rektor gab ihr frei
Doch der Zuschlag hatte einen Haken: Die Dreharbeiten waren vom Produktionsteam um die Regisseurin Andrea Staka auf zwei Monate veranschlagt worden und sollten im Frühjahr 2012 in Dubrovnik (Kroatien) beginnen. Mitten in der Schulzeit also. Der Rektor der Zuger Kantonsschule legte ihr aber, wie sich Sylvie Marinkovic entsinnt, keine Steine in den Weg. Der Schulvorsteher habe ihr gesagt: «Mach das. Wir wollen dir diese Chance nicht verbauen.» Und für dieses Entgegenkommen ist die Kantonsschülerin noch heute dankbar. Einzige Bedingung: Sie musste hinterher den verpassten Schulstoff nachholen.
Kaum auf dem Filmset in Kroatien angekommen, war Marinkovic gleich gefordert. Die erste Szene spielte in einem Wald. «Rund um mich herum standen alles fremde Leute. Ich war zusammen mit meiner Filmpartnerin die einzige Laiin», erinnert sich Sylvie Marinkovic. Sie habe nur eines im Sinne gehabt: «Ich wollte alles richtig machen.» Schnell merkte sie, dass auf dem Set stehen harte Knochenarbeit ist: «An manchen Tagen stand ich bis zu 14 Stunden auf den Beinen.» Dies auch, weil die Zugerin quasi in jeder Einstellung von «Cure Das Leben einer Anderen» präsent war. Um ihre junge Hauptdarstellerin nicht zu überlasten, zeigte die Regisseurin Andrea Staka ihr jeweils am Vorabend nur den Teil des Drehbuches, welcher am anderen Tag gefilmt werden sollte. «Ich habe den Rahmen der Geschichte zwar gekannt, aber nicht das ganze Drehbuch. Dieses habe ich erst nach der letzten Klappe gelesen.» Mit dem finalen Schnitt ist Sylvie Marinkovic jetzt sehr zufrieden: «Es ist schon speziell, wenn man sich auf der Leinwand in jeder Szene sieht.» Das wohl auch deshalb, weil zwischen Dreharbeiten und Premiere beim Film oft eine lange Zeit dazwischenliegt.
Regisseurin stellt gutes Zeugnis aus
Von der Regisseurin Andrea Staka erhält die Zugerin beste Noten: «Sie ist sehr kreativ und kann sich in ihre Figur hineinversetzen. Dies, weil sie ihren Part nicht nur spielt, sondern in ihm aufgeht.» Sie habe genau das gemacht, was sie für ihren Film gebraucht habe.
Sylvie Marinkovic hat durch ihr Engagement am Set Lust auf mehr bekommen: «Ich kann mir gut vorstellen, auch in Zukunft vor einer Filmkamera zu stehen.» Zuerst will die Jungschauspielerin aber die Kantonsschule erfolgreich zu Ende bringen. Den verpassten Stoff hat der Teenager längst aufgeholt. Sprachen scheinen es ihr dabei angetan zu haben. Im Sommer hat sie in England intensiv Englisch gelernt. Im nächsten Jahr will sie ihre Französisch-Kenntnisse aufbessern. Zu Hause findet sie derweil immer wieder Zeit, um mit ihrer besten Freundin auf Fotopirsch zu gehen: «Wir knipsen dabei alles, was uns vor die Linse kommt.» Ausserdem koche sie sehr gerne, verrät die 16-Jährige. «Das freut vor allem meine Eltern, meine Zwillingsschwester Andrea und meinen Bruder Stefan.» (Marco Morosoli)
Hinweis«Cure The Life of Another» ist ab Donnerstag im Luzerner Kino Bourbaki zu sehen und demnächst auch in einem der Zuger Kinos.