Ein Grab und ein versiegelter Brief

Kunst & Baukultur

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Das Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug hat ein besonders spannendes Jahr hinter sich.

  • Die Direktion des Innern lud zu einem Vortrag, an dem sie die Funde des letzten Jahres vorstellte. Im Bild begutachtet Regierungsrat Andreas Hostettler einen der Funde. (Bild Stefan Kaiser)
    Die Direktion des Innern lud zu einem Vortrag, an dem sie die Funde des letzten Jahres vorstellte. Im Bild begutachtet Regierungsrat Andreas Hostettler einen der Funde. (Bild Stefan Kaiser)

Zug (Kanton) – Über einhundert Archäologie-Interessierte füllten am Sonntagnachmittag den grossen Saal des Wilhelm-Gebäudes, welches gegenüber dem Museum für Urgeschichte(n) liegt. Museumsleiter Ulrich Eberli begrüsste das grosse Publikum zu einem öffentlichen Vortrag, der einen Rückblick in die Zuger Archäologie 2022 zum Thema hatte. Er wies darauf hin, dass bestimmte spektakuläre Funde, die im Anschluss des Vortrags vor Ort zu besichtigen seien, den Weg ins Museum für Urgeschichte(n) finden würden.

Karin Artho, Leiterin Amt für Denkmalpflege und Archäologie, informierte die Anwesenden über die Aufgaben des von ihr geleiteten Amtes: «Wir gehen dorthin, wo das Kulturerbe gefährdet ist. Die Faszination liegt darin, immer wieder kleine Puzzleteile zu finden, die uns in der Erforschung der Menschheitsgeschichte weiterbringen.»

11000 Jahre alte Bäume in Hagendorn gefunden

Nach dieser Einführung startete Gishan Schaeren, Leiter der Abteilung Ur- und frühgeschichtliche Archäologie, seinen Teil des Jahresvortrags. Mit viel Bild­material vermittelte er Hintergrundwissen zu den Ausgrabungen des vergangenen Jahres im Kanton Zug. Der erste Fund, welchen er mit grossem Foto auf der Leinwand zeigte, löste Erstaunen im Publikum aus.

Zu sehen war der Unterkiefer eines Wildschweins, das auf der Baustelle der Fensterfabrik Baumgartner in Hagendorn entdeckt wurde. Auf diesen Fund hin wurden gleichenorts Baumstämme von über 11000 Jahre alten Eichen gefunden. «Diese Eichen gehören zu den ältesten, die man nördlich der Alpen finden kann», erklärte Schaeren.

Erfreuliche Überraschung unter einer Steinplatte

Nahe der Pfarrkirche St. Martin in der Gemeinde Baar wurden bei Aushubarbeiten Stein­platten gefunden, die sich später als Grabstätte aus der Jungsteinzeit herausstellte. Auch dazu gab es Bilder. Erst in zwei Meter Tiefe wurden die Steinplatten entdeckt. Darunter kam ein komplettes Skelett zum Vorschein. Eine erfreuliche Überraschung für Gishan Schaeren und sein Team. Nach Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass es sich um einen Mann im Alter zwischen 30 und 50 Jahren handelte. Er wurde hier in Baar vor rund 4500 Jahren begraben. «Seit 1993 ist das Gebiet Äbnetwald in Cham ein archäologisches Eldorado der Schweiz», erklärte Schaeren begeistert. 2022 wurden 28 Feuergruben sowie mehrere Steingruben identifiziert. Es konnte noch nicht herausgefunden werden, wofür diese Feuergruben verwendet wurden. Sie datieren zurück auf tausend Jahre vor Christus.

Anette JeanRichard, Co-Abteilungsleiterin des Amts für Denkmalpflege und Archäologie, berichtete weiter über den Einsatz von Drohnen zur Dokumentation: «Somit können die schwierig zugänglichen Stellen besser fotografisch festgehalten werden.» JeanRichard zeigte diverse denkmalgeschützte Häuser im Kanton, die mit historisch prägenden Funden aufwarten. Es wurden bemerkenswerte Wandmalereien geborgen. Minutiös wurden diese von Restauratorinnen mit Skalpell und viel Geduld freigelegt.

Bei der Binzmühle in Risch wurden unterhalb des Kernbaus von 1595 Spuren des Mühlerads gefunden. «Das Rad war mindestens fünf bis sechs Meter im Durchmesser», betonte JeanRichard. Sie verwies auf den Anlass «Tag der offenen Tür» am Samstag, 25. Februar. Ab 11 Uhr findet eine öffentliche Führung durch den denkmalgeschützten Hof Binzmühle statt.

Ein mysteriöser Brief zum Schluss

Ebenfalls im letzten Jahr wurde, versteckt auf einem Decken­träger in der Stube des Hauptgebäudes bei der Binzmühle, eine Kartusche mit dem Bildnis des heiligen Franziskus entdeckt. Darin befand sich ein versiegelter Brief, welcher nur schwer entziffert werden konnte. Anette JeanRichard las dem Publikum den mysteriösen Briefinhalt vor.

Anschliessend an den Vortrag von Schaeren und Jean­Richard wurden alle Anwesenden eingeladen, eine Auswahl der präsentierten Fundstücke in der Aula zu begutachten. (Text von Laurence Ziegler)