Wie aus dem WC ein Ort der Kultur wurde

Kunst & Baukultur

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Der «KunstKubus» Cham feiert das 10-Jahr-Jubiläum und zeigt Werke des Zuger Künstlers Josef Herzog.

  • Der «KunstKubus» Cham feiert sein 10-jähriges Jubiläum. Im Bild sind Kurator Heiri Scherer und Präsidentin Barbara Stäheli. (Bild Matthias Jurt)
    Der «KunstKubus» Cham feiert sein 10-jähriges Jubiläum. Im Bild sind Kurator Heiri Scherer und Präsidentin Barbara Stäheli. (Bild Matthias Jurt)

Cham – Das Platzangebot ist zwar im Kunstkubus sehr beschränkt, trotzdem gibt jetzt die kleine Werkauswahl einen Einblick in das künstlerische Schaffen von Josef Herzog (1939–1998). Wie Hans Peter Gnos an der Vernissage vom Samstag, 11. Juni, sagte, zählte der Zuger Künstler zu den wichtigsten Zeichnern der Schweizer Kunst: «Während Jahrzehnten erforschte er, weit entfernt von zeitbedingten Strömungen, das Terrain der gegenstandslosen Zeichnung.»

Die frühen Werke seien assoziative, formbestimmte Zeichnungen und Aquarelle. Von Mitte der 70er-Jahre an habe Herzog die Reduktion radikal vorangetrieben und die Zeichnung von ihrer erzählerischen Funktion befreit. Fortan sei die Linie zum einzigen bildnerischen Mittel geworden, dass der Künstler auf verschiedenen Formaten variierte.

Projekt war nicht unumstritten

«Die gezeigten Werke stammen alle aus Zuger Privatbesitz», sagt Hans Peter Gnos, der mit Kurator Heiri Scherer, die Werkschau aufgebaut hat. Weil der Kunstkubus so kleinräumig ist und möglichst viel gezeigt werden sollte, seien sie zur Vorbereitung in die Shedhalle gegangen. «Wir haben mit Klebband am Boden die Wand markiert, weil wir genau wissen wollten, wie wir den Platz im Kubus optimal ausnützen können.» So ist nun die Spannweite des Schaffens von Herzog zu sehen.«Öffentliche Arbeiten finden sich im ehemaligen Schulamt der Stadt und im Schulhaus Oberwil. In der Klinik Adelheid führte Herzog wenige Monate vor seinem Tod 14 grosse Wandzeichnungen aus, die inzwischen übermalt wurden.» Zudem erwähnt Gnos, dass Herzogs Werke in Kunsthäusern und Museen der Region gezeigt wurden, und seine Werke befinden sich in öffentlichen Sammlungen.

An der Vernissage wurde auch der Anfänge gedacht. Thomas Gretener, der ehemalige Bürgerschreiber, erinnert sich noch gut, wie das kleine Häuschen an der Zugerstrasse früher ausgesehen hat. «Es war komplett zugewachsen.» Er muss lachen, wenn er an den regen Diskurs in der Bürgergemeinde-Versammlung vom 13. Dezember 2011 denkt, bevor der Kredit von 69000 Franken für ein Kleinstkunsthaus in der stillgelegten 13 Quadratmeter-WC-Anlage bewilligt worden war. Auch Heiri Scherer war damals dabei und zeigte vielfältige Möglichkeiten für den neuen Ort für Kunst und Kultur auf. Die Bürgergemeinde finanzierte den Umbau, die Einwohngemeinde stellt das Gebäude seither zur Verfügung und bezahlt den Unterhalt, den Betrieb organisiert der Verein Kunstkubus. Noch immer ist Heiri Scherer als Kurator unermüdlich im Einsatz: «Pro Jahr finden hier fünf bis sechs Ausstellungen statt, seither sind es über 50 gewesen.» Als Höhepunkte erwähnt er die erste Ausstellung nach der Eröffnung vom 15. Juni 2012, als aus Verkehrszeichen Kunstobjekte wurden sowie die Präsentation des Gardemalers Robert Schiess.

Seit rund sechs Jahren ist Barbara Stäheli als Vereinspräsidentin aktiv. Sie sei das Mädchen für alles, sagt sie schmunzelnd. «Wir haben nie voriges Geld, aber es geht immer.» Das Kulturprojekt bezeichnet sie als sehr spannend, auch dank dem innovativen Kurator. Der ganze Vorstand helfe mit. Mit Blick auf die vergangenen zehn Jahre sagt sie: «Der Kunstkubus ist ein interessanter, regionaler Ort für Kunst und Kultur geworden, der verschiedene Leute anzieht. Heute ist er von der Chamer Bevölkerung akzeptiert und wird geschätzt.»

Natürlich gebe es manchmal Diskussionen zur Frage, wer ausstelle, aber die künstlerische Qualität spiele eine Rolle. Für Barbara Stäheli ist noch wichtig, auf die alle zwei Jahre stattfindenden Chamer Biennalen hinzuweisen: «Die werden immer von ganz vielen Leuten besucht.»

Hinweis Die Ausstellung der Werke von Josef Herzog läuft bis 2. Juli im Kunstkubus Cham. An diesem Tag findet von 13 bis 16 Uhr der Jubiläumsapéro statt. Geöffnet ist jeweils samstags von 11 bis 14 Uhr. Und bis 19. Juni sind im Kunstmuseum Luzern Exponate von Herzog in einer Doppelausstellung zu sehen. (Text von Monika Wegmann)