Dieses Ehepaar hat eine gemeinsame Leidenschaft
Literatur & Gesellschaft
«Völlig erschlagen» und «Adagio» heissen die neuen Bücher von Beatrice und Christian Schweingruber aus Steinhausen. Sie liefert den klassischen Krimi, er den tiefgründigen Thriller.
Steinhausen – In den letzten drei Jahren haben Beatrice (68) und Christian (72) Schweingruber je ein Buch geschrieben, das dieses Jahr erschienen ist. «Mein Buch ‹Völlig erschlagen› ist ein klassischer Krimi. Die Kommissarin und ihr Ermittlerteam versuchen, einen Mord in Luzern aufzuklären», berichtet Beatrice. Es sei eine Geschichte, die sich auch gut als Ferienlektüre lesen lasse, fügt ihr Mann an.
Christians Thriller sei dagegen eher eine Geschichte mit Spannung und literarischem Anspruch. «‹Adagio› ist eine gute Lektüre für Leser, die Wert auf Tiefgang und Glaubwürdigkeit legen. Es gibt verschiedene zeitliche und örtliche Ebenen und Ereignisse, die bis in die Gegenwart wirken und nach Zug führen», erklärt er. Zentral sei für ihn, dass der historische Hintergrund der Geschichte stimmt. «Er kann dafür stundenlang an seinem PC sitzen und mit unendlicher Geduld recherchieren», ergänzt Beatrice.
Der Titel «Adagio» komme davon, dass das Opfer zum Zeitpunkt der Ermordung Mozarts «Adagio ma non troppo» hörte. «Die Stimmung des Adagios widerspiegelt sich zudem im Thriller», meint Christian.
Ehe ist wichtiger als der gemeinsame Krimi
Auf die Frage, wieso die beiden nicht zusammen ein Buch geschrieben haben, antwortet Beatrice schmunzelnd: «Unsere Ehe ist uns wichtiger als ein gemeinsamer Krimi.» Sie sei das Gegenteil von ihrem Mann. «Ich habe keine Geduld und recherchiere nicht gerne lange am PC. Viel lieber möchte ich mit Ärzten, Polizisten und Anwälten sprechen, um Informationen zu sammeln.» Christian brauche für seine Recherche nicht nur KI, sondern besuche sogar die Schauplätze mit dem Flugsimulator. «So kann ich die Orte genau beschreiben», erklärt er.
Auch im Schreibstil unterscheiden sich die beiden. «Ich verwende gezielt kurze Sätze, wohingegen Beatrice die Wörter eher sprudeln lässt», bemerkt Christian. Das Ehepaar habe sich aber gegenseitig lektoriert und immer wieder Ideen ausgetauscht. «Uns sind oft beim Spazieren Ideen eingefallen. Vor allem im Wald konnten wir uns gute mörderische Geschichten ausdenken», erzählt Beatrice. «Unser Kreativplatz ist in Davos», meint Christian. Hier in Steinhausen sei der Alltag und auch immer viel los mit den Grosskindern.
18 Jahre für den ersten Thriller
Das Schreiben haben die beiden eher zufällig entdeckt. Christian ist Anwalt und Management-Coach. Auf seine Pensionierung hin hat er ein Fachbuch veröffentlicht. «Im Jahr 2004 habe ich meinen ersten Thriller angefangen. Ich habe ihn erst 18 Jahre später fertiggeschrieben, als Beatrice mir mit der Veröffentlichung ihres Krimis Druck machte», erklärt Christian.
Beatrice habe als Coach für Frauen, die sich nach der Babypause neu orientieren wollten, zuerst ein Sachbuch geschrieben. Danach hat sie Biografien über acht Frauen mit spannenden Geschichten verfasst. «Mir hat immer die Fantasie gefehlt, weswegen ich zuerst über die Schicksale der Frauen geschrieben habe. Weil mir das Schreiben so Spass machte und ich auch unabhängiger von anderen sein wollte, habe ich mich danach meinem ersten Krimi gewidmet.»
Schreiben ist mehr als ein Hobby
Nun hat sie eine gute Strategie entwickelt, um ihre Fantasie anzuregen: «Ich habe an die Fenster Zettel mit Eckpunkten geklebt. Zwischen diesen Punkten konnte ich meiner Fantasie freien Lauf lassen.» Ganz anders geht Christian vor: «Ich kann mir die Figuren gut vorstellen und mich mit ihnen unterhalten.» Er habe Unmengen an Fantasie, bestätigt seine Frau.
Für beide ist das Schreiben mehr als ein Hobby. «Es erfüllt mich, wenn ich ein Buch mit so viel Herzblut fertig schaffe. Ich merke dann, dass wir Menschen viel mehr können, als wir uns zutrauen», erklärt Beatrice. «Es hält uns auch geistig fit, nicht nur zu konsumieren, sondern auch zu produzieren», ergänzt Christian. Die beiden freuen sich schon auf ihre nächsten Projekte. (Text: Julia Lüscher)
