Es klappert die Mühle am rauschenden Bach

Dies & Das

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Packend hat Peter Fridlin vor Ort die Geschichte der Stadtzuger Mühlen veranschaulicht. Dabei konnte er mit eindrücklichen Zahlen zu diesem alten Handwerk aufwarten.

Zug – «Mit ihm ging uns ein Historiker verloren – doch er publiziert in unserer Buchreihe!» Trefflich charakterisierte der Präsident des Historischen Vereins des Kantons Zug, Thomas Glauser, der selber ergänzende stadtarchivalische Erkenntnisse beisteuerte, Passion und Sattelfestigkeit Peter Fridlins, welcher in Substanz wie Didaktik, einen zweieinhalbstündigen «Mühlen-Lehrpfad» von der Waldheimstrasse bis zur Platzmühle beschritt, welcher restlos zu begeistern vermochte! Der Riesenaufmarsch unterstrich die dringend erwartete Thematisierung der Mühlen, deren historische und funktionale Aufarbeitung der Experte in vortrefflicher Manier besorgt! Seine Urahnen führten selber die wasserradbetriebene Getreidemühle mit Stampfe an Zugs Letzibach.

In drei Jahrhundertschritten ab 1450 stellte Peter Fridlin die Mühlenlandschaft vor. Weil fliessendes Wasser als Grundvoraussetzung für dessen Leitung auf ein Rad in einer Mühle dient, erläuterte er vorneweg die nutzbaren Bäche der Stadt Zug, namentlich den oberhalb des Blasenbergs entspringenden Bohlbach, der elf Wasserkraftmaschinen antrieb, und den mittlerweile verschwundenen Moosbach, der sich im Gebiet Lüssirain speiste, durch die Senke der heutigen Ägeristrasse floss und via Loreto und Schnäggenloch beim einstigen Löberntor mittels aufwendiger Bauwerke in die Stadt gelangte. Bei der Ägeristrasse 28/30 betrieb er ab 1693 eine als Nagelschmiede genutzte Stampfe.

Von der Mühle zum Schlachthof

Bereits Anfang des 15. Jahrhunderts staute man den Bohlbach im Bohlweiher, welcher sich im Bereich der Bohlstrasse 26 befand, bis 1930 in Funktion stand und bis 1950 existierte. Er wies einen Umfang von 100 m, eine Tiefe von 2,30 m und ein Fassungsvermögen von 2000 m3 auf und versorgte vier Bohlmühlen, zunächst ab 1640 und direkt am Weiher positioniert eine Knochenstampfe für Düngemittel. Die zweite Mühle stand an der Bohlstrasse 20, die nächste bei der Nummer 16, wo sich ausnahmsweise sogar das Gebäude noch erhalten hat, das später bis 1920 als Schlachthof diente und das den Interessierten das Erkennen des Austritts des Wassers ermöglichte. Die Älteste von 1390, eine Schleifmühle, die Schleifsteine zur Metallbearbeitung produzierte, befand sich beim Haus Nummer 12. Laut Fridlin fasste man das Wasser zumeist unterirdisch in Zisternen.

Nach Seitenblick zum Ägerisaumweg mit vom St.Verenabach gespeisten Mühlestandorten erreichten die Staunenden die Liegenschaft Bohlstrasse 7 mit der seinerzeitigen ersten, 1618 belegten Dorfmühle. Fridlin unterstrich laufend den enormen Aufwand beim Kanalsystem, hier am Exempel der vom Höhenweg her erfolgten Ableitung eines Teils des Wassers des Bohlbaches in den Mülibachkanal, der gleich vier Dorfmühlen antrieb. Die weiteren Situierungen präsentierte er wie folgt: Die 1562 erwähnte zweite Dorfmühle an der Bohlstrasse 5, wobei der «Mühlendetektiv» den völlig versteckten Einlass zum 1,40 m breiten und 60 cm tiefen Holzkanal offenbarte, die dritte Dorfmühle zwischen Dorfstrasse 21 und 23, wo geschrieben steht: «bolwijer kanal 23».

Getreide mahlte man von 1523 bis anfangs des 20. Jahrhunderts in der vierten, der Spittelmühle hinter dem einstmaligen Spital, als denn Burgbachschulhaus, im südlichen Bereich de Ägeristrasse 14. Von hier aus ortet Fridlin eine Verlängerung des Mühlekanals, welcher die Platzmühle betrieb, nachgewiesen per Baubewilligung als Ergänzung zu einer Sägerei 1493 und aufgehoben 1913. Anstelle der Vogelvoliere unterhalb des «Schiffs» erhob sich zwischen 1678 und 1843 eine Gewürzstampfe.

Begreifbare Mühlentechnologie

Die ständig eingestreuten verbildlichten Darstellungen der Mühletypen und deren Wirkungsmechanismen Peter Fridlins stellten manchen Physikprofessor in den Schatten. Hier bloss einige Kostproben: Vom Bohlweiher aus flossen 400 Liter Wasser pro Sekunde mit einem optimalen Druck von 90 Grad auf das vertikal gestellte Mühlrad, dem als eine hydraulische Strömungsmaschine das Kernelement der Mühle gebührt und dessen Drehbewegung über ein Zahnradwinkelgetriebe zum Mahlgang übersetzt wird. Vom Aufschlagen des Wassers auf die Schaufeln stammen die Differenzierungen der «Schlächtigkeit».

Die oberen Mühlen wiesen kleinere Fallhöhen auf, sodass das Rad nur mit den Schaufeln an der Unterseite ins Wasser eintaucht, was bloss einen Wirkungsgrad von bis 35 Prozent erzeugt. Das Wasser fliesst unterhalb der Radnabe in Taschen, an die es einen Teil seiner Bewegungsenergie abgibt. Zusätzlich zieht die Schwerkraft das Wasser nach unten und dreht dabei das Rad.

Mittels geschilderter Kanäle gelang es in der Folge bei weiter unten situierten Mühlen die Fallhöhe zu steigern und oberschlächtige Mühlen zu errichten, wo das Wasser von oben in die Taschen fliesst und von der Schwerkraft nach unten gezogen wird, wodurch sich das Rad dreht, was einen Wirkungsgrad von bis 75 Prozent generiert. Peter Fridlin gelang es auch noch, für Zug die epochale Entwicklung vom einfachen Schaufelrad zum Zellenrad, das sowohl die Wasserströmung als auch das Wassergewicht auszunutzen vermag, zu belegen.

 

Für die Veranstalter: Jürg Johner