Der Chriesisturm wird intensiver
Brauchtum & Geschichte
Zum 13. Mal läutet die Chriesigloggä den Chriesisturm ein. Das erste Mal treten die Stadtzuger Zünfte gegeneinander an.
Zug – Für die Stadtzuger Schreinerzunft tritt Adrian Knobel im Rennen an den langen Leitern an. Für ihn ist es das zweite Mal.
In diesem Jahr wird das Rennen ausgebaut, indem anstelle nur einer Männergruppe gleich zwei antreten. In der ersten Runde werden sich Wirtschaftsvertreter duellieren – darunter Roche, Raiffeisen, das Zuger Obergericht, die Partners Group und das Gastteam des EVZ. In der zweiten Runde kommt es zum Wettbewerb zwischen den Stadtzuger Zünften: der Schneider-, Fischer-, Schreiner-, Bauleute- und Bäckerzunft.
In der Schreinerzunft, in der auch sein Vater ist, ist Adrian Knobel seit einigen Jahren. Um aufgenommen zu werden, müsse man von einem Götti vorgeschlagen werden, sagt er. Wie die Aufnahme läuft, bleibe aber ein Geheimnis.
Obwohl Adrian Knobel selbst kein Schreiner ist, hat er eine Verbindung zum Schreinerberuf durch seinen Vater und den Familienbetrieb, den er in dritter Generation leitet. Dieser bietet unter anderem Schuleinrichtungen für Bildungsinstitute an. «Es arbeiten viele Schreiner bei uns», sagt er weiter.
Dass es dieses Jahr zum Rennen zwischen den Zünften kommt, verstärke den Druck, gewinnen zu wollen. Es gehe schliesslich darum, die Ehre der eigenen Zunft zu verteidigen, sagt der 39-Jährige. «Man kennt sich untereinander, da kommt es zum einen oder anderen Spruch. Zudem ist es was anderes, wenn man gegen Kollegen rennt, statt gegen Fremde.»
Tradition und Heimat
Parallelen zwischen der Stadtzuger Tradition des Chriesisturms und seiner Zunft sieht Adrian Knobel darin, dass auch die Zunft Brauchtum und Tradition pflegt. Die Schreinerzunft führt jedes Jahr den Brauch um die Stadtzuger Legende Greth Schell ebenfalls in der Altstadt durch. «Wir trinken auch gern Kirsch», sagt Knobel, «und bei den Bräuchen geht es ums gesellige Zusammensein».
Besonders schön am Chriesisturm findet der zweifache Familienvater die Stimmung am Anlass. «Es ist ein Event für die breite Bevölkerung. Von Jung bis Alt sind alle da.» Für ihn sei das Heimat. Wie die Kinder, die gleich nach den Zünften an den Start gehen, ist auch er im Burgbach zur Schule gegangen. «Und Chriesi gehören einfach zu Zug. Es ist eine feine Frucht, die man in vielen verschiedenen Verarbeitungen zu sich nehmen kann», ergänzt er.
Die Vorbereitung aufs Rennen
Seine Vorbereitung auf den Chriesisturm bestehe darin, am Sonntagabend früh ins Bett zu gehen, wie er sagt. Knobel hat zwar früher aktiv Eishockey gespielt und steht heute bei den Senioren auf dem Eis, kommt aber nicht mehr dazu, so viel Sport zu machen.
Auf die Frage, was das Schwierigste am Rennen sei, antwortet Knobel ohne zu zögern: «Die Leiter. Sie ist acht Meter lang und sehr schwer. Damit um die Ecke zu rennen ist nicht einfach, zudem tut die Leiter auf der Schulter auch etwas weh.»
Was die Sache nicht gerade erleichtere, sei die Hitze und das Küfergewand, das aus einer Schübe, einem blauen Hemd und einem roten Halsband besteht. Knobel und sein Partner Roland Speck tragen die traditionelle Kleidung auch dieses Jahr, um die Zunft zu repräsentieren. Im Anschluss ans grosse Rennen findet der Chriesimärt auf dem Landsgemeindeplatz statt, wo es alle möglichen Chriesispezialitäten gibt. «Ich mag alles», sagt Adrian Knobel, «Chriesitorte, Chriesiwurst, Kirsch, Chriesiwähe und die Chriesi an sich.» (Text von Meryam Bahi)