Von Leben, Tod und Ewigkeit – das Tanzfest Zug ist eröffnet

Theater & Tanz

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Mit dem Stück «Forever» der erfolgreichen Basler Choreografin Tabea Martin hat das diesjährige Tanzfest Zug begonnen. Voraus ging ein halbstündiger «Apéritif dansant» mit fünf Kostproben aus Zuger Tanzschulen.

  •  Die Choreografin Tabea Martin thematisiert im Tanzstück «Forever» Tabuthemen: Sterben, Tod und Ewigkeit.Bilder: Stefan Kaiser (Zug, 15. 5. 2025
    Die Choreografin Tabea Martin thematisiert im Tanzstück «Forever» Tabuthemen: Sterben, Tod und Ewigkeit.Bilder: Stefan Kaiser (Zug, 15. 5. 2025
  •  Die Choreografin Tabea Martin thematisiert im Tanzstück «Forever» Tabuthemen: Sterben, Tod und Ewigkeit.Bilder: Stefan Kaiser (Zug, 15. 5. 2025
    Die Choreografin Tabea Martin thematisiert im Tanzstück «Forever» Tabuthemen: Sterben, Tod und Ewigkeit.Bilder: Stefan Kaiser (Zug, 15. 5. 2025

Zug – Bei strahlendem Sonnenschein blickte man am Mittwochabend aus den grossen Fenstern im Foyer des Theater Casino Zug auf den See und die vielen Badegäste am Seeliker Strand.

Im lichtdurchfluteten Raum aber standen vier Rock-’n’-Roll-Tanzpaare mit ebenso strahlenden Gesichtern bereit, um rasant loszulegen: Die «Dancing Cats» aus Baar bewiesen mit vielen Drehungen und Hebungen, wie sehr Tanz auch Sport ist. Sie waren die Allerersten, die am diesjährigen Tanzfest Zug ihr Können demonstrierten.

Zugs lebendige Tanzszene

Gefolgt von einer Performance der «Company 22» auf dem Absatz der grossen Foyertreppe: Das Kollektiv aus Bewegungskünstlerinnen aller Art, das sich regelmässig im Kultursilo Hünenberg zum Proben und Kreieren trifft, steht unter der künstlerischen Leitung von Tamara Gassner – die den «Apéritif dansant» auch moderierte.

Im glanzvoll beleuchteten Festsaal des Theater Casino durfte das mitwandernde Publikum von der Empore herab die erotische Eleganz eines Tango tanzenden Paars bewundern, welches die Zuger Tanzschule «Tango Soul Mate» vorstellte. Im Anschluss daran traten vier Tänzerinnen in Schwarz und Gold und mit Zylinder auf und legten – als Vertreterinnen der «SeventySevenDancers» aus Einsiedeln – eine jazzige Show aufs Parkett.

Zu guter Letzt bewiesen vor den Türen des Festsaals die «Wannadance»-Tänzerinnen Aurelia und Vanessa mit einer «Bachata Ladies’ Style», auf welchem Niveau man in der in Zug und Luzern aktiven Latin-Dance-Schule tanzt. Gassner erinnerte in ihrer Moderation immer wieder daran, wie lebendig, reich und vielfältig die Zuger Tanzszene sei.

Die bekannte Basler Choreografin Tabea Martin war zum ersten Mal mit einer ihrer Kreationen in der Stadt – und gleich mit einem Tabuthema: Sterben, Tod und Ewigkeit. In der Einführung erzählte sie im Gespräch mit Intendantin Ute Haferburg, dass ihr nach einem Todesfall in der Familie auffiel, wie schnell Erwachsene wieder zu «funktionieren» beginnen, der Trauerprozess verkürzt und verdrängt wird. Und wie einfach es ist, mit Kindern darüber zu sprechen.

Tod und Humor

Sie erarbeitete das Thema mit vier Schulklassen aus den Kantonen Basel-Stadt und Baselland in Bewegungs-Workshops und entdeckte, wie gern Kinder «Sterben» spielen, wie konkret sie sich dies vorstellen und wie lustvoll sie es darstellen. Zudem befragte sie Kinder einzeln und war beeindruckt von ihrer natürlichen Unbefangenheit – «bis ungefähr zur zweiten Klasse, danach verfallen sie in die konventionelle Umschreibung und Vermeidung der Erwachsenen», wie sie feststellte.

Aus diesem Material kreierte Martin eine Trilogie. Der mittlere Teil, «Forever», ein «Tanzstück über die Ewigkeit», kam nun als Koproduktion mit dem Theater Casino Zug auf die Bühne: Während 65 Minuten feierten fünf zeitgenössische Tänzerinnen und Tänzer in einem «Universum der Unsterblichkeit» vergnüglich und ausgelassen ein kindliches Spiel: Todesarten – zum Beispiel durch Gift oder Schlangenbiss, vom Blitz getroffen oder verhungert – und Jenseitsvorstellungen wurden ausprobiert, Tränen gesammelt und eingeschlürft, und ein Kanister mit Theaterblut «aus Randensaft und Maizena» kam besonders häufig und voller Humor zum Einsatz.

Tamara Gvozdenovic, Emeric Rabot, Benjamin Lindh, Miguel do Vale und Simona Kortenhaus tanzten, robbten und badeten sich durch eine lebensfroh und sensibel dargestellte «Ewigkeit». Länger oder ewig leben – sterben – auferstehen und erneut leben? Was passiert, wenn wir gestorben sind? Um solche Fragen ging es. Besonders unter die Haut ging dabei die offen gezeigte Schwangerschaft der Tänzerin Simona: Mitgetanzt hat also, im Bauch der Mutter, ein Kind, das erst noch das «Licht des Lebens» erblicken wird. Dies gab dem Ganzen eine zusätzliche Dimension – sozusagen als Betrachtung der Lebensspanne «von der anderen Seite her».

Am Tanzfest Zug sind weiter geplant: Das «Local Choreo-Lab» vom 16. Mai als Reise durch Kurzstücke des lokalen Tanzschaffens; und am Sonntag, 18. Mai, diverse Tanzworkshops zum Mitmachen und Ausprobieren.

Hinweis

Weitere Informationen zum Tanzfest Zug finden Interessierte unter www.dastanzfest.ch/zug.


(Text: Dorotea Bitterli)