Die Alösler können auch Hinkelstein

Brauchtum & Geschichte

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Die Wagenbauer in der Oberägerer Fraktion Alosen geben alles, und ihre Botschaften sind oft politisch.

Oberägeri – Wann ist im Alosen Güdelmändig? Die Antwort darauf ist klar: Einige Kurse der Linie 10 der Zugerland Verkehrsbetriebe fahren mit einem Anhänger von Oberägeri in Richtung Raten. Beim Abzweiger zum Dorf der 1000 Seelen steigen dann fast alle aus und machen sich zur Alösler Bahnhofstrasse auf, die hier einfach Schwandstrasse heisst. Der Ablaufplan des Fasnachtsumzuges ist generalstabsmässig geplant. Von drei Richtungen reihen sich die verschiedenen Nummern in den Umzug ein. Der Reissverschluss funktioniert bestens. Alles geht gemächlich vonstatten. Frei nach dem Leitspruch: In der Ruhe liegt die Kraft.

Mitunter reicht es sogar für einen Schwatz am Wegesrand. Der von auswärts kommende Beobachter hat das Gefühl, dass hier kaum gehetzte Menschen zu wohnen scheinen. Vor dem Essensstand gibt es zwar eine lange Schlange, aber keiner drängt sich vor.

Auch im Alosen scheut sich keiner vor Veränderungen

Die aus der Lorzenebene hochgefahrenen Fasnächtler geniessen die Stunden auf dem Berg auch deshalb, weil es noch ein wenig frischer ist als am Zugersee. Aber auch hier mundet das Bier vielen besser als ein Kaffee mit Schuss. Doch diesbezüglich haben die Servicekräfte keine Probleme, wenn sie mit Neuem in Berührung kommen. Einer bestellt einen Hinkelstein. Es handelt sich hierbei um einen Baarer Fasnachtsrenner, der aber auch anderswo seine Fans hat. Dessen Zubereitung ist denkbar einfach: Zwei Stück Zucker, Schweizer Zwetschgenwasser und heisses Wasser. Im Kanton Schwyz soll das gleiche Getränk übrigens Gletscherwasser heissen.

Was den Alösler Umzug auszeichnet, ist seine Konzentration an politischen Botschaften. Im Umzug der Letzibuzäli in Zug wie auch demjenigen der Fasnachtshochburg Baar sind Wagen mit einer politischen Botschaft eher die Ausnahme. Das Ganze geht ja bekanntlich im Alosen noch einen Schritt weiter. Die Wagen kommen bei der Bühne nochmals vorbei. Das ist dann der Augenblick für die Alösler Legorenräte. In Reimform sagen diese etwas zu jedem Wagensujet. Die hierfür benutzte Sprache ist dabei nicht zweifelsfrei kindergerecht. Einige der Äusserungen verstehen wohl auch nur solche, die aus der unmittelbaren Gegend stammen. Nicht gut weg kommt zum Beispiel Greta Thunberg. Die Schülerin hat mit ihrem Engagement fürs Klima im Alosen eher wenige Kostgänger. Erwähnenswert ist zudem, wie konzentriert die Fasnächtler ihren Legorenräten zuhören. Gaudi gibt es hinterher an der 111. Alösler noch eine gehörige Portion. Und hinter Hinterher freuen sich alle auf den nächsten Fasnachtsumzug im Alosen am 15. Februar 2021. Ob Greta dann wieder dabei ist? (Marco Morosoli)