Ein blaues Auge für Zuger Anlässe

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Ein Sommer ohne Jazz Night, Waldstock und andere Festivals: Die meisten Veranstalter können die Krise stemmen.

  • Auch das alle drei Jahre stattfindende Villette Fäscht Cham muss dieses Jahr abgesagt und ins 2021 verschoben werden. (Bild PD)
    Auch das alle drei Jahre stattfindende Villette Fäscht Cham muss dieses Jahr abgesagt und ins 2021 verschoben werden. (Bild PD)

Zug – Seit Monaten hängt das Coronavirus wie ein Damoklesschwert über allen Veranstaltungen. Ende April folgte die Gewissheit: Der Bundesrat gab bekannt, dass Grossanlässe mit mehr als 1000 Teilnehmern bis mindestens Ende August verboten bleiben. Davon betroffen sind auch Kultur- und Sportveranstaltungen im Kanton Zug – es folgt eine Auswahl der grössten davon.

Dazu zählen die Jazz Night, das Seefest und das Zug Sports Festival. Alle drei locken jährlich bis zu 25000 Besucher an, deshalb können sie dieses Jahr nicht stattfinden. Die Jazz Night Zug wird um ein Jahr auf den 19. und 20. August 2021 verschoben. Das sei bedauerlich, sagt Programmchef Martin Himmelsbach. «Die Jazz Night 2020 war bis in die Einzelheiten vorbereitet und sämtliche Bands waren definitiv gebucht. Wir versuchen daher, das Programm so zu erhalten und ein Jahr später zu präsentieren.» Derzeit gehe er davon aus, dass die Jazz Night dank Reserven, umsichtiger Planung und viel Support der Partner und Sponsoren dieses Jahr überbrücken könne. «Etwas unsicher macht uns die Situation beim Sponsoring aber auch mittelfristig. Viele Unternehmen sind von der Krise geschüttelt und werden weiterhin leiden. Es wird in den kommenden Jahren wohl nicht einfacher», vermutet Himmelsbach.

Ähnlich sieht das Daniel Schärer, Präsident von Zug Sports. Bereits Mitte April musste er die Absage des Zuger Seefestes kommunizieren und sagte gegenüber dieser Zeitung: «Falls auch das Zug Sports Festival ins Wasser fällt, wird es finanziell eng.» Mittlerweile hat Schärer das Zug Sports Festival von Mitte August auf den 3. und 4. Oktober verschoben. «Sollte dieses Datum auch nicht gehen, werden wir einen grossen Teil unserer Workshops ins Netz verlegen und trotzdem anbieten. Das erste virtuelle und interaktive Sportfestival würde stattfinden», verkündet Daniel Schärer optimistisch. Im vergangenen Monat habe sich viel getan und der Rückhalt von Partnern und Sponsoren sei auch finanziell gross. «Wir kommen daher mit einem blauen Auge davon und nutzen die Krise als Chance. Für uns war Corona ein Weckruf, um die Strategie von Zug Sports nachzuschärfen.»

Die meisten Veranstalter haben sich entschieden

Auch das Waldstock Festival in Steinhausen wird ins 2021 verschoben. «Wir vom OK haben uns über verschiedene Szenarien Gedanken gemacht, jedoch festgestellt, dass ein zufriedenstellendes Festivalerlebnis dieses Jahr nicht realisierbar ist», teilt OK-Präsident Tobias Glauser mit. Die Einschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus würden selbst bei einer Verkleinerung des Festivals das Waldstock-Gefühl verunmöglichen. «Da wir tiefe Fixkosten haben, sollten keine allzu grossen finanziellen Einbussen entstehen. Das Programm war komplett gebucht, jedoch werden die Konzerte zu einem grossen Teil nächstes Jahr stattfinden.»

Noch unklar ist die Durchführung des Gratis-Openairs Rock the Docks vom 4. bis 5. September am Zuger Hafen. Wenn der Bundesrat am 27. Mai weitere Bestimmungen für Events kommuniziere, wolle man weitersehen, sagt OK-Mitglied Laura Hürlimann. «Die Finanzierung wird durch die momentane Situation nicht einfacher, aber wir sind noch keine grösseren Verpflichtungen eingegangen. Doch der Druck dies zu tun, wird immer grösser», erklärt Hürlimann. Ebenfalls auf wackligen Beinen steht das Festival Uferlos am Ägerisee am 10. Juni. «Unser Anlass zieht normalerweise rund 300 Leute an. Im Moment prüfen wir Optionen und halten uns auf jeden Fall an die Anweisungen des Bundesrates», verrät die Oberägerer Kulturverantwortliche Claudia Häusler. Ein definitiver Entscheid werde in den nächsten zwei Wochen gefällt.

Der Pandemie zum Opfer fällt zudem das Villette Fäscht Cham, das Ende August hätte stattfinden sollen. «Aufgrund der Ungewissheit und weil das OK keine finanziellen Risiken eingehen will, haben wir uns für eine Verschiebung auf 21. und 22. August 2021 entschieden», liess OK-Mitglied Pascal Kupper bereits vor dem Veranstaltungsverbot des Bundesrates verlauten. Der bisherige Aufwand fliesse ins Villette Fäscht 2021 ein.

Vom Entscheid des Bundesrates betroffen sind auch Sportveranstaltungen. So sind die Nationale Ruderregatta Cham sowie das Aegeri Grümpi und das Zugerland-Turnier abgesagt. «Das OK konnte Kosten vermeiden und geht ohne Verlust aus der Absage», betont Michael Schwarzenberger, OK-Präsident des Aegeri Grümpis. «Da der komplette Ertrag des Grümpis in die Finanzen des FC Aegeri fliesst, reisst die Absage jedoch ein riesiges Loch ins Jahresbudget des Vereins.» Wegen der weiterhin bestehenden Unsicherheit werde auf ein Ersatzdatum verzichtet. Das Zugerlandturnier durchzuführen wäre mehr Kampf und Krampf gewesen, sagt auch OK-Präsident Moreno Merenda. Zwar sei einiges in die Planung investiert worden, doch viele Bestellungen habe man stornieren können. «Zudem ist eine grosse Solidarität spürbar, wodurch wir gut über die Runden kommen.»

«Da wird sich noch einiges bewegen»

Der Ägeriseelauf wird auf Juli 2021 verschoben. Die fehlenden Einnahmen seien für den Ägeriseelauf verkraftbar, teilt der Verein mit. Das Zuger Schwimmfest steht ebenfalls auf der Kippe, eine definitive Entscheidung wird nächste Woche kommuniziert. Auch das Leiter- und Huttenrennen Chriesisturm fällt ins Wasser. Stattfinden soll dagegen der Chriesimärt. Voraussichtlich ab 22. Juni werden die Chriesibauern der Region ihre Produkte auf dem Zuger Landsgemeindeplatz anbieten. Coronabedingt wurde das Oldtimertreffen vom 10. Mai bei den Zuger Stierenstallungen abgesagt. «Das Verbot von Grossanlässen bis Ende August nehmen wir zur Kenntnis, rechnen aber damit, dass sich noch einiges bewegen wird», so Organisator Robert Hümbeli. Deshalb lasse man die Termine 14. Juni, 5. Juli, 2. August und 13. September noch offen. Sollten alle Stricke reissen, möchte Hümbeli die Treffen mit weniger als 1000 Leuten durchführen. Das Fest der Nationen, welches Mitte September in Zug stattgefunden hätte, wird um ein Jahr verschoben. Man habe die grossen finanziellen Posten noch ohne Kosten absagen können, verrät Organisatorin Esther Dunn. «Wir versuchen, die geleistete Arbeit auf das nächste Jahr zu übertragen. Finanziell kommen wir so mit einem blauen Auge davon.» Da der Anlass alle drei Jahre stattfinde, sei die Frustration nicht allzu gross.

Auf der Kippe steht zudem der Zuger Stierenmarkt vom 8. und 9. September. Braunvieh Schweiz will am 9. Juni entscheiden. Ebenfalls noch unklar ist, ob das Open Air Kino Zug vom 27. Juli bis 2. September sowie das Akkordeonfestival Zug vom 17. bis 19. September stattfinden. «Wenn die bisherigen Massnahmen im Herbst noch gelten, dürfte das finanzielle Risiko der Bühne Gerbiplatz zu gross sein», bedauert Festivalleiterin Nicolett Theiler. Das OK werde die Vor- und Nachteile sowie das finanzielle Risiko noch abwägen und Ende Mai eine Entscheidung treffen.

Bereits vor dem Entscheid des Bundesrates abgesagt wurden die Springkonkurrenz, der Wings for Life World Run, das Zentralschweizer Sportfest sowie der Zytturm-Triathlon. Das Genuss Film Festival wurde auf 17. bis 24. September verschoben. (Laura Sibold)