Denia Webers Herz schlägt für Musicals

Musik

,

Eine Verletzung führte sie zu «The Voice of Germany». Dort zeigt die Zuger Musicalstudentin, was in ihr steckt.

  • Musicaldarstellerin Denia Weber verrät: «Man braucht nicht unbedingt Mut, aber Selbstvertrauen.» Bild: Matthias Jurt (Baar, 14.11.2025)
    Musicaldarstellerin Denia Weber verrät: «Man braucht nicht unbedingt Mut, aber Selbstvertrauen.» Bild: Matthias Jurt (Baar, 14.11.2025)

Zug – Es ist ein sonniger Freitagnachmittag, entspannender Jazz erfüllt die liebevoll eingerichtete Wohnung in Baar. «Bei mir läuft immer Musik», erklärt Denia Weber. Die 23-jährige Zugerin singt in der aktuellen Staffel von «The Voice of Germany». Derzeit laufen die Team Fights, die direkt für die Halbfinals qualifizieren. Ob sie es bis dahin geschafft hat, darf sie nicht verraten. Doch eines möchte sie festhalten: «Es hat sich gelohnt.» Ihre Anmeldung beim deutschen Singwettbewerb beschreibt sie als «Schicksalsmoment».

«Ich lag schon den zweiten Monat zu Hause, als ich online die Ausschreibung für ‹The Voice of Germany› sah», erzählt Denia Weber. Aufgrund einer Fussverletzung beim Tanzen musste sich die Musicalstudentin auskurieren. Die Monate seien hart gewesen, auch weil sie zuvor schon gesundheitliche Probleme mit dem Herzen gehabt habe. «Bei einer solchen Sendung mitzumachen, war schon immer mein Traum. Ich hatte nichts zu verlieren.» Nach viermonatigem Warten und Bangen zwischen Gesprächen und Vorcastings erhielt sie die Zusage zwei Tage vor ihrem Geburtstag im März. «Es war das beste Geburtstagsgeschenk.»

In den Blind Auditions sang Denia Weber «Heart of Stone» aus dem britischen Musical «Six» (2017). Erst vor dem Fernseher zu Hause bemerkte sie, wie sehr das Lied zu ihrer medizinischen Vorgeschichte passte. Den ersten Buzzer erhielt die Zugerin von Rapperin Shirin David, für deren Team sie sich entschied. «Shirin weiss, was sie möchte, sie verschweigt ihre Meinung nicht», schwärmt Weber. Genau diese Charakterstärke, diese «Toughness» bewundere sie. «Ich brauche niemanden, der mir Honig ums Maul schmiert. Ich möchte etwas lernen.»

Unterschätzte Kunstform

Auch an ihrer Musicalschule SAMTS sei Kritik Alltag. «Wenn man damit nicht umgehen kann, hat man eine harte Zeit», erklärt Denia Weber. Auf die Frage, wie die SAMTS, die StageArt Musical & Theatre School, denn so sei, lobt sie diese in den höchsten Tönen: «Es ist das Beste, was mir passieren konnte.» Besonders ihre Bühnenpräsenz und ihr Selbstvertrauen hätten sich enorm entwickelt. Nach rund zweieinhalb Jahren steht sie kurz vor ihrem Semiprofidiplom, der mittleren Stufe.

Schon im Alter von sechs Jahren begann Denia Weber, Theater zu spielen. Auch Gesang und Tanz begleiten sie schon lange. «Ich bin mit Disney-Filmen aufgewachsen – auch das waren alles Musicals.» «Der König der Löwen» (1997) etwa sei eines der bekanntesten Musicals weltweit. Sie bedaure, dass Musicals dennoch oft unterschätzt würden: «Man denkt, es wird einfach nur gesungen. Dabei verleiht der Gesang den Monologen eine besondere Tiefe.»

Heimatspiel: Debüt im Remake von «Keep Cool»

Auch schade findet sie, dass Schweizer Formate wie «The Voice of Switzerland» oder «Die grössten Schweizer Talente» nicht weitergeführt werden. «Die Musicalwelt ist noch nicht so ganz in der Schweiz angekommen, dabei gibt es eigenständige Schweizer Produktionen wie ‹Ewigi Liebi› (2007)», führt sie aus. Gerade auch deswegen freut sich Denia Weber sehr über ihr Debüt bei der Neuauflage des erfolgreichen Comedy-Musicals «Keep Cool» des Zuger Künstlers Marco Rima. «Wir sind ein ‹uucooler› Cast. Auch wenn es Comedy ist, nehmen wir es alle sehr ernst.»

Schon in den 1990er-Jahren sorgte das Musical teils für Kritik – unter anderem wegen der einfältigen Frauenrollen. «Marco Rima war schon immer provokant. Doch er bleibt sich selbst treu: Ich mag einfach ‹toughe› Menschen», erklärt sie mit einem Lächeln. Nun werde das Musical modernisiert und erhalte neue Rollen, wie etwa Giorgia, welche Denia Weber verkörpern werde. Zudem werde sich das Musical wie damals über die aktuelle Jugendsprache lustig machen. Es soll also alte sowie neue Fans begeistern.

Den Traum leben

Diese «Toughness», die Denia Weber an anderen schätzt, trägt sie längst in sich. «Man soll sich nicht einreden lassen, was richtig oder falsch ist», sagt sie bestimmt. Die 23-Jährige spricht aus Erfahrung: Schon in der Sekundarschule wollte sie eine Ausbildung als Bühnentänzerin EFZ machen. Doch weil diese unbezahlt ist, wurde ihr geraten, zuerst einen ‹richtigen› Beruf zu erlernen. Wie ihre Mutter absolvierte sie schliesslich eine Ausbildung zur Coiffeuse. «Etwas Kreatives mit Menschen, das gefiel mir. Aber es war nicht mein wahres Ich», erklärt sie.

Heute ist sie vor allem eines: dankbar. Für die immense Unterstützung ihrer Familie, ihres Freundes sowie ihrer Freundinnen und Freunde. «Es ist so schön, zu sehen, dass sie bei ‹The Voice of Germany› nicht nur zuschauen, weil ich mitmache, sondern auch, weil sie meine Welt interessiert.» Auch bei ihrem Nebenjob in einer Bäckerei erfahre sie volle Unterstützung, obschon sie aufgrund ihres Auftritts beim Singwettbewerb länger ausfiel. «Das grosse Ziel bleibt, einmal vom Theater und der Musik leben zu können.»

Ein Herzenstraum sei zudem die Rolle der vermeintlich bösen Hexe des Westens, Elphaba Thropp, aus dem US-amerikanischen Musical «Wicked» (2003). «Wer weiss, vielleicht eines Tages in einer Schweizer Produktion», sagt sie mit einem Lächeln.

Hinweis«The Voice of Germany» läuft freitags um 20.15 Uhr auf Sat 1. Ob Denia Weber in die Halbfinals einzieht, kommt am 21. oder 28. November aus. (Text: Sandra Büeler)